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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ALLER dazu sagen?« Eine Frage, die offenbar viele im Verbund beschäftigte. »Vielleicht sollen wir uns nicht nur auf die SEELE ALLER verlassen«, fuhr der Großkapitän fort, senkte die Waffe und trat näher an die Reling heran. Das Sicherungsseil erlaubte es ihm, sich der Reling bis auf etwa einen halben Schritt zu nähern, wenn er hoch aufgerichtet war. Er hielt das Rohr auf eine freie, von Schnee inzwischen bedeckte Eisfläche, in der kein einziger Anker zu finden war.
    Dann feuerte er die Waffe erneut ab. Zischend fuhr der Strahl in das Eis hinein und ließ es schmelzen. »Ich gebiete über die Kraft der Schnabelträger!«
    »Das ist Frevel an der SEELE ALLER!«, rief der Alte indessen. Seine Stimme hatte noch erstaunlich viel Kraft , wie Magoon zu seinem Missfallen feststellen musste.
    Er vernahm Signale der Zustimmung.
    Und der Furcht.
     
     
    »Ich habe deine Worte gehört «, sagte Katreen, als Magoon mit halb erfrorenen Händen in seine Hütte zurückkehrte. »Und ich habe die Bilder gesehen , die du uns allen gesandt hast.« In ihrem Tonfall lag ein deutlicher Vorwurf.
    Sie brauchte nicht einmal mit der Stimme zu sprechen, damit er wusste, was in ihren Gedanken vor sich ging.
    Magoon wog die Waffe in seiner Hand. Dann schob er sie hinter den Gürtel. Er schlug die Kapuze zurück und legte die Gesichtsmaske ab, die nur die Augen freiließ. Dann setzte er sich wieder ans Feuer. Seine Söhne starrten ihn ebenso fassungslos an wie seine Gefährtin. Es herrschte Schweigen. Sowohl akustisch, als auch in den Gedanken .
    »Es ist gegen die Gesetze der SEELE ALLER, was du tust!«, sagt Katreen.
    »Nein, ich habe dir erklärt, dass das nicht der Fall ist.«
    »Dann scheint sich unsere Erinnerung des Überlieferten zu unterscheiden!«
    »Du weißt, dass das unmöglich ist.«
    »So?«
    »Seit die SEELE ALLER uns erfüllt, unterscheiden sich unsere Erinnerungen an das Überlieferte nicht mehr voneinander. Das weißt du.«
    »Willst du mich jetzt am Ende noch als die Frevlerin hinstellen? Willst du behaupten, dass ich an der SEELE ALLER zweifle?« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich sage nur, was ich denke und empfinde. Und ich höre viele Stimmen , die dasselbe sagen . Aber sie haben Angst, es offen zu äußern. Furcht erfüllt sie, weil sie gesehen haben, was du mit der Waffe des Schnabelträgers getan hast.«
    Magoon nickte. Ein zufriedenes Lächeln stand auf seinem Gesicht. »Ich werde dasselbe auch mit den anderen Gegenständen tun, die die Schnabelträger hier zurückgelassen haben. Nach und nach werde ich ihnen ihre Geheimnisse entreißen und lernen, sie zu benutzen!«
    Die Tür der Hütte öffnete sich.
    Eine düstere Schattengestalt stand dort. Das flackernde Licht erhellte das Gesicht unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze nicht.
    Der Mann machte einen Schritt nach vorn, in den Lichtkreis des Feuers hinein. Er streckte seine Hände aus, während Magoons ältester Sohn zur Tür eilte und sie so rasch wie möglich schloss. Der Schwall Kaltluft, der in den Augenblicken zuvor ins Innere der Hütte gelangt war, ließ dennoch alle Anwesenden frösteln.
    »Digoon!«, stieß Katreen hervor. Sie benutzte dabei unwillkürlich, und ohne darüber nachzudenken, die Stimme .
    Magoon erkannte sofort, was seine Gefährtin bewegte. Sie war erleichtert, dass der hoch respektierte Alte ihre Hütte betreten hatte. Vielleicht würde Digoons Weisheit und Alterserfahrung ihren Gefährten Magoon wieder auf den richtigen Pfad zurückbringen. Nämlich auf den Weg des einfachen, an die Umgebung angepassten Lebenswandels, der ohne irgendwelche technischen Systeme auskam.
    Nicht einmal Zeichen besaßen die J'arakor, um das Überlieferte aufzuzeichnen. Was nicht mehr in den Erinnerungen der Lebenden existiert, existiert gar nicht mehr , hieß es in den Überlieferungen, die die SEELE ALLER für die J'arakor bewahrte.
    »Ich muss mit dir sprechen«, sagte Digoon und vermied es sichtlich, die Stimme zu benutzen. Er blieb auf einer rein akustischen Kommunikationsebene.
    Auch eine Art, sein Missfallen zu äußern , ging es Magoon durch den Kopf. Aber ich kann nicht nachgeben! Um unseres Verbunds willen nicht – aber auch nicht, wenn ich versuchen will, den J'arakor eine Zukunft zu sichern, die diesem Volk würdig ist.
    »Es ist deiner Meinung nach nicht der Würde der J'arakor entsprechend, wenn sie so leben, wie sie es seit vielen Zeitaltern tun?«, fragte Digoon schließlich.
    Der Schrecken stand Magoon ins Gesicht

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