Vorstandssitzung im Paradies
als niederträchtig und erwähnte, dass man sie bei uns zu Hause in einem Holzfällercamp schlicht und einfach verprügeln würde.
Schließlich brachten wir die Idee mit den Wahlen vor. Olsen bat um das Wort.
»Ich finde, wir brauchen zumindest im Moment keine Wahlen. Wir sollten lieber Gruppen bilden, für die jeweils Leiter benannt werden. Ich meine damit Gruppen, die nach dem Prinzip der Arbeitsteilung fungieren und sich auf besondere Aufgaben konzentrieren. Zum Beispiel könnten wir geeignete Personen fürs Angeln auswählen, andere würden sich auf die Jagd spezialisieren, wieder andere auf das Sammeln von Früchten und Pflanzen, auf die Betreuung der Kranken oder aufs Kochen.«
Olsens Vorschlag schien vernünftig. Die Leute begannen eifrig darüber zu diskutieren. Und so wurde schließlich beschlossen, der Idee zu folgen und zunächst die Leiter zu wählen.
Leiter der Angelgruppe wurde Flugkapitän Taylor. Er schlug sich selbst für die Aufgabe vor und führte als Begründung an, dass er sich seiner Meinung nach ganz gut in der Materie auskannte, da er alljährlich in seinem Urlaub fleißig in tropischen Gewässern geangelt hatte. Er sagte, er liebe das Angeln, und fügte noch hinzu, dass man ihm, falls man ihn jetzt nicht für diese Aufgabe auswähle, womöglich auch später keine verantwortungsvolle Aufgabe mehr übertragen würde.
Taylor wurde also gewählt.
Die Leitung der Sanitätsgruppe wurde Frau Sigurd übertragen, allerdings unter der Bedingung, dass sie in kritischen Situationen unsere drei Ärzte anhörte. Ich war es, der diese Klausel zur Einschränkung ihrer Macht und Verantwortung forderte, und niemand hatte etwas dagegen einzuwenden.
Lakkonen bekam die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass am Strand immer genügend Brennholz und andere Holzware war, und unsere beiden Forstmeister, Raninen und Laakkio, wurden jeweils zum Anführer einer Dschungelgruppe ernannt. Sie sollten die Jagd entwickeln und Pfade ins Dickicht bahnen.
Die Frauen wurden in drei Sammelgruppen eingeteilt, mit der Leitung wurden die Schwedin Gunvor, eine sehr hübsche Frau, die fast ebenso reizende Maj-Len und die Finnin Sirpa betraut. Die Verantwortung für die Verpflegung wurde der Schwedin Ingrid übertragen.
Damit endete die Versammlung.
Bald danach kamen die Gruppenleiter zusammen. Sie beschlossen, sich zumindest vorläufig keine feste Gruppe zusammenzustellen, sondern die Gruppenmitglieder jeweils nach Bedarf auszuwählen – auf diese Weise lernten sie die Gewohnheiten und Neigungen eines jeden kennen, und jeder könne sich dann später für die Arbeit entscheiden, die ihm am meisten lag. Außerdem verpflichteten sich die Leiter, als gewöhnliche Mitglieder in einer anderen Gruppe mitzuarbeiten, wenn sie in ihrer Funktion gerade nichts zu tun hatten. Auch der Dreierführung des Lagers wurde dieselbe Verpflichtung auferlegt.
Als tägliche Arbeitszeit wurden fürs Erste die hellen Stunden des Tages festgelegt. Wir waren natürlich noch nicht so weit, dass wir europäische Arbeitszeitgesetze einführen konnten.
Vor dem Auseinandergehen fragte Taylor, wie wir verfahren wollten, falls erneut Nahrung versteckt würde oder es zu anderen Ordnungswidrigkeiten käme.
»Vielleicht müssen wir für diesen verfluchten Sandstrand auch noch einen Polizisten wählen«, überlegte Kristiansen laut.
Forstmeister Raninen, der zu Hause in Finnland dem Bezirksforstausschuss von Kuopio angehörte, war der Meinung, dass wir auf eventuelle Vergehen jeweils situativ reagieren sollten: Falls der Täter ein Mann war, sollte er Prügel beziehen, und falls sich eine Frau etwas zu Schulden kommen ließ, sollte sie ins Wasser getaucht werden.
Ein Polizist wurde nicht gewählt.
11
Zwei Wochen nach dem Unglück begann sich das Leben auf der Insel endlich zu stabilisieren. Fischfang und Jagd brachten Erfolg, und dadurch besserte sich auch die Stimmung der Leute.
Taylor war es gelungen, aus dem wenigen vorhandenen Material ein paar ganz taugliche Fanggeräte herzustellen. Seine Angelgruppe versorgte das Lager mit reichlich Fisch. Die größeren Exemplare fing er in der Nähe der Korallenriffe mit dem Spieß, und aus den Rettungswesten hatte er provisorische Kescher hergestellt, mit denen er die kleinen Fische aus dem Wasser holte. Die Verhütungsspiralen hatten ausgezeichnete Angelhaken ergeben, und als Schnüre dienten Nylonfäden, die aus den Bändern der Rettungswesten stammten.
Auf dem Speiseplan unseres Lagers standen auch kleine Krebse,
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