Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers
Weißt du, irgendwie ist es nicht mehr so wichtig.«
Sie grinste ihn an. »Wenn ich nicht befürchten müßte, auf der Stelle tot umzufallen, würde ich jetzt aufstehen und dich umarmen.«
Besorgnis zeigte sich auf seinem Gesicht. »Du fühlst dich nicht wohl?«
Ihre Lungen schmerzten erbärmlich, und sie bekam einen Hustenanfall. Mit einer überheblichen Geste winkte sie ab. »Nein, nein, mein Junge. Es ist nur … na, das Alter, verstehst du?
Anscheinend muß ich mich jeden Tag etwas mehr mit der Tatsache auseinandersetzen, daß ich nicht ewig lebe.«
»Noch bist du da«, antwortete er schlicht.
»Meinst du?«
»Du bist viel zu bösartig, um zu sterben.«
Sie lachte in sich hinein und mußte wieder husten. Er wartete, bis sie sich beruhigt hatte, dann fügte er hinzu: »Früher hast du nicht soviel gehustet.«
»Diesen Husten habe ich nur, wenn ich mir zuviel zugemutet habe.«
Ihre zahnlosen Kiefer arbeiteten. »Hat den Anschein, als wäre der Wald immer weiter entfernt. Schlag das Türfell zurück und laß Licht herein. Es ist warm genug, wir werden nicht frieren.
Außerdem tut ein bißchen frische Luft gut.«
»Du solltest dein Lager woanders aufschlagen. Ich habe mich umgesehen und festgestellt, daß die Bäume drüben im Tal schon ziemlich geplündert sind. Die unteren Äste sind fast alle weg.
Auch die Äste der umgestürzten Bäume sind fast alle abgerissen und als Feuerholz geholt worden. Nur noch die dicken Stämme sind da.«
Sie zuckte die Achseln. »Mir gefällt es hier.«
»Reichen deine Essensvorräte?«
»Haben sie dich hergeschickt, um mich auszuhorchen?«
Er grinste sie an, seine Lippen kräuselten sich vergnügt. »Nicht direkt. Natürlich haben sie von dir gesprochen. Zwei Rauchwolken ist fast krank vor Sorge um dich.« Er verstummte, ein boshaftes Leuchten funkelte in seinen Augen. »Vielleicht hat er damit ganz recht.«
Sie knurrte ihn an, ihre Augen verengten sich böse. »Also, warum bist du nun tatsächlich gekommen?
Nur, damit ich mich elend fühle?
Was ist, sitz nicht rum wie ein Pilz auf einem alten Baumstamm, erzähl mir was. Was gibt es Neues?
Warum bist du hier? Hast du sonst niemanden, den du belästigen kannst?«
Er warf noch ein paar Zweige in das Feuer, während sie ihre Mokassins auszog und auf die Steine in der Nähe der glühenden Kohlen stellte. Das Trocknen der aus sorgfältig geräuchertem und hervorragend gegerbtem Leder gefertigten Mokassins mußte richtig gemacht werden. Wurde die Fußbekleidung zu heiß, trieb die Hitze sämtliche, das Wasser abhaltende Öle und Fette hinaus, und die Schuhe liefen ein, wurden hart oder bekamen Risse.
»Ich könnte viele Leute belästigen.« Schlagartig hörte er auf zu grinsen. »Wie schon gesagt, die anderen möchten gerne wissen, ob du allein zurechtkommst. Wir haben …«
»Geht es ihnen gut? Niemand krank oder verletzt? Du bist nicht hier, um meine Hilfe für die Heilung einer Krankheit in Anspruch zu nehmen?«
»Nein, allen geht es gut. Aber wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Mehr als einmal wurde davon gesprochen, jemanden zu dir zu schicken.« Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Vielleicht wollten wir uns überzeugen, daß du noch nicht erfroren bist.«
»Bah! Da könnt ihr lange warten!«
Ohne auf ihren Ausbruch einzugehen, fuhr er fort: »Ich bin so eine Art Freiwilliger.«
Bei diesen Worten hob sie lebhaft den Kopf. »Freiwilliger? Du? Ich dachte immer, du kannst mich nicht ausstehen.« Und du verbirgst etwas vor mir. Nein, da steckt mehr dahinter. Nur was?
Er wich ihrem Blick aus. »Das stimmt nicht, ich mag dich. Du hast mich nur ständig wegen der Macht bedrängt. Immer schienst du zu wissen, wann ich geträumt habe. Du wolltest, daß ich mehr bin, als ich selbst sein wollte. Das ist alles. Ich haßte weder dich noch sonst irgend jemanden.«
Lügner! Die alte Heftigkeit kehrte zurück. »Warum hast du beschlossen, mich zu besuchen? Suchen dich die Träume immer noch heim?«
Ah, das ist es! Sieh mal an, wie er sich windet, wie eine Packratte in einem Schlangennest!
Er nickte. Plötzlich unruhig geworden, rieb er sich die Hände. »Du weißt, ich bin kein Träumer. Ich möchte nicht wieder in all das verwickelt werden.«
»Gut. Mach dir keine Sorgen. Du bist nicht mein Träumer.« Sie drehte die auf den Steinen trocknenden Mokassins um und sah zu, wie aus den warmen Häuten der Dampf aufstieg.
»Gut.«
»Aber es geht um die Träume, nicht wahr? Deshalb bist du den ganzen Weg zu mir
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