Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)
eine Art, einen Mann zu begrüßen, der sich am Anfang einer langen Reise befindet?“
„Kyle?“ Überrascht, seine Stimme zu hören, setzte sie sich auf. Überrascht und extrem froh.
„Gibt es da irgendeinen Kerl in deinem Leben, von dem ich nichts weiß?“, fragte er in plötzlich argwöhnischem Ton.
„Nein! Es ist nur … Ich habe nicht damit gerechnet, dass du anrufst.“ Sie umklammerte den Hörer fester.
„Du machst Witze, oder?“ Er stieß den Atem aus. Und vermutlich einen Fluch, den sie nicht richtig verstand. „Egal, antworte nicht darauf. Hattest du wirklich so wenig Vertrauen zu mir?“
„Es ging nicht um Vertrauen,sondern darum, realistisch zu sein.“
„Und in deiner Realität lieben wir uns, und ich rufe dich danach nicht mehr an?“ Seine Stimme wurde lauter, und sie konnte seine Enttäuschung auch über das Telefon spüren. „Na ja, danke für diesen Vertrauensbeweis“, murmelte er.
Julia zuckte zusammen. Wenn man es so betrachtete, hatte er jedes Recht, verletzt zu sein. „Es tut mir leid.“
„Entschuldige dich nicht für deine Gefühle.“
Schweigen breitete sich aus.
Sie schluckte schwer. „Wie war der Flug?“
„Lang, und wir haben heute Abend ein Spiel. Es ist immer hart, zur Westküsten-Zeit zu spielen.“ Er redete zwar, dennoch war ihr klar, dass sie ihn gekränkt hatte und er das nicht so rasch vergessen würde.
„Na ja, dann viel Glück“, erwiderte sie sanft.
„Danke.“
Als er nichts mehr sagte, begriff sie den Wink. „Bye“, verabschiedete sie sich, beendete das Gespräch und ließ das Telefon auf den Boden fallen.
„Na super, Julia.“ Er hatte davon gesprochen, dass sie sich geliebt hätten, doch wie konnte sie glauben, dass dies mehr war als eine nette Wortwahl?
Was erwartete er, was sie glauben sollte? Dass Superstar Kyle Hansen nach all dieser Zeit plötzlich seine alte Highschool-Liebe zurück in seinem Leben wollte?
Dass sie dort hingehörte?
Kyles schlechte Laune wuchs mit jedem Spiel auf der Westküsten-Tour des Teams Die Suns hatten eine Pechsträhne, landeten auf der Verliererstraße, und Kyle gab sich selbst die Schuld. Es mochte eine Teamleistung sein, allerdings beeinflusste seine fehlende Begeisterung die Stimmung im Dugout, und die Jungs reagierten entsprechend. Obwohl er versuchte sich zusammenzureißen, kam er nicht darüber hinweg, dass Julia davon überzeugt gewesen war, dass er sie nicht anrufen würde.
Die Vergangenheit hatte sie offenbar so sehr verletzt, dass sie wirklich gedacht hatte, er hätte Sex mit ihr und würde sich dann nicht mehr melden. Auch wenn er gesagt hatte, dass er es tun würde.
Falls es helfen könnte, sie jeden Tag anzurufen, würde er das tun, doch er wusste es besser. Sie musste ihn persönlich sehen, um sich sicher sein zu können, dass er es aufrichtig meinte. Und das würde erst in weiteren fünf langen und sehr frustrierenden Tagen der Fall sein.
8. KAPITEL
Sechs Tage war es her, seit Kyle zu seiner Tour aufgebrochen war. Fünf Tage, seit er sie angerufen hatte, dachte Julia. Offenbar war es gar nicht schwer, ihn abzuschrecken. Nicht dass das in ihrer Absicht gelegen hatte. Allerdings hatte sie jetzt zumindest Gewissheit, dass sie recht gehabt hatte. Beim ersten Anzeichen eines Konflikts zog er sich zurück.
Die schmerzhafte Wahrheit sorgte dafür, dass sich ihr Magen verkrampfte. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Post auf ihrem Schreibtisch zu, als es an der Tür klopfte.
„Herein.“ Sie schaute von den Briefen auf und war erstaunt, Michael zu entdecken, der wie immer sein Trikot mit der Nummer 22 trug.
„Ja hallo!“ Sie legte die Papiere zur Seite. „Was ist los?“
„Nichts.“ Er trat mit der Spitze seiner Sneakers gegen den Boden.
Sie kaufte ihm seine Antwort nicht eine Sekunde lang ab. „Bist du nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen?“ Sie erhob sich und schritt zur Tür, um ihn hereinzubitten und ihn zu einem der Sessel vor ihrem Schreibtisch zu führen.
Er antwortete nicht.
Sie setzte sich neben ihn. „Also du bist hier, weil nichts los ist.“
„Es gibt ein Vater-Sohn-Frühstück in der Schule“, murmelte er, ohne den Blick zu heben.
„Aha.“ Sie fühlte mit ihm. Es konnte wirklich nicht leicht sein für ihn.
Zu schade, dass die Schulen noch immer so unsensibel mit den Veränderungen in den Familienmodellen umgingen.
Was Michael betraf, musste seine Mutter in jedem Fall im Krankenhaus sein, sodass er allein dastand. Sie suchte nach den richtigen Worten.
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