Vorsicht, Zickenzone
einer Sekte. Jede Mutter, die es anders macht als man selbst, wird sofort zum Feindbild, zur Bedrohung für den eigenen kleinen Kosmos namens »Kindererziehung«.
Klar sind wir nur Menschen. Aber Selbstbeobachtung schärft den Blick. Egal, ob es ums Rächen, Besserwissen, Beleidigtsein, Lästern oder Mobben geht. Wie schnell man allerdings in solche Scharmützel gerät, davon künden die nun folgenden Geschichten. Sie erzählen kleine und groÃe Biestigkeiten im täglichen »Müttereinander« â am Tatort »Spielplatz«, »Kindergarten«, »Schule«, »Freizeit« oder »Job«. Viel Spaà beim Lachen, Mitfühlen und Selbsterkennen. Tatsächlich mussten auch wir uns an die eigene Nase fassen, denn: Nobody is perfect ;-)!
Ihre Christine Koller und Claudia RieÃ
PS: Wie jedoch aus Zickenkrieg Mütter-Allianzen entstehen, wie wir dieses immense Potenzial nutzen können, davon mehr im Nachwort.
Tatort »Spielplatz«
Zeigt her eure Ugg-Boots
A uf den Spielplätzen unserer Republik finden die dollsten Sandkastenschlachten statt. Nur sind es hier nicht die Kleinen, die sich Eimer und Schaufel um die Ohren hauen. Es sind die Mütter, die sich gegenseitig die Hölle heià machen. Hier führen »neurotische Glucken, hochnäsige Rabenmütter, überengagierte Stillkühe, radikale Rohkostschnipplerinnen, Vollzeitmamas und berufstätige Mütter einen Krieg, weil sie sich gegenseitig für das Schlimmste halten, was einem Kind passieren kann«, schreibt Ildikó von Kürthy.
Die meisten Mütter würden von sich erst mal sagen, dass sie gut mit anderen Müttern auskommen. Na ja, mit einigen Ausnahmen. Ãberall sieht man sie in schönster Eintracht zusammensitzen und die Köpfe schütteln: »Wir sollen Zicken sein? Wir sind doch tolerant und solidarisch. Soll doch jede Mama so leben, wie sie es für richtig hält!«
Wer schon einmal auf einem Spielplatz war, weiÃ, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Als ich neu nach München gezogen war, durfte ich das am eigenen Leib erfahren: Ich öffnete das Gatter, betrat die Sand-Manege, suchte nach einer freien Bank und schüttete meinem Nachwuchs eine Jutetasche voll Plastikförmchen aus. Und da standen sie, die Mütter. In kleinen Grüppchen zusammengerottet. Auf der einen Seite der hippe Münchner Schick, von Kopf bis Fuà in den neuesten Zwirn gewickelt, die Sonnenbrille lässig im Haar und den Pappbecher mit dampfendem »Soja Chai Latte to Go« in der Hand. Sie schienen mit festgetackertem Grinsen zu demonstrieren: Schaut her, auch mit Kind geht alles locker-flockig â wäre doch gelacht. Stattdessen wurde weniger gelacht und viel eher gewippt, geschaukelt und sich permanent der Sand von der knallengen weiÃen Jeans gewischt. Auf der anderen Seite sah man erst einmal nur riesige Fahrradanhänger mit lustigen, meterlangen bunten Fahnen. Dahinter standen ebenfalls riesige Rucksäcke auf den Bänken, prall gefüllt mit kleingeschnipselten Apfelstückchen, Demeter-Karottensticks und glutenfreien Reiswaffeln. Für die Kinder. Und eine groÃe Tüte gelatinefreier Gummibärchen. Für die Mütter neben den Rucksäcken. Die Nature-Moms waren etwas blass und ungeschminkt, dafür mit ihren knallroten Allwetterjacken gegen plötzlich aufkommende Orkanböen und sintflutartige Regenfälle bestens gewappnet. Dazwischen tummelten sich die aktiven Mamis, die ihren genervten Kindern ein Frisbee entgegenschleuderten oder eine Rolle am Reck vorturnten. »Schau mal, Karl-Peter, das habe ich mit 9 Jahren in der Schule gelernt und kann es immer noch!« Und ich mittendrin!
Ich suchte mir eine Bank in der Sonne, packte meine Zeitung aus und begann zu lesen. Aber konzentrieren konnte ich mich kaum, mir schlackerten die Ohren vor lauter Sprüchen: »Haste die gesehen? Wie kann man so einen riesigen Kerl noch an die Brust lassen, der ist doch mindestens schon zwei. Hat die denn keinen Mann daheim, der das übernimmt?«, raunte es von rechts.
»Meine Herren, jetzt kommt die schon wieder in neuen Schuhen angewatschelt. Und wenn gleich der Eiswagen vorfährt, guckt ihre Kleine wieder in die Röhre und darf nichts. Die steckt ihre ganze Kohle ins Outfit und hält die Kinder kurz, unmöglich!« Damit war meine Nachbarin gemeint. Sie hat einen eigenen kleinen Schuhladen und damit natürlich auch jede
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