Vorstadtkrokodile
der Polizei einen Tip und verrieten niemanden. Nur Frank rief weiter: »Was soll das jetzt. Anzeigen müssen
wir sie, jawohl, auch wenn mein eigener Bruder dabei ist. Tot könnte der Kurt sein.«
»Ich bin aber nicht tot«, erwiderte Kurt.
Dann versuchte Olaf zu vermitteln: »Also passt auf. Was Kurt gesagt hat, das finde ich nicht einmal so schlecht. Fragt sich nur, ob uns die Polizei das glaubt.«
»Warum nicht. Wir können doch sagen, dass wir drei junge Männer gesehen haben, die Sachen aus dem Keller geholt haben und in den VW getragen haben, und dann sind sie einfach Hals über Kopf abgehauen, als sie uns bemerkt haben … Erkannt haben wir sie nicht … Dann haben wir die drei nicht angezeigt und den Itakern können sie auch nichts mehr ans Zeug flicken«, sagte Kurt.
»Gut«, rief Olaf, »so machen wir’s.«
Die Krokodiler folgten ihrem Anführer nur zögernd. Sie waren nicht ganz davon überzeugt, dass Kurts Vorschlag richtig war.
Es waren etwa zwei Kilometer bis zur Polizeiwache in der Wilhelmstraße. Unterwegs sprachen sie kaum etwas miteinander. Sie waren bedrückt. Und als sie vor der Polizeiwache standen, es war ein altes graues Haus, das hinter einem halb verwilderten Garten etwas versteckt lag, da verließ sie ihr Mut.
Es war schon ein seltsamer Anblick, wie die Krokodiler sich da vor den Stufen der Polizeiwache aufstellten, Kurt in seinem Rollstuhl ganz vorne.
Maria fragte: »Wer geht rein?«
»Ich gehe rein«, sagte Olaf entschlossen.
Die Krokodiler blieben in ihrer Reihe stehen und warteten.
Es schien ihnen eine Ewigkeit zu vergehen, bis sich an einem Fenster im Erdgeschoss zwei Polizisten sehen ließen. Sie starrten auf die Krokodiler, als ob sie Tiere in einem Zoo wären.
Dann verschwanden die Polizisten vom offenen Fenster und eine Minute später traten zwei Uniformierte aus der Tür. Sie stellten sich vor den Krokodilern auf, Olaf war hinter ihnen hergekommen. Der ältere, etwas beleibte Polizist fragte sie: »So, ihr habt gesehen, dass die italienischen Kinder die Sachen aus einem VW-Transporter genommen haben. Und der VW-Transporter war am Eingang der alten Zieglei geparkt.«
»Jawohl«, antworteten die Krokodiler wie auf ein Kommando. Doch Kurt fügte hinzu: »Es war kein VW-Transporter, es war ein VW-Kastenwagen.«
»Aha«, sagte der beleibte Polizist, »ein ganz Genauer. Also es war ein VW-Kastenwagen.«
»Jawohl«, sagten wieder alle wie auf ein Kommando.
Dann ging der Polizist auf Kurt zu und fragte:
»Kannst du nicht laufen?«
Maria antwortete schnippisch: »Glauben Sie, der sitzt zu seinem Vergnügen im Rollstuhl?«
»Na na, junge Dame, warum denn gleich so borstig«, sagte der Polizist lächelnd, »war ja nur eine Frage.«
»Wir können alles beschwören, was wir gesehen haben«, sagte Peter und zupfte sich an der Nasenspitze.
Die beiden Polizisten sahen sich die Krokodiler noch einmal genau an, dann sagte der jüngere von beiden: »Na, dann kommt mal mit rein in die gute Stube.«
Maria deutete auf Kurt: »Und was machen wir mit ihm?«
»Der muss auch mitkommen«, sagte der ältere Polizist.
»Und wie?«, fragte Maria.
Die Krokodiler standen vor dem Polizeiposten und grinsten. Die beiden Polizisten sahen sich ratlos an. Der jüngere von ihnen sagte schließlich: »Reintragen natürlich.«
»Na, dann tragen Sie mal«, antwortete Maria. »Haben sie keine Auffahrrampe für einen Rollstuhl? Kommen zu Ihnen nur Gesunde?«
Die beiden Polizisten waren immer noch ratlos und Maria fragte wieder: »Wenn nun einer kommt und eine Aussage machen will und in einem Rollstuhl sitzt, was macht ihr denn mit dem?«
»Vernehmung im Garten«, sagte Olaf und die Krokodiler grinsten.
»Macht jetzt keine Faxen«, rief der ältere Polizist, »kommt rein … den tragen wir.«
Zögernd näherten sich beide Polizisten Kurt, dann hoben sie ihn gemeinsam aus seinem Rollstuhl und trugen ihn die Treppe hinauf in das Büro. Der Jüngere kehrte noch einmal um und trug mit Olaf den Rollstuhl in das Gebäude. In der Wachstube wurde Kurt wieder hineingesetzt.
Die Polizisten nahmen ein Protokoll auf.
Olaf erzählte, die Krokodiler nickten nur.
Olaf erzählte, dass sie die Einbrecher zwar gesehen, aber nicht erkannt hätten. Er berichtete ausführlich, wie
die italienischen Kinder zu den Sachen gekommen waren. Zum Schluss, weil die Polizisten dreinsahen, als wollten sie ihm nicht glauben, sagte Olaf, dass im Keller des alten Bürogebäudes auf dem Ziegeleigelände eigentlich noch eine
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