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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Aber ich bin nicht hier, um über dich zu urteilen, verstehst du? Ich bin hier, um herauszufinden, wer dir am besten helfen kann.«
    Orrin nickte kurz. »Sie entscheiden, ob ich in ein State-Care-Camp komme.«
    »Nicht nur ich. Alle Mitarbeiter sind beteiligt, mal mehr, mal weniger.«
    »Aber wir beide unterhalten uns?«
    »Vorerst, ja.«
    »Okay. Ich verstehe.«
    Von oben blickten vier Sicherheitskameras in den Raum, aus jeder Ecke eine. Sandra hatte Aufnahmen von ihren eigenen und von anderen Sitzungen gesehen und wusste, wie sie auf den Monitoren im angrenzenden Raum wirkte: perspektivisch verkürzt, streng in ihrer blauen Bluse und dem gleichfarbigen Rock, die Kennmarke vom Hals baumelnd, wenn sie sich über den Kiefernholztisch lehnte. Die Alchemie der Überwachungsanlage würde den Jungen auf einen anonymen Befragten reduzieren … Allerdings sollte sie aufhören, ihn als Jungen zu bezeichnen, nur weil er so jung wirkte. Der Akte nach war er neunzehn. Alt genug, um es besser zu wissen, wie Sandras Mutter immer sagte. »Du stammst aus North Carolina, Orrin, richtig?«
    »So steht es vermutlich in den Papieren da.«
    »Und? Haben die Papiere recht?«
    »Geboren in Raleigh und dort gelebt, ja, Ma’am, mein Leben lang, bis ich nach Texas kam.«
    »Darüber reden wir noch. Erst sollten wir ein paar grundlegende Dinge klären. Weißt du, warum die Polizei dich mitgenommen hat?«
    Orrin senkte den Blick. »Ja.«
    »Geht es etwas ausführlicher?«
    »Vagabundieren.«
    »So sagt es das Gesetz. Wie würdest du es nennen?«
    »Weiß nicht. In einer Gasse pennen vielleicht? Und von diesen Männern verprügelt werden.«
    »Verprügelt zu werden ist kein Verbrechen. Die Polizei hat dich zu deinem eigenen Schutz in Gewahrsam genommen, richtig?«
    »So wird es gewesen sein. Ich habe ziemlich geblutet, als sie mich fanden. Ich habe nichts getan, um die Kerle zu provozieren. Sie waren betrunken und sind einfach über mich hergefallen. Sie wollten mir die Tasche wegnehmen, aber ich hab nicht losgelassen. Ich wünschte, die Polizei wäre ein bisschen früher aufgetaucht.«
    Die Streife hatte Orrin Mather halb bewusstlos und blutend auf einem Bürgersteig im Südwesten von Houston gefunden. Keine Adresse, keine Papiere und offenbar kein Auskommen. Wegen »Vagabundierens« – man bezog sich auf Vorschriften, die in den Wirren nach dem Spin erlassen worden waren – hatte man Orrin festgenommen, um ihn näher unter die Lupe zu nehmen. Seine physischen Verletzungen waren leicht zu behandeln, aber sein Geisteszustand war eine offene Frage, der Sandra im Laufe der nächsten sieben Tage auf den Grund gehen sollte. »Du hast Familie, Orrin?«
    »Nur meine Schwester Ariel. In Raleigh.«
    »Und die Polizei hat sie verständigt?«
    »Angeblich ja, Ma’am. Officer Bose meint, dass sie mit dem Bus unterwegs ist, um mich zu holen. Aber die dauert lange, diese Busfahrt. Ziemlich heiß um diese Jahreszeit, glaube ich. Ariel mag keine Hitze.«
    Das musste sie mit Bose klären. Normalerweise, wenn ein Familienmitglied bereit war, die Verantwortung zu übernehmen, brauchte man wegen Vagabundierens die State Care nicht einzuschalten. Orrins Protokoll erwähnte keinerlei Gewalttätigkeiten seinerseits, er war sich augenscheinlich völlig im Klaren über seine Situation, und es gab keinerlei Hinweise auf irgendwelche Wahnvorstellungen – im Moment jedenfalls nicht. Obwohl er Sandra tatsächlich nicht ganz geheuer war. (Ein ziemlich unprofessioneller Gedanke, den sie für sich behalten würde.)
    Sie begann mit dem Standard-Interview. Datum, Wochentag, etc. Er antwortete schnell und korrekt. Erst als sie ihn fragte, ob er Stimmen höre, zögerte Orrin. »Ich denke nein«, sagte er schließlich.
    »Bist du sicher? Es ist okay, darüber zu reden. Wenn es damit ein Problem gibt, dann möchten wir dir helfen.«
    Er nickte ernst. »Ich weiß. Eine schwere Frage. Ich höre keine Stimmen, Ma’am, nein, das nicht … aber ich schreibe manchmal Sachen.«
    »Was für Sachen?«
    »Sachen, die ich nicht immer verstehe.«
    Das war der Einstieg.
    Mögl. Wahnvorstellungen, geschriebene, notierte Sandra. Dann – weil es ihm sichtlich zusetzte – lächelte sie und sagte: »Gut, lassen wir’s genug sein.« Eine halbe Stunde war vergangen. »Fortsetzung folgt. Jetzt lernst du erst mal das Zimmer kennen, in dem du die nächsten Tage wohnen wirst.«
    »Es ist bestimmt sehr schön.«
    Verglichen mit den Seitengassen der Stadt Houston mochte das wohl stimmen. »Der

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