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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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geschrieben.
    Dazu eine gedankliche Frage. Wie weit gehen seine Fähigkeiten? Offenbar viel weiter, als ich ahnte …
    Er würde auf der Hut sein müssen. Großkapitäne – und selbst Kapitäne einfacher Eissegler – waren schon aus viel nichtigeren Anlässen getötet worden.
    »Darf ich mich in deiner Hütte setzen, Magoon?«, fragte Digoon.
    »Natürlich.«
    »Immerhin hast du mich nicht dazu aufgefordert, wie es sich gegenüber einem Schiffsältesten geziemt hätte.«
    »Dann tue ich es jetzt und bitte um Entschuldigung.«
    Mit einem unartikulierten Knurren auf den Lippen setzte sich der alte Mann. Es dauerte eine Weile, bis Digoon endlich eine passende Position eingenommen hatte. »Du weißt, dass die Überlieferung die J'arakor davor warnt, sich auf die Macht von Maschinen zu verlassen. Unser Volk konnte nur überleben, weil wir uns mit der SEELE ALLER verbanden. Nur so bekamen wir die Macht, die man braucht, um die Vielbeiner zu treiben.«
    »Das ist mir alles bekannt«, erwiderte Magoon. »Aber ich glaube seit längerem, dass wir uns weiterentwickeln sollten.«
    »Du glaubst wohl eher, dass du der jüngste Wegbestimmer der J'arakor werden kannst, der jemals dieses Amt innehatte. Du denkst, dass du die anderen Großkapitäne mit ein paar bunten Strahlen beeindrucken kannst.« Der alte Mann seufzte. »Die Leichtfertigkeit hat in unser Leben Einzug gehalten und die geistige Tiefe verdrängt. Die Disziplin der Stimme ist immer schlechter geworden, und viele von uns vernachlässigen die Verbindung zur SEELE ALLER. Ich beklage das seit langem, aber meine warnenden Rufe verhallen weitgehend ungehört, wie du sehr wohl weißt.«
    »Vielleicht, weil sich die Zeit verändert hat.«
    »Was hat sich denn verändert? Nichts.«
    »Das ist deine Meinung, Digoon. Nimm es nicht als mangelnden Respekt vor dem Alter oder unserer Tradition.«
    »Hast du dich deswegen bisher geweigert, die Fremden vollends vom Antlitz dieses Planeten zu tilgen?«
    »Ich habe mich nicht geweigert.«
    »Du hast sie der SEELE ALLER verschlossen.«
    »Das ist nicht wahr. Als ich den Befehl erhielt, habe ich ihn ausgeführt und die Gruppe der fliegenden Schnabelträger von den Vielbeinern zerfleischen lassen. Auf diese Weise konnte ich meine Sammlung von Artefakten vergrößern …«
    »Aber andere sind noch am Leben! Sie harren in ihrem Sternenschiff aus, dessen Außenhülle bis jetzt noch von keinem Vielbeiner durchdrungen wurde.«
    »Und es wäre auch gut, wenn das so bliebe«, erwiderte Magoon. »Denn die Sternenschiffe sind nur in einem äußerlich unbeschädigten Zustand flugfähig.«
    »Wer sagt das?«
    »Die Überlieferung ebenso wie die Erfahrung«, erklärte Magoon im Brustton der Überzeugung. Ich werde noch viele Widerstände überwinden müssen. In diesem Augenblick war er mehr denn je davon überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Einen Weg, der ihn persönlich in die Position des Wegbestimmers bringen würde. Aber wenn ich diese Position ausfülle, wird sie ihren Namen auch wieder verdienen und nicht nur ein Sklave der SEELE ALLER sein. Ich werde tatsächlich den Weg bestimmen. Allein.
    Dieser Gedanke berauschte ihn.
    Er war besessen davon, seit er festgestellt hatte, dass es Mittel und Wege gab, sich von der SEELE ALLER zumindest zeitweilig abzuschirmen. Er hatte das inzwischen bis zur Perfektion trainiert. Die Fremden, die versuchten, den Sturm zu überleben, wollte er möglichst lange am Leben lassen, auch wenn ihm klar war, dass er sich letztlich nicht gegen den Willen der SEELE ALLER wehren konnte.
    Magoon wollte etwas wagen, das er sich bisher kaum zu denken getraut hatte. Er beabsichtigte, Kontakt zu den Fremden aufzunehmen … Und das, obwohl sie nun wahrlich nicht der Gestalt von J'arakor entsprachen.
    Nur wenn Fremde kommen, die aussehen wir ihr selbst und von denen ihr glaubt, sie seien eure Spiegelbilder aus jener Zeit, in der eure Vorfahren in Sternenschiffen von einem großen Licht zum anderen flogen, dürft ihr sie als Gäste empfangen , so berichtete die Überlieferung, die in der SEELE ALLER gespeichert war und zu der jedes J'arakor-Bewusstsein jederzeit Zugang hatte. Doch ein mahnender Nachsatz fand sich ebenfalls in der Überlieferung. Tut dies jedoch nur, wenn die Fremden die SEELE ALLER respektieren!
    Bilder gehörten zu dieser Überlieferung.
    Sie stellten sich automatisch ein, wenn man an bestimmte Sätze der Überlieferung dachte, die von der SEELE ALLER als besonders bedeutsam angesehen wurden. Es

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