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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Herzen erkannte Kleiner Tänzer den Wolf, der sich mühelos aufrichtete und die markanten Ohren spitzte.
    »Warum brennst du nicht? Wer bist du?«
    »Ich bin der Träumer des Volkes.« In diesem Moment erhob sich eine Flammenwand und brannte ein Bild in die Netzhaut seiner Augen. Er konnte die Gestalt nur noch verschwommen wahrnehmen.
    Um seine Augen zu schützen, hob Kleiner Tänzer den Arm. Er schielte darüber hinweg in der Erwartung, den Wolf zu zischender Asche verkohlt zu sehen. Doch da stand ein Mann, hochgewachsen, gutaussehend, seine glänzende, glatte Haut reflektierte das grelle Licht der brennenden Welt.
    »Wolf? Was… Wer bist du?«
    »Ich bin du, Kleiner Tänzer… und nicht du. Ich bin der Traum und die Wirklichkeit. Ich führte dich hierher… und du bist mir gefolgt. Ich bin der, der du eines Tages sein wirst, und der, der du nie sein wirst. Ich bin der Weg, der Geist des Volkes. Ich trank aus dem Herzen des Wolfes. Ich tanzte zwischen den Sternen und unter den Felsen. Ich singe mit den Stürmen der Sonne und höre das Seufzen des Mondes. Ich bin der Wolf, der Hüter des Volkes.«
    Angst stieg in Kleiner Tänzer auf. Das Prasseln des Feuers schwoll im Rhythmus der Worte seiner Vision an und wieder ab. Trotz seiner ausgedörrten Kehle versuchte Kleiner Tänzer zu schlucken. Als er sich umwandte, um zu fliehen, begannen rings um ihn peitschende Flammen aufzulodern, stoben um ihn herum und brannten willkürliche Schneisen in die prasselnde Landschaft.
    »Wir sind eins, kleiner Freund«, säuselte die sanfte Stimme. »Du siehst, ich stehe im Innern. Ich bin alles, was du bist… und alles, was du nicht bist.«
    »Geh weg! Laß mich allein! Ich bin nicht der Eine!«
    »Weggehen? Und dich allein lassen, damit du verbrennst?« Die Stimme verspottete ihn, verhöhnte ihn mit der Realität, als ob ein Funkenregen Kleiner Tänzers Herz berührt hätte. Aufkreischend sprang er zurück, da spürte er schon einen sengenden Schmerz im Nacken.
    »Folge mir. Ich bin dein Weg durch das Feuer. Ich bin dein Weg durch die Macht. Lebe in mir. Tanze den Tanz des Großen Einen, und du wirst dich über die Welt erheben, die dich irreführt. Du mußt dich vorbereiten. Eines Tages mußt du dir selber antworten. Was gibst du für die Macht? Was gibst du für Gerechtigkeit? Was gibst du für den Tanz mit dem Feuer und das Heilen der Verbrennungen? Bist du stark genug?«
    »Ich bin nicht der Eine!«
    »Ich gebe dir soviel Zeit, wie ich kann, kleiner Freund. Dann, wenn ich nicht mehr länger warten kann, werde ich dich prüfen. In der Zwischenzeit bereite dich vor. Du kannst nicht helfen, nicht als der, der du bist. Du kannst dich nur darauf vorbereiten, wer du einmal sein wirst… und den Tanz der Spirale tanzen. Du kannst dich nur vorbereiten … vorbereiten …«
    »Ich bin NICHT der Eine! NICHT DER EINE! NICHT…«
    In einer Explosion aus Licht schoß eine Feuersäule empor und traf ihn mitten ins Herz, eins werdend mit der sich windenden Erde verbrannte er zum Skelett… »Kleiner Tänzer!« Reizende Wapitis Schrei durchdrang seinen entsetzlichen Traum wie ein eiskalter Speer.
    Schlagartig erwachte er. Keuchend setzte er sich in seinen Schlafdecken auf. Gierig sog er die frische Nachtluft in seine halberstickten Lungen. Die anderen saßen bereits auf ihren Lagern und starrten ihn argwöhnisch an. Die die Spaß macht redete leise und beruhigend auf Mausläufer ein, der aufgewacht war und wie ein Echo Kleiner Tänzers Schreie wiederholt hatte.
    »Du hast wieder geträumt«, erklärte ihm Reizende Wapiti und legte eine kühle Hand auf seine schweißnasse Schulter. »Du bist hier bei uns. Wir alle sind hier. Alles ist in Ordnung.«
    Erschrocken blickte er in ihre besorgten Augen. Seine Kehle brannte, als befände er sich noch immer im Feuer.
    »Schlaf jetzt, mein Sohn«, rief Hungriger Bulle von der Lagerstatt her, die er sich mit Klappernde Hufe teilte.
    »Auf eines kannst du wetten!« rief Schwarze Krähe ihm beruhigend zu. »Sollte es eines dieser Traumungeheuer wagen, hier hereinzukommen, wird es Drei Zehen mit seinem Speer aufspießen.«
    »He!« schrie Drei Zehen. »Du kannst diese Traumungeheuer selbst aufspießen! Sollte sich eines hier blicken lassen, renne ich schneller davon als eine Antilope mit einer zornigen Wespe unter dem Schwanz.«
    Niemand lachte über seinen Scherz.
    Reizende Wapiti hielt Kleiner Tänzers Hand ganz fest. Er atmete tief durch und nickte. »Nur ein Traum, weiter nichts. Versucht wieder zu

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