Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Unter normalen Umständen würde Weißes Kalb dir die Ohren vollplappern und versuchen, dir alles Wissenswerte über Pflanzen und was weiß ich noch alles beizubringen. In einem endlosen Wortschwall würde sie dir erklären, wie du dies und das zu tun hast.
    Es ist Kleiner Tänzer, der ihr Sorgen macht.«
    »Er scheint recht nett zu sein.«
    »Eben das beunruhigt sie.«
    Reizende Wapitis emsigen Hände verharrten mitten in der Arbeit.
    Freimütig blickte sie ihn an. »Daß er nett ist?«
    »Nein … daß du ihn nett findest.«
    »Ach?«
    »Nun ja, er ist ein junger Mann… und du eine junge Frau.«
    »Ist das so schlimm?«
    Mit der Schnelligkeit eines Falken fuhr Zwei Rauchwolken auf und schlug nach der lästigen Fliege.
    Grinsend betrachtete er das zwischen seinen Händen zerquetschte Insekt. »Nicht schlecht für einen alten Berdachen, was?« Sofort kehrte er wieder zum Thema zurück. »Kleiner Tänzer besitzt Große Macht. Weißes Kalb glaubt, wenn er sich mit einer Frau einläßt - genaugenommen mit dir, sonst ist ja weit und breit keine andere in Sicht - wird er diese Macht verlieren. Deshalb ist sie besorgt.«
    »Glaubt sie, er hat Interesse an mir?«
    Zwei Rauchwolken lächelte versonnen. »Er hat Interesse. Er weiß es bis jetzt nur noch nicht. Und du bist an ihm interessiert. Ich beobachte die Blicke, die zwischen euch hin und herfliegen. Ihr spielt bereits die Spiele, die früher oder später zu albernem Gekicher führen und unter den Decken enden.
    Du bist eine Frau, eine frischgebackene Frau des Rothand-Volkes. Bei euch ist es Sitte, daß du dich zu einem Mann legst und deine Weiblichkeit beweist. Du bist neugierig und möchtest wissen, wie es ist.«
    »Woher weißt du soviel über Frauen?«
    »Das fragst du einen Berdachen?« Zwei Rauchwolken lachte aufrichtig amüsiert.
    »Wir kennen die Herzen von Männern und Frauen. Wir sind beides und folglich etwas anderes.
    Weder Mann noch Frau. Du weißt doch - die Macht ist dafür verantwortlich.
    Oh, ich erinnere mich, wie es war. Den Mann, den ich liebte, rief man Fünf Stürze. Als Junge bin ich zu Gestutzte Feder gegangen, um mich von ihm zum Berdachen erklären zu lassen. Ich wußte schon damals, daß ich ein Berdache bin. Mir gefielen die Spiele der kleinen Mädchen, nicht die rauhen, derben Auseinandersetzungen der Jungs. Gegen seine Natur sollte man nicht ankämpfen. Dem Körper ist es gleichgültig, in welch physischer Hülle er steckt, der Trieb zur Vereinigung ist stets vorhanden.
    Fünf Stürze und ich waren seit langem Freunde. Das Leben eines Berdachen ist niemals leicht, nicht einmal in einer Gesellschaft in der sie geachtet werden wie bei dem Rothand-Volk. Im allgemeinen beginnen die Schwierigkeiten schon in der Kinderzeit, bevor man -und die anderen - merkt, wer man wirklich ist. Fünf Stürze schien es immer gewußt zu haben. Er war ein paar Jahre älter als ich, aber er hat sich immer um mich gekümmert. Als ich zum Berdachen erklärt wurde, nahm er mich als Zweitfrau in sein Zelt. Das verschaffte ihm hohes Ansehen. Wir waren einander von Herzen zugetan.
    Seine erste Frau trug den Namen Gestürzte Espe. Sie mochte mich nicht besonders, aber erste Frauen sind schließlich meistens eifersüchtig. Das ist nichts Neues«, fügte er trocken hinzu.
    »Sie gebar seine Kinder, und ich war sein Geliebter. Wir waren überaus glücklich, auch wenn Gestürzte Espe oft gemeckert hat.
    Dabei hatte sie kaum Grund, sich zu beklagen. Ich machte die ganze Arbeit, und sie genoß ihre Stellung als erste Frau.«
    Reizende Wapiti nickte. »Fünf Stürze starb nach einem sehr schweren Sturz, nicht wahr? Bei der Jagd auf Bergziegen, soweit ich mich erinnere.«
    Zwei Rauchwolkens Blick verlor sich in der Ferne. »Die Jagd im Winter ist gefährlich und erfordert außerordentlichen Mut. Ich bat ihn, nicht zu gehen. Es war nur so ein Gefühl, wie man es manchmal in allen Knochen spürt.« Er schlug sich mit den schwieligen Händen auf die Knie. »Na ja, was soll's. Es ist lange her. Klares Wasser wurde meine Freundin. Auch sie hatte Probleme, auch sie konnte sich nur schwer anpassen. Wir fühlten uns zueinander hingezogen.«
    »Du hast die Decken mit ihr geteilt?« fragte Reizende Wapiti erstaunt.
    Zwei Rauchwolken nickte. »Ein- oder zweimal. Ich vermute, da steckte die Macht dahinter. Ein Berdache lebt zwischen den Mächten und der Welt. Die Liebe hat viele Gesichter und der Geist rief uns zusammen. Meine wahre Liebe galt immer den Männern. Doch ich schweife vom Thema

Weitere Kostenlose Bücher