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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Schatten hocken und eine neue Jagdspitze anfertigen, während er Kranker Bauchs Erzählungen über das Leben der Wespen lauschte, die in den Uferwänden der Arroyos ihre Nester bauten.
    Seufzend schloß Kranker Bauch die Augen. Nach und nach würde die Gegenwart von Warmes Feuers Seele schwinden aufgesogen werden wie die Feuchtigkeit nach einem Regenschauer an einem Sommernachmittag.
    »Sie haben nie verstanden… Die Macht hat mich hierhergeschickt… auf dich kommt es an. Du rettest sie, du bringst sie zurück. Er konnte die Worte von Warmes Feuer nicht aus seinen Gedanken verbannen, sie summten in seinem Kopf wie Sommerfliegen über einer Blutlache. »Versprich es… versprich es…«
    »Aber Warmes Feuer«, flüsterte Kranker Bauch allein in der Finsternis, »ich kann hier nicht weg. Hier ist mein Zuhause.«
    Entschlossen schüttelte er die düsteren Gedanken ab und schlug die Richtung zu Warmes Feuers Grab ein. Er wußte, wo er Knolle finden würde.
    Die große, magere Felsmaus und Grashüpfer die Frau von Rotluchs halfen Weiße Esche, den Körper ihrer Pflegemutter den mit Felsen übersäten Hang hinaufzutragen. Auf dem glatten, schlüpfrigen Schnee fanden ihre Füße nur trügerischen Halt. Eisiger Wind und dichtes Schneetreiben behinderten sie zusätzlich auf ihrem schweren Gang.
    Die Frauen hatten Leuchtender Monds Körper in ein zu einem tiefgelben Ockerton geräuchertes, fein gegerbtes Hirschleder gehüllt. Noch immer entströmte dem Leder ein würziger Räucherduft. Um ein besonders schönes Leichentuch zu erhalten, hatten sie mit großer Sorgfalt leuchtende Muster in das Leder gefärbt.
    Warum schienen die Toten immer so viel schwerer zu sein als die Lebenden? Wurde der Körper schwerer, weil ihn die Seele verlassen hatte, die ihm Auftrieb verlieh, oder empfanden nur die Trauernden dies drückend lastende Gewicht? War es eine Mahnung an die eigene Sterblichkeit?
    Trotz des gräßlichen Wetters mußten die Leute Leuchtender Mond begleiten, damit sich ihre Seele nicht geschmäht fühlte und zornig wurde. Wäre doch nur Salbeigeist hier. Wenn doch … Was für dumme Worte, voller Hoffnung und doch völlig bedeutungslos.
    Dunkelgraue und weiße Wolkenfetzen streiften an den verschneiten Gipfeln der Red Rock Mountains im Westen. Wie von bösen Dämonen gehetzt, jagten sie tief am Himmel dahin, vorangepeitscht zu den weit entfernten Grass Meadow Mountains am Horizont im Osten. Schneeflocken wirbelten wie winzige Geistererscheinungen herab. Der frostige Wind biß in Weiße Esches Wangen und zerrte mit seinen Eisfingern an ihrer Kleidung. Die Zweige der Beifußsträucher klammerten sich wie Klauen in die Schäfte ihrer langen Mokassins, als wollten sie ihr Vorankommen verhindern.
    Der Aufstieg war anstrengend, aber die Tote mußte zu einem hochgelegenen Platz gebracht werden, damit ihre Seele zu Wind und Sonne aufsteigen konnte. War die Seele erst einmal hoch oben in den Lüften, würde der Große Donnervogel sie aufnehmen und zum Lager der Toten tragen. Dort warteten alte Freunde, die vor ihr hatten gehen müssen, auf Leuchtender Mond, um sie an ihren Lagerfeuern zu begrüßen. Sie würde viel Zeit damit verbringen, mit ihnen zu lachen, zu scherzen und über die alten Geschichten zu reden.
    Davon war Weiße Esche fest überzeugt. Das Erdvolk, von dem sie abstammte, legte seine Toten in den Schoß der Erde, um ihr wiederzugeben, was sie ihnen geschenkt hatte. Für den Weißlehm-Stamm war diese Vorstellung entsetzlich. Die Seele wäre für immer in Dunkelheit eingeschlossen, für immer gefangen, unfähig, sich zu bewegen, niedergedrückt von schwerer Erde und Steinen. Konnte man sich ein schrecklicheres Schicksal vorstellen?
    Sie schnüffelte und wischte sich die Nase. Was war richtig? Das Erdvolk das ständig an einem Ort lebte konnte unmöglich seine Toten auf den Bergen in der Umgebung des Lagers liegenlassen. Wie gräßlich, häufig an ihnen vorbeigehen zu müssen und der fortschreitenden Fäulnis und der Zerstückelung eines geliebten Menschen durch Aasgeier zusehen zu müssen. Der Weißlehm-Stamm ließ seine Toten zurück und zog weiter. Kehrte das Volk nach langer Zeit an diesen Ort zurück, hatten Raben, Kojoten und Truthahngeier ihre Arbeit getan und die Knochen sauber abgefressen.
    Als Weiße Esche oben auf dem Gipfel anlangte, schlug ihr der Wind mit voller Wucht ins Gesicht.
    Schneekristalle stachen wie winzige Speerspitzen in ihre ungeschützte Haut. Sie beugte sich vor und schritt entschlossen

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