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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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so etwas darfst du nie sagen. Schwerer Biber wird einen Fluch über dich singen…
    er sorgt dafür, daß die bösen Geister kommen und…«
    »Dieser Bandwurm? Mich verfluchen?« Wieder gackerte sie vergnügt.
    »Den Tag möchte ich erleben!« Sie verstummte kurz, ein anderer Gedanke schien sie zu beschäftigen.
    »Ich verstehe… so langsam ergibt alles einen Sinn. Seltsam, wie die Macht der Träume vorgeht.
    Seltsam…« Sie verlor den Faden. Ihre Augen wurden leer, sie starrte in die Weite hinaus, schien irgend etwas hinter Hungriger Bulle und dem sonnenüberfluteten Grat zu sehen.
    »Wer bist du? Ich habe dich früher schon irgendwo gesehen.«
    »Ha?« Sie zuckte zusammen, ihr Blick wurde wieder klar. »Ich sagte dir, man nannte mich …«
    »Wie heißt du jetzt?«
    Wehmütig lächelte sie ihn an und zog eine Augenbraue hoch. Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich.
    »Wir begegneten uns eines Abends in deinem Zelt. Salbeiwurzel hatte gerade ein Kind verloren. Einen Jungen, soweit ich mich erinnere. Ich brauchte eine Mutter, eine gesunde Mutter, deren Brüste Milch gaben. Kein Wunder, daß du dich nicht an mich erinnerst. An jenem Abend warst du ganz hübsch durcheinander. Du hast mich kaum bemerkt.«
    Ihm verschlug es den Atem.
    »Weißes Kalb! Man sagt, du bist…?
    »Auf einem Wirbelwind gen Himmel gefahren.« Sie stöhnte. »Ich weiß. Im Unterschied zu den Raben, die sich unentwegt über wichtige Dinge unterhalten, plappern die Menschen eine Menge Unsinn.«
    Mit offenem Mund starrte er sie an.
    »Dem Jungen geht es gut?«
    Er nickte, noch immer nicht imstande, ein Wort herauszubringen. Er erinnerte sich an jene Nacht, erinnerte sich an die Trauer in Salbeiwurzels Augen, als sie ihr totes Kind an sich drückte. Aus der Dunkelheit traten Hornmark und eine alte Frau mit einem Bündel auf dem Arm in sein Zelt. Ein Geschenk, hatte sie gesagt. Ein Kind, gegeben von den Geistern, weil sie ein anderes genommen hatten.
    Seine Sorge galt damals allerdings nicht alten Frauen, die von irgendwoher mitten in der Nacht auftauchten, sondern Salbeiwurzel.
    Deshalb hatte er ihr den toten Sohn aus den Armen genommen und das lebende Kind hineingelegt.
    Eingeschüchtert hatte er beobachtet, wie das Kind Salbeiwurzels Brust annahm. Und als er sich umdrehte, war Weißes Kalb verschwunden. Am nächsten Tag konnte sie niemand im Lager entdecken.
    Bevor er mit einer Gruppe von Jägern aufbrach, hatte ihm Wapitipfiff von Weißes Kalb und dem verwundeten Berdachen erzählt. Sie hatte Wapitipfiff bei der Jagd in den Hügeln getroffen und ihn mit zu den Monster Bone Springs genommen, wo sich das Kind und der verwundete Berdache aufgehalten hatten.
    Hornmark hatte ihm von Weißes Kalbs Macht erzählt, von ihrem Leben hoch oben in den Buffalo Mountains und ihren Zauberkünsten. Ansonsten war wenig über sie bekannt, zumindest sprachen die Leute nicht viel darüber.
    Kopfschüttelnd fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Genug davon. Ich möchte, daß du in dein Jagdlager gehst. Hole deine Freunde, und kommt dann alle zu mir zu den Monster Bone Springs.
    Bis dahin habe ich deine Packratte geschmort. Dann können wir alle deinen Heldentaten von dieser großartigen Jagd lauschen.«
    Er nickte verwirrt. In seinem Kopf drehte sich alles.
    »Du kommst bestimmt?«
    »J-ja.«
    Weißes Kalb hob die Packratte hoch und sah ihr nachdenklich in die todesstarren Augen. »Der beste Jäger des Volkes, ha? Das Tier sieht aus, als hättest du dich draufgesetzt!«
    Ohne nachzudenken, gab er es zu. »Ja. Sonst wäre sie mir wieder entwischt.«
    Pfeifend schnitt Drei Zehen eine neue Spitze aus einem sorgfältig vorbereiteten, durchsichtig schimmernden braunen Hornstein. Der Stein stammte vom Knife River weit im Norden. Er hatte das kostbare Material gegen andere Waren eingetauscht. Mit geschickten Händen rieb er die Kanten des Werkzeugs auf dem rauhen, vom jahrelangen Gebrauch geriffelten Sandstein. Anschließend fuhr er prüfend mit dem Daumen über die abgerundeten Kanten, nickte zufrieden und entnahm seinem Lederbeutel einen vielbenutzten, glattpolierten, aus einer Geweihsprosse gefertigten Stab.
    Noch immer pfeifend lehnte er sich zufrieden an den Felsen und begann, breite, sich verjüngende Splitter von dem Hornstein abzuschlagen. Die Fertigkeit seiner Schläge kündete von der Kunst eines Meisters. Er fing jeden Splitter auf, sobald sich dieser ablöste, und ließ ihn mit jenem feinen klirrenden Ton fallen, der den perfekten Steinarbeiter

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