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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Menschen wäre die Luft von Vox-Core tödlich gewesen, aber die Stadt war menschenleer.
    Die Quantenprozessoren des Coryphaeus funktionierten weiter, die Bauweise war überreduntant. Aber auch das hielt nicht ewig.
    Das Universum kühlte ab. Die stellaren Brutstätten der Galaxis, die Staub- und Gaskonzentrationen, aus denen die Sterne hervorgegangen waren, hatten sich so sehr ausgedehnt, dass sie nicht mehr schwanger wurden. Alte Sterne flackerten und starben und wurden nicht ersetzt. Die Ökologie der Hypothetischen zog sich aus dieser um sich greifenden Finsternis in den dichten Kern der Galaxis zurück und gewann ihre Energie aus den Gravitationsgradienten massiver Schwarzer Löcher.
    Und noch etwas widerfuhr der hypothetischen Ökologie, als sie Zuflucht am noch schlagenden Herzen der Galaxis suchte: Ihre informationsverarbeitenden Mechanismen wurden von handlungsfähigen Spezies zweckentfremdet, die so ihren organischen Tod überdauern wollten. Diese virtuellen Ableger wuchsen, trafen aufeinander und taten sich manchmal sogar zusammen. (Auch die menschliche Spezies brachte solch einen Ausreißer hervor, selbst wenn ihre virtuellen Nachkommen beim besten Willen nicht »menschlich« genannt werden konnten.)
    Postmortale Bewusstseinspools begannen in Form einer kollektiven Willensbildung zu kooperieren – es entstand eine Art Lichtjahre überspannende kortikale Demokratie. Die sterbende Galaxis begann zu denken. Ihre Gedanken ließen sich nicht versprachlichen, auch wenn mein größeres Ich sie zumindest annäherungsweise verstand.
    In meinem Roboterkörper machte ich einen letzten Rundgang durch die Ruinen von Vox-Core, über mir die eingestürzten Skelette der Türme, die weiten Stadtstufen finster, hier und da eine flackernde Beleuchtung. Vox-Core hatte die Meere etlicher Welten befahren und fuhr jetzt auf dem größten aller Meere, doch bald würde ich die Stadt verlassen. Ich hatte bereits angefangen, meine Erinnerungen und meine Identität auf die hypothetische Nano-Wolke zu übertragen, die wiederum mit den restlichen hypothetischen Netzwerken verlinkt war; ihr Energiebedarf wurde von den Dynamos uralter Singularitäten gedeckt.
    Doch auch diese letzte Bastion von Ordnung und Bedeutung war dem Untergang geweiht. Schon bald würde dieselbe Phantomenergie, die das Universum aufgepustet hatte, die Materie selbst auflösen und nichts als einen Staub aus freien subatomaren Partikeln hinterlassen. Dann, so glaubte ich, war die Finsternis absolut. Dann konnte ich endlich schlafen.
    Noch aber zog die Stadt ihre Bahn. Vakuum überwand die müden Abwehrmechanismen. Die sich entleerende Stadt ergab sich in ihr Schicksal. Ohne induzierte Gravitation verlor sich ihr Inventar nach und nach durch Spalten und Löcher ins All.
    Und weit draußen dehnte ich mich auf beunruhigende Weise aus.
    Das hypothetische Netzwerk wurde dichter und komplexer, während seine virtuellen Gemeinwesen eine ungeheure Rechenkapazität auf das Problem des Überlebens verwendeten. Gravitationsanomalien ließen auf die Existenz von Megastrukturen schließen, die größer waren als der Ereignishorizont des Universums: flache Gradienten gespenstischer Energie, die eventuell als Medium dienen konnte, um organisierte Intelligenz aus der entropischen Wüste zu evakuieren. Aber wie und unter welchen Opfern?
    Ich beteiligte mich nicht an diesen Debatten; mein inzwischen völlig körperloses Bewusstsein konnte ihnen einfach nicht folgen. Die Argumente widersetzten sich jeder Verbalisierung – die Einleitung nur eines Gedankens hätte Tausende von Büchern gefüllt, unzählige Dolmetscher erfordert und ein Vokabular, das es nie gegeben hatte.
    Die dreidimensionale Makrostruktur des Universums stand unmittelbar vor ihrem endgültigen Zusammenbruch. Aber zusammenbrechend enthüllte sie noch neue Horizonte. Verborgene Dimensionen der Raumzeit entrollten sich, als der Quantenschaum neue Partikel und Kräfte hervorbrachte. Die totale Finsternis, auf die ich gehofft hatte, trat nicht ein. Die Entität, die das hypothetische Netzwerk gewesen war – und mit der ich unentwirrbar verbunden war –, dehnte sich exponentiell aus.
    Aber ich kann die Gefilde nicht beschreiben, die wir betraten. Wir mussten neue Sinne erfinden, um sie wahrzunehmen, neue Denkarten, um sie zu erfassen.
    Wir tauchten in einem vieldimensionalen, fraktalen Raum auf und entdeckten, dass wir dort nicht allein waren. Vieldimensionale Strukturen bedienten Entitäten, die unsere

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