Vorsicht, Zickenzone
verstehen und vorbildlich unterstützen, nein. Aber der Spielplatz ist ihr Revier und das sollten wir Mamas endlich mal kapieren. Wenn wir schon immer mit unseren »To-Go-Bechern« auf den Bänken sitzen und glotzen, dann sollten wir uns wenigstens aus ihrem Spiel und ihren Regeln raushalten. Aber das haben viele Mamas noch nicht verstanden. Zu häufig trauen wir weder unseren eigenen noch den anderen Kindern zu, einen Streit selbst zu regeln. Von Kind zu Kind. Und dann werden manchmal sogar die Muttis handgreiflich, zerren an fremden Vierjährigen und es hagelt Schelte. Selten für den eigenen Nachwuchs. Oft auch für die Mütter der anderen Seite. Ja, hat die denn ihr Kind nicht im Griff?
Das passt gar nicht zur demokratischen Erziehung, dem edelsten Ziel aller modernen Eltern, wo unsere Kinder bei allem mitbestimmen dürfen. So scheint es jedenfalls. »Peter, ist es dir recht, wenn wir gegen 16:15 vom Spielplatz gehen und dann noch schnell etwas bei der Post erledigen?« oder »Jetzt darfst du noch einmal rutschen und dann holen wir uns einen leckeren Cappuccino, Lea. Bist du einverstanden?« Solche Sätze hört man auf Spielplätzen häufiger. Der Dreijährige soll bei so wichtigen Entscheidungen nicht übergangen werden, er erhält überall Mitspracherecht. Aber genau das gleiche Recht räumen sich im Gegenzug auch die Eltern ein. Wenn der Nachwuchs mit seinen Kumpels gerade dabei ist, aus einem nassen Laubhaufen ein Nachtlager zu bauen, schaltet sich sofort die besorgte Mutti ein â und schlägt mit Nachdruck vor: »Wollt ihr mir nicht lieber einen schönen Sandkuchen backen? Ich habe auch einen Ball dabei!« Ãberall wird sich eingemischt und versucht, das Geschehen nach den eigenen Vorstellungen zu lenken. Denn diesen Mamas ist eins klar: Ãberall lauern Gefahren. Und ich als Mutter muss meine Kinder davor bewahren. Und dann geiÃeln sie sich, diese Mamas, mit einer steten Einsatzbereitschaft und dem Credo: Niemand opfert sich so für die Kinder auf wie Muttern. Und wenn du das nicht tust, du Schwester im Geiste, dann bist du eine schlechte Mutter. Dessen sind sie sich sicher.
»Der Müttertrieb ist gefährlicher als die Atombombe« hat Loriot mal gesagt. Denn hinter der Herzlichkeit und Güte der Mamas lauern Konkurrenz, Argwohn, Missgunst: Was macht sie anders? Das macht sie falsch! Was macht die nur mit ihrem Kind? Mütter wissen alles besser und haben eine ganz klare Vorstellung davon, wie etwas zu sein hat. Oder auf alle Fälle, wie es nicht sein sollte. Das leben sie nicht nur an ihrem Nachwuchs aus, sondern auch an allen umstehenden ahnungslosen Müttern. »Was denn, du ziehst deinem Kind bei dieser Saukälte keine Handschuhe an?«, weist mich eine mir fremde Mutter neulich auf dem Spielplatz zurecht.
»Mein Sohn bekommt immer so schnell schweiÃige Hände. Der rennt so viel durch die Gegend«, entschuldige ich mich und würde lieber sagen: »Was geht denn dich das an?«. Aber das verkneife ich mir. Mein Gegenüber kann das scheinbar nicht:
»Mein Gott, seine Hände sind ja schon ganz blau und rot gefroren!«, sagt die andere und schüttelt den Kopf. Ich gerate kurz ins Grübeln. »Bin ich eine elende Rabenmutter«, schieÃt es mir durch den Kopf und ich rufe meinen armen Jungen zu mir. Der kommt angeflitzt, verschwitzt wie immer. Mit ganz warmen Händen und grinst.
Als meine Freundin Antje, langjähriger Single mit flüchtigen On-Off-Beziehungen und jetzt frischgebackene Mutter mit plötzlichem Hardcore-Familiensinn, neulich zu Besuch kam, um ihre Tochter stolz zu präsentieren, konnte ich mir ein paar kleine miese Gedanken nicht verkneifen. Sie kam ganz selbstverständlich eine halbe Stunde zu spät und flötete mir als Entschuldigung etwas über die neue Herausforderung in ihrem Leben als Mutter zu. »Das kannst du dir nicht vorstellen.«
Doch, das kann ich. Habe das Tohuwabohu mit zwei Kindern ja doppelt. Aber diese Tatsache hatte sie anscheinend verdrängt. Oder vergessen. Sicher eine Folge der Stilldemenz. Als ich zum ersten Mal Mama wurde, musste ich mir von Antje Sätze anhören wie: »Und wo bleibst du?« »Du redest ja nur noch über die Kinder!« »Mensch, hast du dich verändert« (und damit war nicht meine Frisur gemeint). Aber das Beste war ein mitleidiges »Was ist aus deinem Leben nur geworden?« Als sie dann auf
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