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Vorstadtkrokodile

Vorstadtkrokodile

Titel: Vorstadtkrokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M von der Grün
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gelehnt.
    Die Polizei glaubte den Kindern nicht, im Gegenteil, sie hatte einen Hausdurchsuchungsbefehl erwirkt, die Wohnungen ihrer Eltern durchsucht, aber nichts gefunden.
    Das Diebesgut wurde von der Polizei sichergestellt. Die Kinder wurden wieder nach Hause geschickt, aber die Polizei ermittelte weiter.
    Kurt wusste, dass die Polizei die Falschen aufgegriffen hatte, denn die Kinder hatten nur das geklaut, was längst gestohlen worden war. Und Kurt wusste auch, dass die Kinder die Sachen nicht verkaufen wollten.
    Er fragte seinen Vater: »Sag mal, Vater, wenn jemand etwas stiehlt, das vorher schon gestohlen worden ist, ist das dann auch Diebstahl?«
    »Also, Fragen hast du vielleicht.«

    »Ich meine nur, ist das dann auch strafbar?«, fragte Kurt weiter.
    »Hör auf, so was gibt’s doch nicht«, sagte der Vater.
    »Das komm nur davon, weil du immer solche Bücher liest«, sagte seine Mutter, die in die Küche getreten war und zugehört hatte, »das muss dich ja auf solche Ideen bringen.«
    »Aber möglich wäre es doch, dass jemand etwas klaut, das ein anderer schon geklaut hat«, bohrte Kurt weiter.
    Kurts Mutter überlegte eine Weile und sagte dann: »Möglich wäre es schon. Warum eigentlich nicht.«
    »Ich meine, Mutter, kann der bestraft werden, der etwas klaut, was schon von einem andern geklaut worden ist?«, fragte Kurt wieder.
    Draußen ließ der Regen nach.
    »Es wird wieder heiß heute«, sagte sein Vater, »und ich muss wieder den ganzen Tag den Schweißapparat in der Hand halten.«
    »Ob der bestraft werden kann? Natürlich kann er. Aber frag lieber deinen Vater«, meinte die Mutter.
    »Hör jetzt auf mit dem dummen Zeug«, sagte der Vater ungeduldig. »Es waren diese Kinder, damit basta.«
    »Aber wenn sich die Polizei irrt«, sagte Kurt.
    »Die Polizei irrt sich nicht. Und jetzt hör auf mit dem Unsinn«, antwortete der Vater.
    »Vielleicht war doch alles nur ein dummer Zufall«, ließ Kurt nicht locker, »und die Kinder sind wirklich unschuldig. Die Polizei hat sich schon oft geirrt.«
    »Was Kurt sagt, da ist schon was dran«, sagte seine
Mutter, »schließlich können die Kinder doch nicht in Geschäfte einbrechen. Dazu sind sie viel zu klein.«
    »Zu klein. Wenn ich das schon höre … zu klein. Dann waren es eben die Eltern von den Kindern … wo sollen denn die Kinder die Sachen herhaben … sind bestimmt nicht vom Himmel gefallen … und jetzt lasst mich in Ruhe. Ich geh in den Keller die Regale aufräumen.«
    Gleich darauf klingelte es. Es war Frank.
    Frank druckste herum, er wollte nicht mit der Sprache heraus. Erst als sie allein in Kurts Zimmer waren, sagte er endlich: »Ihr wollt heute Nachmittag in die Hütte und abstimmen, ob ihr meinen Bruder anzeigt. Ich muss dabei sein.«
    »Hast du deinen Bruder heute schon gesehen?«, fragte Kurt.
    »Ja. Er ist nicht zur Arbeit gegangen. Er ist zum Arzt, er humpelt … du hättest ihm auch in den Bauch schießen können, sogar ins Auge.«
    »Und was hätte dein Bruder mit mir gemacht, wenn ich mich nicht gewehrt hätte?«, fragte Kurt.
    Frank schwieg, er stand vom Stuhl auf und wanderte unruhig durch das Zimmer. Dann sagte er: »Ihr könnt doch nicht einfach meinen Bruder anzeigen.«
    »Warum nicht? Hast du auch einmal an die Italienerkinder gedacht? Was ist mit denen? Die stehen heute ganz groß in der Zeitung, dass sie die Diebe und Einbrecher sind. Denk doch mal nach«, sagte Kurt.
    »Mein eigener Bruder, das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Frank vor sich hin.

    »Es ist aber wahr. Leider.«
    »Ihr könnt ihn doch nicht einfach anzeigen. Er wird eingesperrt, das ist doch klar … mein Vater schlägt ihn tot, wenn er es erfährt«, sagte Frank und er war dem Weinen nahe.
    »Sollen vielleicht die Italienerkinder für ihn eingesperrt werden?«, fragte Kurt und sah Frank groß an.
    »Wenn mein Vater mal in Wut ist, der schlägt Egon kurz und klein … vielleicht verliert Egon noch seine Arbeitsstelle … vielleicht kriegt er nie mehr eine Arbeit.«
    »Komm heute Nachmittag in die Hütte, da werden wir alles besprechen … du musst kommen, verstehst du«, sagte Kurt.
    »Du bist gut. Soll ich vielleicht dafür stimmen, dass mein Bruder eingesperrt wird? Das könnt ihr doch nicht von mir verlangen.«
    »Nein, das verlangt auch keiner, aber wir wollen nichts hinter deinem Rücken tun«, sagte Kurt langsam und eindringlich.
    Als Frank gegangen war, hätte Kurt vor Wut losheulen können. Er wollte weg, sich mit den anderen Krokodilern

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