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Vorstoß in die Schattenzone

Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Vorstoß in die Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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entstanden waren, ein starkes Leuchten drang, das den Geist der Menschen verwirrte.
    Gamhed kannte das, und er war in Sorge. Die Ruhe am Westwall beunruhigte ihn, denn er vermutete, dass die Dunkelmächte irgendwann mit verstärkter Kraft auf dieser Seite zuschlagen würden. Dieser Meinung schien auch Vangard, der Süder, zu sein, denn er hatte drei Magier ausgeschickt, die die Lage im Vorfeld von Logghard erkunden sollten.
    »Wo sind die drei Magier?« erkundigte sich Gamhed.
    Sebor deutete auf die zernarbte und zerklüftete Landschaft außerhalb der Mauer, in der sich Krater an Krater reihte. »Die drei Magier heißen Balaster, Zyrkon und Gelnik«, erklärte er. »Sie haben einiges magisches Gerät bei sich, doch fürchte ich, dass es ihnen gegen die verderbliche Kraft der Himmelssteine wenig nützen wird. Sie sind schon über einen Tag fort, ohne dass wir etwas von ihnen gehört haben.«
    Der Westfinger der Schwarzen Hand senkte sich wieder auf das Land und verdunkelte es. Durch die dunklen Wolken war das schwache Glühen zu erkennen, das aus den Meteoritenkratern kam. Gamhed wartete ab, ob die Schwarze Hand irgendwelche Schrecken mit sich brachte. Aber als sich nichts Ungewöhnliches ereignete, stieg er außen am Wall hinab und machte sich allein auf die Suche nach den drei Magiern. Sebors Warnungen schlug er in den Wind, denn er fühlte sich in seiner silbernen Rüstung sicher.
    Gamhed war noch nie tief in der Düsterzone oder gar in der Schattenzone gewesen, doch aufgrund der vielen Berichte glaubte er, die dortigen Bedingungen einigermaßen zu kennen. Sie konnten nicht viel anders sein als die hier herrschenden.
    Als er durch die Kraterlandschaft schritt, kam er sich wie ein Traumwandler vor. Die Luft war von einem leisen Wispern erfüllt, das immer stärker wurde, je weiter er sich von den Mauern Logghards entfernte. Das Wispern wurde zu einem Raunen, und der Silberne glaubte schließlich, lockende Stimmen zu hören.
    Sie riefen ihn aus den Kratern, verhießen ihm Glück und Erfüllung, wenn er in die Dienste der stärksten aller Mächte träte: der Schwarzen Magie. Gamhed widerstand der Versuchung, sich in einen der Krater zu begeben. Er war der Sache des Guten so fest verschworen, dass er auch hier, in dieser Landschaft wie aus einem Alptraum, allen Einflüsterungen des Bösen widerstehen konnte.
    Doch focht er einen harten Kampf. Er fühlte seine Kräfte schwinden, jeder Schritt an einem Krater vorbei kostete ihn schier übermenschliche Anstrengung. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren, und das Irrlichtern machte ihn fast blind.
    »Wer da?«
    »Lass, es ist Gamhed, ich erkenne ihn an seiner silbernen Rüstung.« Vor ihm tauchten drei Gestalten auf, die ihre magischen Geräte zu einem Halbkreis aufgestellt hatten. Gamhed sah Spiegel und ein Gestell, das wie ein Käfig aussah. Dazwischen waren Runenstäbe aufgestellt, an deren oberen Enden Schalen standen, denen Rauch und eigenartige Düfte entströmten. Gamhed sah auch eine Reihe von Öllichtern, deren Flammen aus den Öffnungen der langen, schlanken Hälse der Behältnisse züngelten. Als er in den Halbkreis trat, fiel das Alpdrücken augenblicklich von ihm ab, und er konnte befreit aufatmen.
    »Was macht ihr hier?« erkundigte er sich bei den drei Magiern, die geschäftig hin und her eilten und für ihn unverständliche Tätigkeiten verrichteten.
    »Störe uns nicht«, sagte Zyrkon unwillig. »Wir wollen Fernschau halten.«
    »Wonach schaut ihr aus?« erkundigte sich Gamhed.
    »Hast du die Berichte der Kundschafter nicht gehört?« fragte Balaster, während er über einen mannshohen Rahmen ein halb durchsichtiges Pergament spannte. Als sich jedoch Gelnik dahinter stellte, war von ihm nichts zu sehen. Balaster gab ein zufriedenes Gemurmel von sich und sagte dann: »Es heißt, dass sich vom Endlosen Ozean und von Norden kommend eine riesige Nebelbank der Bucht ohne Wiederkehr nähert. Sie soll größer sein als der alte Stadtteil von Logghard und hoch wie ein Berg. Inzwischen muss sie längst in den Meerbusen eingefahren sein. Wir wollen durch magische Fernschau herausfinden, was diese Nebelbank birgt.«
    »Ich werde euch nicht stören«, sagte Gamhed.
    »Dann nimm hier Platz und verhalte dich ruhig.« Zyrkon wies auf einen dreibeinigen Schemel, der auf der offenen Seite des Halbkreises stand.
    Gamhed verfolgte die Vorbereitungen der Magier aufmerksam, ohne den Sinn ihrer Tätigkeit zu erkennen. Sie zogen weitere Pergamente auf Rahmen auf, die alle

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