Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers
den Menschen, die es in ihrem angestammten Lebensraum nicht gab. Sie verbreiteten auch Neuigkeiten über die Verhältnisse in weiter entfernten Regionen und die Standorte der Herden. Die Händler versorgten die Menschen mit Informationen über die verschiedenen Stämme und deren Kriege.
Obwohl Blutbär nie dort gewesen war, wußte er aus den Erzählungen der Händler viel über die Meere im Westen und Süden. Zwar war er noch nie einem Angehörigen des Donner-Volkes aus dem fernen Süden begegnet, aber er wußte, sie rasierten sich die Schläfen und trugen das Haar zu einem einzigen Zopf geflochten, der ihnen weit über den Rücken hing. Das Fisch-Volk, so hatte man ihm erzählt, lebte viele Zehntagesreisen im Südosten und aß meist Fisch, denn dort gab es keine Büffel.
Die Erzählungen der Händler waren sehr wertvoll für ihn.
Drei Rasseln bückte sich unter seiner schweren Last, löste den Tragegurt und ließ das Gepäck auf den Boden gleiten. Die Lastenhunde kamen heran und beschnüffelten Blutbärs Hund. Beim ersten Knurren schlug er mit der flachen Hand nach seinem Tier und befahl ihm zu verschwinden.
»War eine lange Reise«, berichtete Drei Rasseln und zeigte Richtung Süden. »Steht nicht gut da unten.
Gibt eine Menge Überfälle. Mit den Büffeln ist es auch nicht weit her. Der größte Teil der Leute lagert an den Flußufern die meisten Flüsse sind allerdings nur noch Schlammpfützen. Südlich vom Moon River gibt es Stellen, an denen der Wind die lockere Erde so gewaltig aufwirbelt und fortbläst, daß man die Hand nicht mehr vor Augen sieht. Ich habe Ebenen durchquert, wo Sand über das Land weht wie Schnee im Winter. Dort wächst nichts mehr. Es gibt nichts zu essen. Mußte viele Vorräte mitnehmen. Jedesmal, wenn ich hinkomme, scheinen die Dünen höher geworden zu sein.« Er verstummte kurz. »Was gibt es hier Neues?«
Blutbär zuckte die Achseln. »Immer das gleiche. Die Menschen dürsten nach Regen.«
Drei Rasseln musterte Blutbär von oben bis unten. »Du bist ganz allein hier draußen.« Die unausgesprochene Frage hing in der Luft.
Blutbär warf großspurig den Kopf in den Nacken und entrang sich ein Seufzen. »Ich gehe nicht zurück, bevor ich nicht etwas Bestimmtes gefunden habe.«
»Dann bist du Blutbär.«
»Ja, ich bin Blutbär. Ich wußte nicht, daß sich mein Ruhm schon so weit verbreitet hat.«
Drei Rasseln lachte und ging in die Hocke. »Habe was Besonderes dabei. Getrockneten Fisch aus dem südlichen Meer. Es ist nicht mehr viel übrig, nur ein paar Bissen. Willst du probieren?« Er hielt ihm ein bräunlich aussehendes Zeug hin.
Blutbär nahm das ihm angebotene kleine Stück und biß hinein. Er wußte nicht recht, was er von dem seltsamen tranigen Geschmack halten sollte. Der Fisch hatte ein wenig zu lange in der Trage gelegen; ein leicht ranziger Nachgeschmack haftete auf seiner Zunge.
»Kein Büffel«, meinte der Händler. »Aber immerhin eßbar.«
Blutbär ließ sich auf die Fersen nieder. »Du hast nicht zufällig etwas von einer Frau gehört, die Richtung Süden unterwegs ist? Bei dem Rothand-Volk war sie bekannt unter dem Namen Klares Wasser. Sie verließ mein Volk vor acht Sommern zusammen mit einem Berdachen.«
Drei Rasseln nickte. »Ich habe von der Geschichte gehört. So lange suchst du sie schon?«
Blutbär starrte über das sonnenverbrannte Land, dessen endlose Öde nur hier und da durch ein paar grüne Tupfer Dornengestrüpp unterbrochen wurde. Wie beiläufig zuckte er mit den Achseln.
»Nein, ich weiß nichts von dieser Rothand-Frau. Und ich, ich komme viel herum. Ich gehe gerne am Fuß der Berge entlang nach Süden in die Feuchtgebiete. In den Süden gehe ich immer für ein Jahr.
Anschließend wandere ich zurück in den Norden, verbringe einige Zeit beim Weißen-Kranich-Volk und besuche meine Verwandten.
Nach dem Winter ruft mich meine innere Stimme, und ich gehe wieder nach Süden. Während der vier Reisen, die ich in der Zwischenzeit gemacht habe, habe ich nichts von dieser Frau gehört. Es bleiben natürlich noch eine Menge Möglichkeiten. Orte im Osten, Westen und Norden.«
»Sie hatte etwas dabei, was dem Rothand-Volk gehört.«
»Das Wolfsbündel.«
Blutbär blieb fast das Herz stehen. »Du weißt es also auch.«
»Ja, ich weiß Bescheid. Und ich weiß noch mehr. Vielleicht hättest du auf deiner Suche gar nicht so weit zu gehen brauchen.
Letztes Frühjahr lagerte ich mit einer Sippe des Kleinen-Büffel-Volkes an der Stelle, an der sich der
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