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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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anzusehen, und er sagte:
    »Das sind Verhütungsspiralen, und zwar diese neuen Kupferprodukte von Outokumpu, sie waren für Indien bestimmt.«
    Mit wütender Entschlossenheit öffneten wir die andere Kiste. Sie war ebenfalls voller Spiralen.
    Die Enttäuschung der Leute entlud sich in hysterischem Gelächter, das jedoch abrupt endete, als Olsen die Deckel der Kisten zuschlug und sagte:
    »Da gibt es gar nichts zu lachen. Es kann sein, dass sie uns nützlicher sein werden, als ihr ahnt.«
    Dann trug er die Kisten unter das Schutzdach. »Gut möglich, dass wir sie schon längst hätten gebrauchen können«, sagte er, als er wieder zurückkam.
    Taylor merkte noch an, dass man aus den Dingern auch Angelhaken und Nadeln machen könne.

9
    Wenn auf einer einsamen Insel sechsundzwanzig Frauen und zweiundzwanzig Männer leben, die alle volljährig und vorwiegend jung sind, richtet sich das Interesse, außer aufs Essen und Schlafen, auch auf das andere Geschlecht.
    Länger als eine Woche hatten alle Enthaltsamkeit geübt, nun fühlten sich Männer und Frauen zueinander hingezogen. Es lässt sich nur erahnen, was die unglücklich Gestrandeten nachts im Schutze des Dschungels getrieben haben.
    Ala-Korhonen, ein Mechaniker aus Rovaniemi, zeigte gleich von Anfang an ziemliche Aktivität in dieser Angelegenheit, allerdings mit wenig Erfolg. Er war ein recht kleiner Mann und sprach kaum etwas anderes als Finnisch. Seine geringen Englischkenntnisse hinderten ihn jedoch nicht daran, sich an die Stewardessen heranzumachen.
    Auch ich versuchte mein Glück bei den Frauen in unserem Lager, sogar bei mehreren, aber mir war kaum mehr Erfolg beschieden als Ala-Korhonen. Einmal, als wir uns beide abends am Feuer darüber unterhielten, meinte er:
    »Kann sein, dass wir nicht romantisch genug sind.« Aber dann kam er zu dem Schluss, dass es nicht unbedingt daran lag. Er erzählte von einem Maurer aus Rovaniemi, die Geschichte hatte sich Anfang der Sechzigerjahre zugetragen. Eines Tages hatte der Mann beschlossen zu heiraten. Er war in den Vierzigern, ziemlich hässlich, ein rechter Trunkenbold und außerdem noch mittellos, aber trotzdem wollte er unbedingt heiraten. Er sagte, dass er eine Frau nehmen wolle, die ihm gefällt. Niemand glaubte, dass er es schaffen würde.
    »Es kam der Sommer neunzehnhundertzweiundsechzig. Der Maurer fuhr im Urlaub nach Kuusamo, um zu angeln. Er hatte sich ein Zelt gekauft und sich ganz allein in den Naturpark Oulanka aufgemacht. Dort zog er umher und angelte. Im selben Sommer fand in Oulanka ein Weltkongress der Biologen statt. Als der Maurer irgendwann keinen Proviant mehr hatte, ging er zur Forschungsstation, um Milch zu kaufen. Er geriet aus Versehen in den Hörsaal und trug dort sein Anliegen vor. Er wirkte wie ein Waldmensch, als er da mitten in einen englischsprachigen Vortrag hineinplatzte und nach Milch fragte. Er bekam natürlich keine, und so ging er nach draußen vors Haus, um zu rauchen. Nach einer Weile kam eine hoch gewachsene Kanadierin, eine promovierte Biologin, zu ihm hinaus und fragte ihn auf Englisch, wie sie ihm helfen könne. Wahrscheinlich hatte sie einfach Mitleid mit ihm bekommen.
    Der Maurer sagte ihr, dass ihn die Milch nicht mehr interessiere, aber wenn sie ihm helfen wolle, so solle sie seine Frau werden. Die Kanadierin verstand kein Finnisch. Sie holte einen Dolmetscher, und der übersetzte ihr die Worte des Maurers. Sie blieb ganz ruhig, sagte nur, er möge doch freundlicherweise abends wiederkommen, dann wolle sie ihm antworten.
    Der Maurer stellte in der Nähe sein Zelt auf und wartete auf den Abend, ging aber nicht zur Forschungsstation, sondern saß einfach vor seinem Zelt am Feuer. Die Frau trat abends um acht Uhr aus dem Haus und sah zu ihm hinüber. Als er nicht zu ihr kam, schickte sie einen finnischen Kollegen zu seinem Zelt, der dem Maurer sagte, dass sie einverstanden sei. Sie war übrigens eine schöne Frau.«
    Ala-Korhonen sagte noch, dass er das alles nicht so genau wissen würde, wenn der Maurer nicht vor zwei Jahren mit seiner Frau nach Finnland zu Besuch gekommen wäre, ihre beiden Kinder hatten sie ebenfalls mitgebracht. Der Maurer arbeitete inzwischen in Kanada als Verkaufsleiter einer Autofirma. Er sprach fließend englisch, trug einen feinen hellblauen Anzug und war überhaupt nicht eingebildet, obwohl er diese tolle Frau gefunden hatte. Und sie liebte ihn immer noch sehr.
    Soweit Ala-Korhonens Geschichte vom hässlichen Maurer.
    Eines Abends kamen die schwarze

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