Vorstoß ins Niemandsland
erste konnte er jetzt lösen. Schwankend stand er da, ging unsicher ein paar Schritte, bis sich das Sicherungsseil spannte. Jetzt erst gewann er an Stabilität.
In der rechten Hand hielt er einen der rohrartigen, gebogenen Gegenstände, die die schnabelbewehrten Fremden bei sich gehabt hatten, bevor die Vielbeiner sie vertilgt hatten.
Magoon klammerte seine Hand um den Griff der Waffe, der für seine Anatomie viel zu groß war. Der Kapitän des STURMTROTZERs trug nur die eng anliegenden, dünnen Unterhandschuhe. Die Kälte fühlte sich auf die Dauer schneidend an, aber mit den dicken Überhandschuhen war Magoon nicht in der Lage, den Mechanismus des rohrähnlichen Gegenstands auszulösen.
Den Mechanismus der Waffe.
Magoon hob das Rohr noch ein paar Handbreit, sodass es schräg nach oben in den Nachhimmel zeigte.
Dieser Sturm war besonders lang und heftig. Seit mehreren Sonnenumläufen hatte es kein Unwetter dieser Intensität mehr gegeben. Allenfalls die alten J'arakor erzählten von vergleichbaren Ereignissen.
Verzweifelt kämpften Dutzende von Männern auf den Eisseglern gegen den Wind an, sicherten sich ebenso wie ihr Großkapitän mit Seilen und überprüften die Ankertaue. Wenn ein Eissegler bei diesem Sturm in Bewegung geriet, war er mitsamt seiner Besatzung verloren. Schlimmer noch! Weitere Segler konnten schwer in Mitleidenschaft gezogen und deren Verankerungen im Eis zerstört werden.
Also musste trotz der widrigen Witterungsbedingungen jemand raus in den Sturm, um dafür zu sorgen, dass sich nichts lockerte und keines der Taue langsam durchscheuerte. Das Material war unter diesen Bedingungen von extremer Kälte und mörderischen Windgeschwindigkeiten einer ausgesprochen starken Belastung ausgesetzt, der es nicht ohne weiteres standhielt. Selbst die harten Karbonfasern konnten brechen. Berstende Masten hatten schon so manche Hütte unter sich begraben.
Magoon betätigte nun den Mechanismus der Waffe.
Ein grünlicher Strahl schoss durch die eiskalte, schneegetränkte Luft und verlor sich im Grau der dunklen Nachtwolken.
Für einen Augenblick war es hell. Diese Lichterscheinung ähnelte einem grotesk verfärbten Blitz, nur dass es Magoon gelungen war, seinen Blitz gewissermaßen anzuhalten. Ihn wie in einem Kontinuum gefrorener Zeit erstarren zu lassen.
Er drückte noch immer auf den Auslösemechanismus.
Selbst jenseits der grauen Wolkenschicht war der Strich aus grünem Licht, der in die Unendlichkeit hinaufstrahlte, noch überraschend deutlich zu sehen.
Dann verebbte der Strahl.
Die J'arakor blickten von ihrer Arbeit auf. Kein Sicherungshaken und kein Knoten in den geschmeidigen Algenseilen waren angesichts dessen, was gerade geschehen war, wichtig genug. Sie starrten einfach nur zu ihrem Großkapitän, dessen hoch aufragende Gestalt sich wie ein dunkler Schatten abhob.
»In den Werkzeugen der Schnabelträger steckt viel Macht«, rief er den J'arakor zu. Seine Worte wurden vom Wind verschluckt, aber Magoon sprach mit der Stimme . Das war anstrengender, aber unter den Bedingungen dieses Sturms war auch für die Ankerwerfer untereinander gar keine andere Art der Kommunikation möglich.
Magoon war zumindest sicher, dass jeder ihn verstanden hatte. Er konzentrierte sich noch einmal auf das Bild des grünen Stahls, der zum Himmel gezischt war, die Luft und die Wolken wie die Schneide eines Messers geteilt hatte, um sich schließlich irgendwo in der Unendlichkeit zu verlieren.
Auch dieses Bild würde, zusammen mit den Worten, die in der Stimme sprachen, direkt die Köpfe der anderen J'arakor erreichen. Er hatte einige Erfahrung darin, die Stimme mit Bildern zu kombinieren. Das, was die Augen seinem Gehirn dafür lieferten, waren nicht viel mehr als Rohstoffe. Farben für ein Gemälde, das er anschließend in die Köpfe der anderen J'arakor projizierte.
»Eine große Macht wohnt in den Werkzeugen der Schnabellosen«, verkündete er noch einmal und wog das gebogene Rohr in seiner Hand. »Eine Macht, die uns helfen könnte, Feinde zu vertreiben.«
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Sie stammte von Digoon, einem J'arakor, der so alt war, dass niemand genau zu sagen wusste, wann und wo er geboren wurde. Trotz seines Alters beteiligte er sich beispielsweise immer noch an den Befestigungsarbeiten an den Eisseglern, auch wenn er inzwischen nicht mehr als Treiber der Vielbeiner unterwegs war, da er für die dabei zu erduldenden Strapazen inzwischen definitiv zu alt war.
»Was wird die SEELE
Weitere Kostenlose Bücher