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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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wie ein Traumbild verschwand der große schwarze Wolf zwischen den Bäumen.
    Seit wann folgte ihm das Tier? Wie lange hatte es ihn beobachtet?
    Auf schwankenden Beinen ging er durch das Dickicht zurück zum Pfad. Erschöpft und ausgelaugt stapfte er weiter und lief auf eine Wiese zu. Er wußte, dort baute sein Vater eine Büffelfalle.
    Reizende Wapiti schlang die weiche Hirschhautdecke enger um ihren Körper und bückte sich tief hinunter, um unter der Türklappe des Menstruationszeltes hinaus auf das Lager blicken zu können.
    Das Rothand-Volk errichtete das Menstruationszelt stets auf einem dem Wind abgekehrten Hügel. So hatte es ihnen der Erste Mann befohlen.
    Sie rümpfte die hübsche Nase. Nicht um alles in der Welt konnte sie sich vorstellen, warum. Glaubten die alten Männer wirklich, sie könnten die Blutung einer Frau riechen? Einmal hatte sie heimlich in die Brise geschnüffelt und nur die alles überdeckenden Gerüche des Lagers wahrgenommen: Rauch, Fäkalien von Hunden und Menschen, den Gestank gegerbter Häute, vermischt mit dem feinen Duft aus den Kochsäcken.
    Sie straffte sich, als sie Blutbärs schwarze, von den Feuern umrahmte Silhouette am Rande des Lagers entdeckte. Der Hüter des Wolfsbündels blieb kurz stehen und blickte herüber. Seine Augen waren unverwandt auf das dunkle Zelt gerichtet, aber sie wußte, er konnte unmöglich ihre Gestalt erkennen.
    Trotzdem hielt sie erschrocken den Atem an. Endlich duckte er sich in sein Zelt.
    Hatte Tangara sie vergessen?
    Wanderte sie immer noch auf der Suche nach Abenteuern in den Wäldern umher?
    Reizende Wapiti seufzte verdrossen. Kam ihre Mutter denn nie?
    Sie fühlte sich im Menstruationszelt eingesperrt wie ein Dickhornschaf in einer Fangpferch. Wenn nur nicht Blutbär so geheimnisvoll in der Nacht herumschleichen würde. Wenn sie nur wüßte, warum er im Finstern auf der Lauer lag. Würde es immer so sein? Würde es jedesmal so fürchterlich sein? Sich beruhigend ermahnte sie sich streng, daß sie schließlich das erste Mal in diesem Zelt saß. Daß die Blutung schon so früh eingetreten war, hatte sie unangenehm überrascht.
    Zuerst hatte sie nicht begriffen, was los war. Sie hatte gedacht, die Krämpfe kämen von den süßen Pastetchen, die sie der alten Grünes Hörn von ihrem Mahlstein gestohlen hatte - vielleicht hatte die alte Frau irgendeinen Zauber hineingetan, der einem jungen Mädchen Bauchweh bereitete. Aber Reizende Wapiti hätte es besser wissen müssen. Das Knospen ihrer Brüste, die breiter werdenden Hüften die ihre Figur sehr betonten hätten ihr einen Hinweis geben können. Doch nicht einmal die dunkle Spur des flaumigen Schamhaars hatte sie gewarnt. Als sie zum erstenmal das Blut sah, geriet sie fast in Panik.
    »Deine Zeit ist gekommen«, hatte Klappernde Hufe, ihre Mutter, stolz zu ihr gesagt. »Meine Tochter ist zur Frau geworden.«
    Fassungslos hatte Reizende Wapiti sie mit offenem Mund angestarrt.
    Es hatte ihr die Sprache verschlagen. In ihrem ganzen Leben hatte nur der tragische Tod ihres Vaters sie derart aus dem Gleichgewicht geworfen.
    In einer großen Zeremonie hatte man sie zum Menstruationszelt geleitet. Unter dessen Dach verbrachte sie nun bereits vier Tage und kämpfte mit widerstreitenden Gefühlen. Abwechselnd verwirrt, entzückt, gelangweilt, aufgeregt oder traurig dachte sie über ihr neues Leben als Frau nach.
    Ihre Mutter und Großmutter und die meisten anderen Frauen des Stammes waren gekommen, hatten ihre Augenbrauen ausgezupft und sie nackt ausgezogen. Anschließend bemalten sie mit grellbunten Farben ihren Körper. Seit der Erste Mann ihnen den Weg hinauf in die Erste Welt gezeigt und sie Vater Sonnes Licht ausgesetzt hatte, ließen sich alle werdenden Frau bemalen. Ihre Mutter hatte beide Hände in feuchten Ocker getaucht und sie ihr auf die Brüste gelegt, eine symbolische Handlung, mit der sie ihre künftige Milch dem Rothand-Volk hingab. Sie hatten ihr das Gesicht weiß bemalt, als Symbol des Himmels einen blauen Kreis auf die rechte und einen braunen Kreis als Sinnbild der Erde auf die linke Wange gemalt. Vom Brustbein abwärts über den Nabel bis zu den Schamhaaren zogen sie den gelben Pfad des Lichts. Grünes Hörn zeichnete mit Holzkohle auf die Innenseiten ihrer Oberschenkel deutende Pfeile. »Um den dummen jungen Männern den richtigen Weg zu weisen, verstehst du!« Zum Entzücken der anderen alten Frauen war Grünes Hörn in Kichern ausgebrochen.
    Verlegene Röte war Reizende Wapiti ins Gesicht

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