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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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über einen auf dem Pfad liegenden Baumstamm kletterte. Der Beutel auf seinem Rücken schwang von einer Seite zur anderen und riß ihn fast zu Boden.
    Nachdem er keine Spur von Plage gefunden hatte, hatte er sich trotz seiner Besorgnis wegen der umherstreunenden blutrünstigen Krieger die Zeit genommen, einen letzten Blick auf das Sternenrad zu werfen. Er ging hinüber zu dem Steinhaufen in der Mitte des riesigen Rades, um ihn näher zu betrachten.
    Die Steine schienen vor unendlich langer Zeit aufgeschichtet worden zu sein. Die kopfgroßen Felsbrocken, bewachsen mit orangeroten Flechten, waren auf eine Breite von zwei Schritten mit Reif überzogen. Einige der Steine waren in den Boden gesunken, dürres Gras bedeckte sie fast völlig. Von einem Funkeln aufmerksam geworden, entdeckte er einen Steinsplitter, der aus der morastigen Erde herausragte. Er zog daran; als sich nichts rührte, kramte er eine Knochenahle aus seinem Beutel, hockte sich auf die Fersen und stieß die Ahle in den Boden. Der Steinsplitter entpuppte sich als Speerspitze. Neugierig, weshalb sich die Spitze nicht aus dem Boden ziehen ließ, grub er weiter und legte einen Knochen frei eine Wirbelsäule, in der die Spitze steckte. In fiebriger Hast grub er den Knochen aus. Der Fund ließ keinen Zweifel zu. Der Speer war einem Menschen in den Bauch gestoßen worden, und die Spitze hatte sich von vorne in die Wirbelsäule gebohrt.
    Irgend jemand hatte die Leiche auf den Steinhaufen gelegt. Nachdem das Fleisch verfault war, fielen die Knochen auseinander und zwischen die Steine. Im Laufe der Zeit war Erde darübergeweht worden.
    Wer war dieser Mensch? Vor wie langer Zeit war er gestorben?
    Kranker Bauchs Kopfhaut prickelte. Ängstlich blickte er auf das Sternenrad. Er konnte fühlen, wie sich die Macht um ihn herum sammelte.
    Stimmen in einer Sprache, die Kranker Bauch noch nie gehört hatte, erklangen im Flüstern des Windes.
    »Geister?« fragte er sich verwundert. In diesem Augenblick erhob sich ein gewaltiger Wirbelwind.
    Stürmische Böen schlugen auf ihn ein, peitschten seine Zöpfe und rissen an den Fransen seines Hemdes. Er stemmte sich gegen den wütenden Sturm, der stechende Staubpartikel gegen seine Haut schleuderte, und schloß die Augen.
    Eine geisterhafte Stimme rauh und heiser wie die einer alten, nach Atem ringenden Frau rief aus dem Wirbel: Ein Träumer… kommt. Sag… allen Völkern… sie müssen mit dem Feuer tanzen. Ein neuer Träumer kommt. Lauf. Lauf, wie du noch nie in deinem Leben gelaufen bist, Junge. Der Wirbelwind stieg zum Himmel hinauf und entschwand. Behutsam legte Kranker Bauch den Knochen mit der grausigen Speerspitze dahin zurück, wo er ihn gefunden hatte. Er streute Erde darüber, so daß nur noch ein Stückchen der Spitze zu sehen war.
    Die Stimmen wurden lauter. Noch etwas benommen merkte er, daß sie von unterhalb des Grats kamen, von …da, wo Weiße Esche ist…!
    Erschrocken sprang er auf die Beine und ergriff seinen Beutel. Aufs äußerste beunruhigt, spähte er über die Kante des abgeflachten Grats hinunter. Zwei Männer hatten Weiße Esche zu Boden geworfen und fesselten ihre Hände und Füße mit Riemen.
    »Meine Schuld«, flüsterte Kranker Bauch. »Meine Schuld und Plages Schuld. Warum habe ich nicht auf sie gehört? Warum sind wir nicht rechtzeitig weggelaufen?«
    Weiße Esche kam mühsam auf die Beine, dabei unterhielt sie sich mit den Männern in einer merkwürdigen Sprache. Das Sonnenvolk! Krieger der Gebrochenen Steine!
    Die Krieger zerrten sie den steilen Pfad hinunter in den dichten Wald. Kranker Bauch warf seinen Beutel über die Schulter und kletterte rasch den Hang hinunter. Mit ängstlich geweiteten Augen blickte er sich nach allen Seiten um und entdeckte im Gras die Spuren von Weiße Esche und den Kriegern. Seine Knie zitterten, doch tapfer betrat er die Lichtung. Lauf… lauf, wie du noch nie in deinem Leben gelaufen bist, Junge. Die Stimme der alten Frau hallte wieder durch seinen Kopf.
    Und er lief, hetzte über die Lichtung zwischen die Bäume. Was mache ich, wenn ich sie verliere?
    Wenn sie Weiße Esche zu dem lahmen Krieger bringen? Er verlor fast den Verstand vor Angst und hätte sich beinahe selbst verraten. In vollem Tempo rannte er um eine Wegbiegung und konnte sich im letzten Moment noch in das Unterholz in Deckung werfen. Die Krieger hoben Weiße Esche gerade über einen umgestürzten Baumstamm, und nur das Krachen der Zweige bewahrte ihn davor, entdeckt zu werden.
    Kranker Bauch

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