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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sind friedlich, wir wollen Sie retten«, riefen sie auf Englisch.
    In diesem Moment wurde uns plötzlich bewusst, dass wir nur sehr spärlich bekleidet waren. Wir waren es gewöhnt, so im Lager herumzulaufen, aber jetzt, da junge Soldaten gekommen waren, um uns zu retten, schämten wir uns unserer mangelhaften Bekleidung.
    Aber daran war nichts zu ändern.
    Die schwarze Hebamme und Keast traten aus dem Dschungel. Die schwarze Hebamme ging ohne Umschweife zu den Männern, obwohl ihr Oberkörper völlig nackt war.
    Die Amerikaner, die sich fröhlich unterhalten hatten, waren so verdattert, dass es ihnen die Sprache verschlug. Mir schien, als wären sie richtig erschrocken.
    Die Männer erröteten, aber dann trat einer der Offiziere mutig vor, reichte der schwarzen Hebamme die Hand und stellte sich vor. Ein Soldat zog sein Hemd aus und gab es der schwarzen Hebamme, die ihren Oberkörper damit verhüllte.
    »Ich bitte Sie, Ihre Waffen auf die Boote zu bringen, sonst wagen sich unsere Leute nicht aus dem Dschungel«, sagte sie. »Wir sind hier fast fünfzig Personen, hauptsächlich Skandinavier im Dienst der Vereinten Nationen, wir sind voriges Jahr hier gestrandet.«
    Die Soldaten boten ihr und Keast Zigaretten und Schokolade an. Dann baten sie die beiden, uns aus dem Dschungel zu rufen. In diesem Moment dachte ich bei mir, was wohl wäre, wenn ich gar nicht hinginge. Maj-Len und Gunvor hockten neben mir, in einiger Entfernung sah ich Taylor. Reeves kam zu mir und sagte, dass er auf keinen Fall auf eines der Schiffe gehen werde. Iines Sotisaari war derselben Meinung.
    Als die schwarze Hebamme rief, dass wir ohne Bedenken hervorkommen könnten, folgte ich der Aufforderung nicht, und auch Taylor, Reeves und die Frauen, die sich in unserer Nähe befanden, blieben auf ihrem Platz.
    Die meisten Lagerbewohner gingen jedoch an den Strand. Sie lachten froh, reichten den Soldaten die Hand und umarmten sie, und die Soldaten gaben den halb nackten Leuten Kleidungsstücke. Einer der Offiziere sprach in ein Walkie-Talkie.
    Die schwarze Hebamme zählte ihre Leute und bemerkte sofort, dass etwa zehn fehlten. Sie war besorgt und rief nach uns. Die Offiziere fragten, warum wir nicht kämen, und die schwarze Hebamme erwiderte, dass wir vielleicht gar nicht gerettet werden wollten.
    »Ein sonderbares Benehmen«, sagte ein Leutnant. »Wenn ich fast ein ganzes Jahr lang an einem solchen Ort verschimmelt wäre, würde ich mich garantiert nicht im Wald verstecken, wenn die Retter kommen.«
    Die Offiziere berieten sich kurz, dann schickten sie ihre Männer in den Dschungel.
    Die Soldaten hatten uns schnell umzingelt. Wir waren überrascht, wie flink sie waren, und uns blieb nichts anderes übrig, als uns zu ergeben. Wir gingen zu den anderen an den Strand, begrüßten die Offiziere und nahmen Zigaretten entgegen. Einer der Soldaten bot uns Kognak an, aber wir lehnten ab. Als er verwundert fragte, warum wir keinen haben wollten, sagten wir:
    »Danke, aber wir haben in letzter Zeit wahrlich genug getrunken.«
    Wir fragten, wer derzeit die Staatschefs der Sowjetunion, Großbritanniens, Finnlands, Schwedens, Norwegens und der USA waren, dann wollten wir wissen, ob in Europa Frieden herrschte und in welchen Gegenden der Erde eventuell Krieg geführt wurde. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir, dass im Inneren unserer Insel tatsächlich ein Partisanenkrieg tobte, da die indonesische Armee einen Aufstand der einheimischen Bevölkerung niederzuschlagen versuchte. Wir stellten noch zahlreiche weitere Fragen, und die Marineinfanteristen informierten uns nach bestem Wissen über den Stand der Dinge in der zivilisierten Welt.
    Es herrschte ein aufgeregtes Durcheinander. Die Marineinfanteristen verfrachteten uns auf die Gummiboote und schafften uns zu den Zerstörern, wo man uns Kleidung und Essen gab. Die Mitglieder der Besatzung fragten uns pausenlos nach unseren Erlebnissen aus, und wir erzählten ihnen, wie wir auf der Insel überlebt hatten.
    Schließlich brachte man uns mit Helikoptern auf den Flugzeugträger, der inzwischen näher an die Riffe herangekommen war.
    Auf dem Flugzeugträger wurden wir feierlich empfangen, die amerikanischen Soldaten hatten an Deck Aufstellung genommen, die Schiffskapelle spielte Marschmusik, und der Kommandant hielt eine kurze Ansprache, in der er uns auf seinem Schiff und in der zivilisierten Welt willkommen hieß.
    »Ich kann mich über all das gar nicht freuen«, zischte mir Reeves ins Ohr, während wir dastanden und

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