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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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hineinfahren«, sagte Leni.
    Der Weg führte zu einem winzig kleinen See. Ein alter Holzkahn lag kieloben am Ufer. Sah aus wie ein Sarg, dachte Lucky.
    Die Leiche im Wald spukte ihm noch immer im Kopf herum.
    »Da brauchst du nur vier Ruderzüge und du bist am anderen Ufer«, sagte er, um sich abzulenken.
    Sie stiegen aus, und Leni ging auf den Kahn zu. »Da unten ist ein kleiner Strand«, sagte sie. »Vielleicht ist der Sand noch warm.«
    Der Strand war groß wie ein Handtuch, doch der Sand war warm und fein und sauber. Lucky dachte, dass Leni nicht zum ersten Mal an diesem Seechen war. Es war lächerlich und ein ihm völlig unbekanntes Gefühl, doch das hier ging ihm zu schnell. Was hatte Leni vor?
    Leni zog ihr T-Shirt über den Kopf. Ihr BH war aus weißer Spitze und hatte einen kleinen Glitzerstein zwischen den Brüsten.
    »Du hast doch Ahnung, oder?«, fragte Leni und schaffte es, bei dieser Frage huldvoll zu klingen, als sei sie die Königin von Saba.
    Lucky hatte Ahnung. Nur hatte er nicht einmal ein Kondom in der Tasche. Er hätte eher gedacht, den Handkuss üben zu müssen.
    »Lass uns erst mal den Sonnenuntergang genießen«, sagte er.
    Da ging gar keine Sonne unter. Nicht in den nächsten Stunden. In zwei Wochen war Sommersonnenwende. Die Tage wurden länger.
    Leni sah gekränkt aus. »Dann fahr mich nach Hause«, sagte sie.
    Lucky seufzte. Er hatte es vermasselt.

Theo
    A us dem Fernsehzimmer oben hörte er Affen schreien. Die Tiersendung, die sein Vater so gerne sah, nahm heute Abend kein Ende. Seine Eltern schafften es mal wieder, sich bestens abzulenken.
    Theo hatte nichts gegen Affen. Aber er hätte lieber über die Leiche im Wald gesprochen. Das war das Thema des Abends. Doch Ma und Pa vermieden alles, was ihnen an der Seele kratzen könnte. Ließen ihn allein am Küchentisch sitzen und stellten den Fernseher an.
    Er hatte hinter den Ställen des Ponyhofes gestanden und das Fernglas auf den Waldeingang an der alten Landstraße gerichtet. Autos. Leute in Zivil. In weißen Schutzanzügen. Polizisten in Uniform. Dann war ein silberner Kombi aus dem Wald gekommen. Ein Leichenwagen.
    Theo hatte gerade das Fernglas absetzen wollen und sein Fahrrad aufheben, das im Gras lag, als er Luckys Ford sah. Lucky war nicht alleine im Auto. Eine Frau mit hellen Haaren saß neben ihm.
    Theo hatte die Augen zugekniffen, weil das Auto so rot und das Haar so hell gewesen war. Als er sie öffnete, hatte er Lucky wenden und davonfahren sehen.
    Er leerte das Glas Apfelsaft und stellte es auf den Küchentisch. Oben klangen die Anfangstöne einer Familienserie. Er würde in sein Zimmer gehen und sich Shakespeares Sonetten widmen . So long as men can breathe or eyes can see. Brauchte er für den Leistungskurs in Englisch.
    Komisch, dass seine Mutter nicht wusste, dass er Biologie schon im vergangenen Jahr abgewählt hatte.
    Eigentlich wussten seine Eltern wenig von ihm.

    Theo schlief schlecht in dieser Nacht. Er stand zweimal auf, stellte sich ans Fenster und hörte die Käuzchen rufen. Erst kurz nach vier fiel er in einen tiefen Schlaf und wachte davon auf, dass ihm die Decke weggezogen wurde.
    »Hörst du den Wecker nicht?«, fragte sein Vater.
    Nein. Er hatte ihn nicht gehört. Kein Grund für diesen drohenden Ton.
    »Ab ins Bad. Es ist Viertel vor sieben.«
    »Guten Morgen«, sagte Theo.
    Es gab Tage, da hasste er seinen Vater. Kein Wunder, dass Ma oft in düstere Stimmungen versank, obwohl sie allem Elend aus dem Wege ging und sogar schon den Kopf senkte, wenn sie den alten Ellerbek grüßte, weil der doch den Tod im Gesicht hatte. Wenigstens ging sie gerne in ihren Kirchenchor.
    Aus der Küche hörte er das Radio. Vielleicht war die Leiche bereits in den Nachrichten. Theo beeilte sich, ins Bad zu kommen.
    Als er wenig später in die Küche trat, huschte seine Mutter im Morgenmantel herum und stellte Frühstück auf den Tisch. Im Radio dudelte Schlagermusik.
    »Für mich kein Frühstück, Ma. Ich verpasse sonst den Bus.«
    »Dann nimm wenigstens einen Apfel mit«, sagte sie und stand schon an der Spüle, um zwei Äpfel abzuwaschen.
    »War was im Radio über die Sache im Wald?«
    »Ich habe umgeschaltet, als die Nachrichten kamen.«
    Theo nickte. So war das. Vielleicht wussten die Leute im Bus mehr.
    Doch er kam gar nicht bis zur Bushaltestelle.
    Luckys Ford hielt neben ihm. Das Fenster wurde heruntergekurbelt.
    »Steig ein«, sagte Lucky, »du bist spät dran.«
    Theo öffnete die Beifahrertür und stieg ins Auto. »Ich

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