Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)
eine Organisation wichtig war, engagierte er sich auch privat, aber niemals über die jeweilige Veranstaltung hinaus. Und doch …. Irgendwas an diesem Jungen berührte eine Saite in ihm.
Kyle war sich durchaus bewusst, dass Michael ihm aufgrund seiner Beziehung zu Julia mehr bedeutete als all die anderen unterprivilegierten Kinder, die er getroffen hatte. Und weil er sich dem Teenager wirklich verbunden fühlte und in Michaels Verlangen, zu spielen und sich in dem Spiel zu verlieren, so viel von sich selbst wiedererkannte.
Michael hatte Kyle eine Nachricht hinterlassen, wann er bei seiner Schule sein sollte und warum das Vater-Sohn-Frühstück in Kyles Zeitplan passte. Der Junge hatte nicht gefragt. Er vertraute einfach darauf, dass Kyle erschien und als sein Vater-Ersatz dabei war – da niemand anders es tun würde. Schon während er die Nachricht abgehörthatte und auch jetzt wurde es Kyle schwer ums Herz. Er war einst dieser Junge gewesen, dessen Vater so viele Male nicht aufgetaucht war, dass er sie nicht einmal zählen konnte. Und er hatte mit seinem Dad unter einem Dach gelebt. Nur dass ihm sein nächster Drink wichtiger gewesen war als sein Sohn.
Kyle war stolz, dass er heute einspringen konnte, damit Michael nicht jenen Schmerz und jene Beschämung erlebte, die Kyle damals empfunden hatte. Und er fühlte sich geschmeichelt, dass der Teenager ihn überhaupt darum gebeten hatte.
Er stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab und lief Richtung Schule, wo er die Gruppen von Schülern und Eltern auf der Suche nach Michael überflog. Als Kyle ihn schließlich entdeckte, musste er erkennen, dass der Teenager nicht allein war.
Dr. Feelgood, derselbe Typ, mit dem Julia an jenem ersten Tag in der Cafeteria gesessen hatte, stand neben Michael.
Verwirrt gesellte Kyle sich zu ihnen und rang sich ein Lächeln ab. „Hallo, Kumpel.“
„Kyle! Klasse! Ich habe Ms Caldwell gesagt, dass du kommen würdest!“
Kyle schaute ihn verwundert an. „Natürlich bin ich hier. Hast du daran gezweifelt?“ Der Junge trug Kyles Trikot, also musste er ein gewisses Vertrauen in ihn haben.
„Nö, ich war mir sicher“, erwiderte Michael breit grinsend.
„Aber du dachtest, dass zwei Väter cooler wären als einer?“, fragte er und wandte sich dem anderen Mann zu. „Dr. Montoya.“ Kyle zwang sich, ihm die Hand zur Begrüßung zu reichen.
Er erinnerte sich noch daran, dass der Mann etwas davon geredet hatte, dass er keine Chance bei Julia hätte. Was bedeutete, dass er interessiert war. Der Gedanke brannte wie Säure in seinem Magen.
„Nennen Sie mich Richard. Und schön, Sie wiederzusehen, Hansen. Tut mir leid wegen der harten Tour, die Sie und Ihr Team hinter sich haben.“
„Wir revanchieren uns noch.“ Kyle presste die Kiefer zusammen bei der Erinnerung und überlegte, ob sich dieser Mann als Nervensäge entpuppen und ob er den Morgen hinter sich bringen würde, ohne das Bedürfnis zu verspüren, ihn niederzuschlagen.
„Ich werde meine Freunde holen, damit sie dich sehen. Sie wollten nicht glauben, dass du als mein Dad hier sein würdest.“ Michael stürzte davon und ließ die beiden Erwachsenen allein.
Kyle hoffte, dass er sich als ein solcher benehmen konnte.
„Tatsächlich war es nicht Michael, der an Ihrem Auftauchen zweifelte“, sagte der gute Doktor. „Es war Julia.“
Ich habe Ms Caldwell gesagt, dass du kommen würdest! Er erinnerte sich an Michaels Worte. Kyle neigte fragend den Kopf. „Dann hat sie Sie gebeten, für mich einzuspringen?“
Der andere nickte. „Nur für den Fall.“
„Nun, das war nicht nötig, doch da Sie hier sind, sind zwei Väter sicher viel besser als einer. Oder als keiner“, fügte Kyle kaum hörbar hinzu.
„Ich verstehe jetzt, warum Sie solch einen guten Ruf in der Stadt genießen. Ich würde Sie ja gerne hassen, aber weil ich es nicht kann, wünsche ich Ihnen Glück. Sie ist eine harte Nuss“, fügte Richard hinzu und meinte unzweifelhaft Julia.
Bevor Kyle antworten konnte, hatte ihn eine Gruppe von Teenagern umlagert, die ein Autogramm von ihm wollten. Er setzte sich mit Michael an einen Picknicktisch und übertrug Kyle die verantwortungsvolle Aufgabe, ihm den Namen des jeweiligen Freundes zu sagen, bevor er ihm ein Autogramm gab.
Die ganze Zeit versuchte er nicht weiter über die Tatsache nachzudenken, dass ein Teenager, den er kaum kannte, ihm mehr vertraute als die Frau, der sein Herz gehörte.
Am späten Vormittag desselben Tages sah Julia, wie Richard aus dem
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