Vorsicht, heiß!
und allein darum, sich noch mehr von dem zu gönnen, was in der Nacht passiert ist.“
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Doch dann musste sie an das unangenehme Aufeinandertreffen mit seinem Bruder und seiner Exfrau denken, das Paulo seitdem mit keiner Silbe erwähnt hatte. Seine angespannte Miene zu sehen hatte ihr fast wehgetan.
Geistesabwesend strich Alyssa ihm über den Arm. „Die Sache mit Bianca und Marcos gestern tut mir leid.“
„Es ist nicht weiter wichtig.“
Nach dem, was sie gerade gemeinsam erlebt hatten, würde Paulo nun sicher unbefangener mit ihr reden können. „Es hat dir bestimmt sehr wehgetan, als Bianca dich wegen Marcos verlassen hat. Und das Verhalten deines Bruders muss deine Beziehung zu ihm auch beeinträchtigt haben.“
Er lachte spöttisch. „Marcos und mich hat eigentlich immer nur berufliche Konkurrenz miteinander verbunden.“
Sie wandte sich zu ihm um. „Wart ihr zwei euch nie nahe?“
Das Licht eines weiteren Blitzes zuckte über sein finsteres Gesicht. Paulo antwortete nicht.
Schließlich drehte er sich auf den Rücken. „Ein halbes Jahr, bevor ich das Unternehmen verlassen habe, schlug ich meinem Vater vor, eine Kette mit lauter individuellen Luxushotels zu schaffen. Dafür wollte ich einige unserer kleineren alten Hotels renovieren und originalgetreu wieder herrichten. Das Samba Hotel sollte das Erste sein. Aber wie immer waren Marcos und ich unterschiedlicher Meinung.“
„Was ist dann passiert?“
„Mein Vater hatte einen Schlaganfall, was absolutes Chaos im Unternehmen auslöste. Und vier Monate später, als Marcos und ich uns noch immer über meinen Vorschlag stritten, ist er an den Folgen gestorben.“
Paulo klang völlig unbeteiligt, dabei musste der Tod seines Vaters ihn schwer getroffen haben.
„Das tut mir leid“, sagte Alyssa leise.
„Nicht nötig“, antwortete er.
Dass er so gar nicht über seine Gefühle sprach, war entmutigend. Doch sie ließ sich davon nicht abhalten. „Wenn es dich nicht stört, dass Marcos und Bianca ein Paar sind, warum willst du dann nicht mit ihm über den Treuhandfonds reden?“
„Weil es da nichts zu besprechen gibt“, meinte Paulo abweisend. „Ich will das Geld nicht haben.“
Alyssa stützte sich auf und sah ihn an. „Warum denn nicht?“ Sie spürte, wie er unwillkürlich den Griff um ihre Hüfte verstärkte.
„Weil ich es nicht brauche.“
„Aber fühlst du dich nicht verpflichtet, deinem Vater seinen letzten Wunsch zu erfüllen?“
Ihre Enttäuschung wuchs. Die vergangene Nacht, in der sie Paulo so nahe gewesen war, hatte einen anderen Menschen aus ihr gemacht. Doch nun bezweifelte Alyssa, dass sich auch für ihn etwas geändert hatte.
Er nahm die Hand von ihrer Hüfte. „Wir sind beide erschöpft“, sagte er und drehte sich von ihr weg. „Schlaf gut.“
Alyssa betrachtete seinen Rücken und lauschte dem Regen, der gegen das Fenster trommelte. Sie war verwirrt – und verletzt. Denn sie hatte ihr Innerstes nach außen gekehrt und Paulo tief in ihre Seele blicken lassen. Er dagegen wollte noch immer nicht vertrauensvoll mit ihr sprechen.
Ein unheilvolles Gefühl beschlich sie. Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz. Ihr wurde klar, dass sie erneut einen Fehler begangen hatte, einen verhängnisvollen Fehler: Sie hatte sich in Paulo Domingues verliebt.
9. KAPITEL
Um zwei Uhr morgens lehnte Paulo sich gegen die Wand der Terrasse, die sich an sein Schlafzimmer anschloss. Das Gewitter war abgeklungen, und der Geruch der feuchten Erde und die drückende Luft lasteten auf ihm. Trotz des Regens war es noch immer heiß. Drinnen war es dank der Klimaanlage angenehm kühl. Doch Alyssa schlief in seinem Bett, und er wollte sie nicht wecken.
Paulo fühlte sich wie zerschlagen. Er hatte Alyssa mit zu sich nach Hause genommen, aber nicht damit gerechnet, dass ihre Geschichte ihm so nahegehen würde. Doch diese hatte in ihm das dringende Bedürfnis geweckt, ihre Welt in Ordnung zu bringen. Auch auf das bedingungslose Vertrauen, das sie ihm entgegengebracht hatte, war er nicht vorbereitet gewesen. Und als Alyssa schließlich ihrer wilden Seite freien Lauf gelassen hatte, war es endgültig um seine Selbstbeherrschung geschehen gewesen.
Nachdem diese Mauer einmal durchbrochen war, hatte er die Dinge nicht mehr aufhalten können.
Unruhig ging er über die kleine Terrasse, stützte sich aufs Geländer und betrachtete das Wasser im Pool, dessen Oberfläche zuckendes blaues Licht auf die Bäume
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