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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Jahren noch mehr verschrumpelt. Die im Feuerschein weiß wie Winterschnee leuchtenden Haare hoben ihr runzliges Gesicht stark hervor, an ihrem Hals hing die Haut herunter wie die Kehllappen eines mageren Truthahns. Ihr Körper wirkte so filigran, als könne er jeden Moment wie ein unter dem Winterfrost knickender Grashalm brechen.
    Doch die leuchtende Herausforderung in ihren leidenschaftlichen Augen strafte diesen Eindruck Lügen. Jetzt fingen ihre Augen das funkensprühende Licht der Feuer auf, begannen mit magischer Kraft zu leuchten und sahen durch ihn hindurch, als bestünde er aus Rauch. Das vertraute Prickeln einer Vorahnung überlief seinen angespannten Körper.
    »Du kannst dich nicht immer vor dir selbst verstecken, Junge.« Leise und sanft drangen ihre Worte an sein Ohr. »Verleugne deine Macht, solange du willst du kannst ihr nicht entkommen wie ein Falke einem zerrissenen Netz. Du bist es, Junge. Du bist der Eine.«
    Er antwortete nicht. Groll und Niedergeschlagenheit machten ihm gleichermaßen zu schaffen.
    »Warum lehnst du mich ab, mein Junge?«
    Die Worte seiner Mutter brandeten wie ein widerhallendes Echo an sein Ohr: »Ich verbiete es!« Das Grauen über ihren Tod verfolgte ihn noch immer - es war so wirklich wie die harte Erde unter seinen Füßen. Jedesmal, wenn Weißes Kalb behauptete, er sei der Eine, fühlte er die dunklen Augen seiner Mutter auf sich gerichtet, ihn vom Himmel herab beobachtend, eine ständige Erinnerung an jene gräßlichen Augenblicke heraufbeschwörend, in denen er ihren Tod mitfühlte und später an das Auffinden ihres blutleeren Körpers.
    »Warum, mein Junge?« fragte Weißes Kalb beharrlich. »Was deine Mutter auch gesagt haben mag, du kannst dein Wesen nicht ändern.
    Du bist ein Träumer… in deinen Augen steht es geschrieben.« Eine Pause folgte. »Sieh mich an. Sag, daß ich unrecht habe. Aber sag es nur, wenn du selbst zutiefst davon überzeugst bist.«
    Er weigerte sich zu antworten und rang um Selbstbeherrschung. Stets lösten ihre Worte heftige Wut in ihm aus. Am liebsten hätte er sie angeschrien, sie als alte Buschhenne beschimpft, die sich ungebeten in fremde Angelegenheiten einmischte. Es hätte ihm unglaubliche Erleichterung verschafft, ihr einfach ins Gesicht zu spucken und ihr zu sagen, sie solle ihn endlich in Ruhe lassen.
    Was für ein herrlicher Augenblick würde es sein, sich für all die Demütigungen der letzten Jahre zu rächen und zurückzuschlagen.
    Einem Moment lang schwelgte er in der Vorstellung, ihre Lederbeutel und Körbe herumzuwerfen, ihre kostbaren Besitztümer ins Feuer zu schleudern. Welche Freude, ihre Habseligkeiten in die glühenden Kohlen zu trampeln, bis sie Feuer fingen und zu einem Häufchen Asche verbrannten. Das würde sie lehren, ihn in Ruhe zu lassen. In seiner Phantasie kam es ihm wie eine Erlösung vor, ihr die endlosen Schikanen und die vielen hinterhältigen kleinen Tricks, mit denen sie versuchte, ihn ihrem Willen zu unterwerfen, heimzahlen zu können.
    Aber niemals würde er etwas Derartiges tun. Als Angehöriger seines Volkes hatte er schon mit der Muttermilch die Sitten und Gebräuche des Kleinen-Büffel-Volks in sich aufgesogen. Niemals behandelten junge Leute die Älteren respektlos. Niemand würde es wagen, sich gegen Ältere Freiheiten oder gar Unverschämtheiten herauszunehmen.
    Wie sehr sie ihm auch zusetzte, ihn drangsalierte und zermürbte, niemals würde er sie verspotten oder gar zornig anschreien können.
    Und das zu wissen, steigerte seine Wut und seine Frustration ins Unermeßliche.
    »Junge, du mußt auf die Stimme deines Geistes hören. Du mußt…«
    »Ich gehe zu meinem Vater.« Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, starrte er anklagend in das vertraute, von Schmerz gezeichnete Gesicht von Zwei Rauchwolken, doch dieser reagierte nicht.
    Wutentbrannt lief er zur Tür und stürmte hinaus in die Nacht.
    »Eines Tages«, sagte Zwei Rauchwolken und brach endlich die lastende Stille, »gehst du zu weit.
    Wildkirsche hat dich vor ihrem Tod eindringlich davor gewarnt.«
    »Sie hat nie verstanden, worum es geht.«
    »Mag sein. Aber sie kannte den Jungen. Und ich kenne ihn sehr gut.
    Weißes Kalb, du darfst ihn nicht unentwegt bedrängen. Du hast ihn dem Vater entfremdet. Hungriger Bulle hat sich dadurch selbst verloren… er findet seinen Weg nicht mehr. Er weiß nicht mehr weiter, also bleibt er weg. Er würde nie mit dir streiten, weil er weiß, was er dir zu verdanken hat. Und er fürchtet sich vor

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