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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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erschrak und wieherte protestierend, und aus der Dunkelheit des waldigen Hangs voraus und zu Kyles rechter Hand kam die gewieherte Antwort des Grauen.
    Kyle holte den Prinzen auf dem Kamm des Höhenzugs ein. Der junge Mann ließ sein Pferd im Schritt gehen, hielt die Zügel locker und sang leise vor sich hin – das gleiche Lied in einer unbekannten Sprache, das er zuvor gesungen hatte. Aber nun, als er Kyle sah, grinste er und sang lauter und mit mehr Betonung. Zum ersten Mal bemerkte Kyle spöttische und anzügliche Untertöne zwischen den unverständlichen Worten. Auf einmal begriff er.
    »Das Mädchen!« sagte er. »Die kleine Bedienung. Wo ist sie?«
    Das Grinsen verschwand aus den Zügen des anderen, kam langsam zurück. Er wandte den Kopf und lachte Kyle an.
    »Na, wo wird sie schon sein?« Der saure Bierdunst seines Atems schlug in Kyles Gesicht. »In ihrem Zimmer natürlich, glücklich schlafend. Geehrt – obwohl sie es nicht weiß – vom Thronfolger, haha! Und in der Erwartung, mich am Morgen bei sich zu finden. Aber das kann nicht sein. Nicht wahr, guter Kyle?«
    »Warum habt Ihr es getan, Herr?« fragte Kyle, so ruhig er konnte.
    »Warum?« Der Prinz spähte durch die Finsternis in sein Gesicht. »Kyle, mein Vater hat vier Söhne. Ich habe drei jüngere Brüder. Aber ich bin derjenige, der einst Herrscher sein wird, und Herrscher beantworten keine Fragen.«
    Kyle sagte nichts. Sie ritten schweigend weiter.
    »Aber ich will dir trotzdem sagen, warum ich es tat«, fuhr der Prinz nach längerer Zeit fort, als hätte es nur eine momentane Pause gegeben. »Ich tat es, weil du nicht mein Leibwächter bist, Kyle. Du siehst, ich habe dich durchschaut. Ich weiß, wessen Leibwächter du bist. Du bist der Leibwächter all der anderen hier!«
    Kyle biß die Kiefer fest zusammen, aber die Dunkelheit verbarg seine Reaktion.
    »Ich habe allen Grund, an deiner Loyalität zu zweifeln«, fuhr der Prinz fort. Er setzte von neuem an, unterbrach sich jedoch mit einer lockeren, wegwerfenden Geste. »Aber das soll mich nicht weiter kümmern«, sagte er. »Du kannst es halten, wie du willst. Mir ist es gleich. Wir werden also künftig mit Punkten spielen. Da war dieser Flegel im Biergarten, der mich anpackte. Aber niemand würde mir seinen Namen verraten, sagtest du. Gut, du warst sein Leibwächter. Ein Punkt für dich. Aber dem Mädchen im Wirtshaus warst du ein schlechter Leibwächter. Ein Punkt für mich. Wer wird gewinnen, guter Kyle?«
    Kyle holte tief Atem.
    »Herr«, sagte er, »eines Tages wird es Eure Pflicht sein, eine Frau von der Erde zu heiraten ...«
    Der Prinz unterbrach ihn mit einem unangenehmen Auflachen. »Ihr schmeichelt euch«, sagte er. »Das ist das Dumme mit euch allen hier.«
    Sie ritten. Kyle sagte nichts. Er hielt den Kopf des Hengstes in Schulterhöhe des Grauen und beobachtete den jungen Mann, soweit die Dunkelheit es zuließ. Der Prinz schien für kurze Zeit einzunicken. Das Kinn sank ihm auf die Brust, und er ließ sein Pferd wandern. Nach einer Weile kam sein Kopf wieder hoch, seine Finger griffen mechanisch fester in die Zügel, und er blickte umher.
    »Ich will etwas trinken«, sagte er. Seine Stimme war kalt und unfreundlich. »Bring mich zu einem Lokal, wo wir Bier trinken können, Kyle.«
    Kyle holte tief Atem.
    »Ja, Herr«, sagte er.
    Er bog nach rechts, und der Prinz folgte. Sie ritten über einen Hügel und auf der anderen Seite hinunter zum Ufer eines Sees. Das dunkle Wasser funkelte im Mondlicht. Weit voraus blinkten ein paar Lichter durch die Bäume am Ufer.
    »Dort, Herr«, sagte Kyle. »Es ist ein Ausflugsort für Angler, und es gibt dort eine Bar, die an Wochenenden durchgehend geöffnet hat.«
    Sie ritten das Ufer entlang, kamen an Bootsschuppen und einigen privaten Wochenendhäuschen vorbei. Das Lokal war ein niedriger Holzbau direkt am Ufer. Ein Anlegesteg, an dem vertäute Ruderboote leise dümpelten, führte ein Stück in den See hinaus. Lampenschein strömte hell aus den großen Fenstern. Sie banden ihre Pferde an und gingen zur Tür.
    Sie betraten einen weitläufigen Restaurationsraum, dessen unbesetzte Tische und Stühle sich zur Wasserseite im Halbdunkel verloren. Nur an der langen Theke herrschte noch Betrieb, und dort war alles in das kalte weiße Licht von Leuchtstoffröhren getaucht. Über den Flaschenregalen der Rückwand waren mehrere präparierte Prachtexemplare von Fischen ausgestellt, braungebeizt vom Tabaksqualm und mit Schildern versehen, die das jeweilige

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