Vorstandssitzung im Paradies
wir glaubten uns schon abermals gerettet, nämlich vor der Rettungswut der amerikanischen Marineinfanterie.
Aber am nächsten Morgen zog ein ganzes Helikoptergeschwader über dem Dschungel auf. Die Maschinen kreisten über unseren Köpfen, und obwohl wir versuchten, völlig reglos im Dickicht zu verharren, entdeckten uns die Piloten. Wir trugen ja die helle Kleidung, die wir am Vortag bekommen hatten. Als sie uns geortet hatten, warfen sie Flaschen mit Zetteln ab, auf denen wir aufgefordert wurden, vernünftig zu sein und ans Ufer zu kommen. Wir gehorchten nicht mehr, sondern marschierten tiefer in den Dschungel hinein, in Richtung Gebirge. Wir wollten den Amerikanern zeigen, dass wir freie Menschen waren, die selbst über ihr Schicksal bestimmten, und da wir nun einmal keine Lust hatten, ins langweilige Europa zurückzukehren, würden wir ganz einfach auf unserer Insel bleiben, und zwar solange es uns Spaß machte. Der Dschungel war so dicht, dass die Helikopter nicht landen konnten, und wir machten den Piloten durch die Zweige hindurch eine lange Nase.
Gegen Mittag zogen die Helikopter ab, und wir dachten schon, die Amerikaner würden darauf verzichten, uns zu fangen, und sich mit denen zufrieden geben, die freiwillig nach Europa zurückkehren wollten.
Aber das Militär gab nicht so schnell auf. Am Nachmittag kehrten die Helikopter zurück. Man warf uns eine Botschaft hinunter, die eine deutliche Drohung war: Wenn wir nicht sofort an den Strand kämen, würde man uns gewaltsam dort hinbringen. Die Nachricht war unterschrieben vom Kommandanten des Flugzeugträgers, und sie trug den offiziellen Stempel des US-Konsuls. Weiß der Teufel, wie sie sich den so schnell besorgt hatten.
Wir lachten nur über die Drohung und zeigten den Piloten, wie wir das Blatt Papier zerrissen. Wir betrachteten uns als die Sieger. Aber das war ein Irrtum. Am Himmel tauchten weitere Helikopter auf, und in der Zone zwischen uns und dem Gebirge wurden Rauchbomben abgeworfen. Damit war uns der Weg abgeschnitten. Man hatte beschlossen, uns aus unserem schützenden Dickicht auszuräuchern. Wir mussten weinen: Zwischen den Rauchbomben war auch Tränen gas gewesen.
Wir versuchten, durch den Rauch hindurchzudringen, aber das war unmöglich. Die Helikopter dröhnten die ganze Zeit über unseren Köpfen und warfen immer mehr Rauchbomben und Tränengas ab. Wir waren gezwungen, vor der sich nähernden Rauchfront zurückzuweichen.
Plötzlich rief Lämsä:
»Los, wir gehen zur Kanone und schießen aufs Meer, dann lassen uns die Teufel bestimmt in Ruhe!«
Wir rannten eine halbe Stunde quer durch den Dschungel, bis wir bei dem japanischen Geschütz anlangten. Iines Sotisaari und Lämsä nahmen routiniert ihren bewährten Platz ein, und wir anderen holten die Granaten. Wir richteten das Rohr aufs Meer und schossen. Wir waren nicht sicher, wohin die Granate fliegen würde, aber auf jeden Fall würden die Amerikaner spätestens jetzt glauben, dass wir es ernst meinten und auf der Insel bleiben wollten.
Wir verschossen sechs Granaten.
Plötzlich tauchten die Helikopter über uns auf, und an Strickleitern wurden dutzende von Soldaten abgesetzt. Wir ergriffen blindlings die Flucht. Immer mehr Soldaten kamen herunter, und jetzt lächelten sie nicht mehr, sondern schrien wütend, dass wir uns sofort ergeben sollten. Sie trugen Gasmasken, und sowie sie am Boden waren, warfen die Helikopter massenweise Rauchbomben ab.
Lämsä und Lakkonen versuchten, das Kanonenrohr auf die Marineinfanteristen zu richten, aber ehe sie dazu kamen, waren sie bereits umzingelt. Sie gerieten in ein Handgemenge, und Reeves rannte hinzu, um ihnen zu helfen.
Es entstand ein heftiger Ringkampf. Die Soldaten mit ihren steifen Gasmasken waren dabei im Nachteil, mehrere von ihnen gingen zu Boden, und Lakkonen stieß einen Freudenruf aus.
»Der finnische Bär ist los!«
Aber es kamen weitere Soldaten hinzu, und unsere Männer wurden überwältigt. Auch ich wurde gefasst.
Man schleppte uns gewaltsam ans Ufer. Dort waren bereits die Frauen hingeschafft worden, und schließlich wurde auch Taylor gebracht. Er leistete heftigen Widerstand, aber es half nichts, er wurde an den Händen gefesselt und ins Gummiboot getragen. Wir anderen gingen allein, bewacht von den Soldaten.
Man brachte uns auf den Flugzeugträger, und weil wir nicht mehr fliehen konnten, sah man davon ab, uns einzusperren.
Wir beschwerten uns mit scharfen Worten beim Kommandanten. Er tadelte uns seinerseits heftig
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