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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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der Wirklichkeit. »Nein. Kein böser Traum. Wir sind eins.«
    Salbeiwurzel legte den Kopf schief. »Ich verstehe. Ich habe auch schon Alpträume gehabt. Seit gestern abend bist du…«
    »Nein.« Er blickte zu dem schlafenden Zwei Rauchwolken hinüber, der das schützende Fell, in dem das Wolfsbündel steckte, fest an seine Brust gedrückt hatte. »Wir sind eins. Die Antilope sprach. Sie kommen. Zum Fluß… sie kommen …«
    Mit gerunzelter Stirn blickte sie ihn mißbilligend an.
    »Es stimmt. Ich sah sie. Im Traum.« Er setzte sich auf und empfand die Ehrfurcht vor dem Geschehenen. »Ich kann es einfach nicht… ich kann es nicht…
    »Erklären?« Sie zog eine Augenbraue hoch. Nachdenklich schweifte ihr Blick hinüber zum Zelteingang. Wollte sie seinem Blick ausweichen?
    »Der Traum hat mich erschreckt. Aber es war nicht schlimm. Nicht so, wie Schwerer Biber behauptet.
    Nicht böse. Ich schwöre es. Es war…« Er verstummte verblüfft, suchte nach den passenden Worten.
    »Eins. Nicht getrennt.«
    »Sie kommen zum Fluß? Wo stand in deinem Traum die Sonne?«
    Er überlegte. »Im Westen.«
    »Und die Antilopen gingen wohin?«
    Wenn die Sonne im Westen stand, auf der rechten Seite, dann waren sie… »Nach Süden.«
    Sie beugte sich vor und stützte das Kinn auf die Faust. »Wenn der Traum Wirklichkeit war - ein Geistertraum - wenn die Zeit jetzt kommt…« Sie kaute auf der Unterlippe und spielte mit ihren langen glänzenden Zöpfen. »Die alte Antilopenfalle ist nicht weit von hier entfernt.«
    »Schwerer Biber wird außer sich geraten, wenn du Antilopen fängst.«
    Leise, wie zu sich selbst, sagte sie: »Es ist nur der Traum eines kleinen Jungen. Kein Geistertraum.
    Aber was bleibt uns außer der Hoffnung?« Sie holte tief Luft und nickte langsam, wie zur Bestätigung für sich selbst. Mit müde hängenden Schultern wandte sie sich ihm wieder zu. »Alle leiden Hunger.
    Aber Schwerer Biber kann dafür sorgen, daß auf vollen Mägen ein Fluch lastet.«
    Sie sagte es eher beiläufig. Aber in ihren Augen lauerte die Angst.
    Blutbär entdeckte den Händler zuerst. Leichtfüßig schritt er auf dem Büffelpfad durch das Tal. Er trug ein grellfarbenes Hemd, der Rücken war gebeugt unter einer Trage, die an einem langen, mit Perlen reichverzierten Gurt befestigt war. In einer Hand hielt er einen langen Stab, der oben in einem mit bunt gefärbten Federn geschmückten Reif endete - der Stab eines Händlers. Ein Rudel Hunde folgte ihm schwanzwedelnd. Die Tiere hielten die Köpfe gesenkt und keuchten unter schweren Satteltragen.
    Vorsichtig näherte sich Blutbär dem Mann. Trotz der eindeutig scheinenden Lasten auf seinem Rücken und dem Rudel Waren schleppender Hunde konnte er ein Feind sein.
    »Ho-ye!« rief der Mann in dem von allen Stämmen verstandenen Kauderwelsch, das den in Frieden kommenden Händlern geläufig ist.
    »Ho-ye«, wiederholte Blutbär. Aber er strich bedeutungsvoll mit den Händen über die glatten Speerschäfte. Sein Atlatl war wurfbereit.
    Der Mann machte das Zeichen für »Wer?«
    Blutbär hob eine Hand, drehte die Handfläche nach außen und spreizte die Finger. Dann zeigte er auf die rote Hand, die er auf sein zerschlissenes Hemd gemalt hatte.
    »Ein Rothand«, meinte der Mann lächelnd. »Ich bin Drei Rasseln. Vom Weißen-Kranich-Volk nördlich vom Big River. Früher einmal, zu Lebzeiten meines Urgroßvaters, gehörten das Rothand-Volk und das Weiße-Kranich-Volk zum gleichen Stamm. Die Sprachen unterschieden sich kaum.«
    »Nein. Die Sprache war kaum anders.« Er war erleichtert, nicht auf die Zeichensprache zurückgreifen zu müssen. Händler kamen und gingen und benutzten beim Tausch ihrer Waren, wenn nötig, eine eigene Zeichensprache. Die Händler besaßen eine besondere Macht. Jedermann wußte und respektierte das. Das Toten oder Ausrauben eines Händlers führte zu nichts Gutem. Wer so etwas tat, brachte die den Händler schützende Macht gegen sich auf.
    Ohne die Händler gäbe es hier keine blauen Steine aus dem fernen Süden. Bernsteinperlen, Dentalium und Austernmuscheln aus dem westlichen Ozean könnten nicht gegen andere Waren eingetauscht werden. Wunderschöne Werkzeugsteine aus Hornstein und Obsidian, Hirschgeweihe, getrocknete Köstlichkeiten wie Büffelzunge oder kunstvoll gearbeitete Kleidung würden niemals ihr Herkunftsgebiet verlassen, um im Tausch gegen die Waren der an den Flüssen lebenden Völker im Osten gehandelt zu werden.
    Doch die Händler brachten nicht nur Waren zu

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