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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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verfügt über mehr Land, als es zum Überleben braucht. Wenn das Reisgras bei einem Flächenbrand vernichtet wird, dann wissen die Leute, wo sie Kiefernsamen sammeln können.
    Wachsen die süßen Wurzeln in einem bestimmten Jahr nicht, wissen sie, wo sie Segolilien finden können. Bleiben die Büffel weg, weiß jeder, wo sich Eselhasen aufhalten.
    Die Frauen kennen das Land; ihr ganzes Leben lang lernen sie alles Notwendige. Sie treffen die Entscheidungen, wer wo hingehen und was er ernten soll. Nur die Männer heiraten in andere Stämme ein. Sie leben im Lande ihrer Frauen und wissen kaum, wo sie in einem schlechten Jahr Nahrung auftreiben können, weil sie sich dort nicht auskennen. Aber die alten Frauen wissen Bescheid. Sie wissen, was die Geister mögen, und machen ihnen Geschenke, damit die Pflanzen wachsen und die Tiere kommen. Jeder Geist unterscheidet sich vom anderen und muß entsprechend seiner Vorlieben behandelt werden, sonst jagt er beleidigt die Büffel und das Rotwild fort, oder er läßt nur winzige, schrumplige Beeren wachsen. Die alten Frauen erinnern sich genau, wo der wilde Roggen auch in Dürrejahren wächst und wo man in Trockenzeiten nach Wasser graben kann. Unsere Seelen sind ein Teil der Erde. Wir sind untrennbar an sie gebunden.
    Aus ihr wurden wir geboren, und zu ihr kehren wir nach unserem Tod zurück.«
    »Ihr laßt euch begraben? Eine entsetzliche Vorstellung.« Flughörnchen schüttelte sich. »Scheint mir ungefähr so angenehm, wie sich einen Pfahl durch den Fuß zu treiben.«
    Nachdenklich runzelte Weiße Esche die Stirn. »Ich weiß nicht. Bei uns ist es eben so Brauch. Aber die Stämme des Erdvolkes bekämpfen einander nicht wie die Stämme des Sonnenvolkes. Ihr kämpft mehr gegeneinander als gegen andere.«
    »Ist gut für unsere Stärke.« Flughörnchen kicherte, wurde aber sogleich wieder ernst. »Allerdings… es ist schwer zu beweisen. Die Stämme der Gebrochenen Steine und der Schwarzspitzen haben uns nach Süden gedrängt … und eines kann ich dir versprechen, diese alte Frau hier wird den Bug River nie wiedersehen. Der Stamm der Gebrochenen Steine wird vom Schneeammer-Stamm vertrieben, und so verdrängt ein Stamm den anderen. Immer wandert ein Stamm nach Süden. Warum? Wozu soll das gut sein?« Flughörnchens Augen verdüsterten sich. »Das erstaunt dich, nicht wahr, Mädchen? Die Mächte kontrollieren die Welt. Warum hat uns die Macht an diesen Ort hier geführt? Warum wurden wir verweht wie ein Sandkorn vom Wind?«
    »Wenn das so ist, was haben euch eure Sitten und Gebräuche dann eingebracht? Das Erdvolk ist immer noch hier, stark und gesund. Dieses Volk führt keinen Krieg gegen die eigenen Leute. Welcher Weg ist also der bessere?«
    Flughörnchen schob die schmalen Lippen über die zahnlosen Kiefer. »Der Große Bär kam von den hohen Bergen herunter und sagte uns, wie wir zu leben haben. Er machte uns zu dem, was wir sind.
    Sollen wir uns gegen seine Macht stellen?«
    »Wie ich dir schon gesagt habe, tragen beim Erdvolk die Frauen der einzelnen Stämme die Verantwortung. Unsere Legenden berichten, die Männer hätten Krieg geführt, um zu entscheiden, wer Büffel, Rehe und Hirsche in einem bestimmten Gebiet jagen darf. Sie kämpften darum, wer wo Kiefernsamen ernten, Wurzeln oder Grassamen sammeln darf. Im Verlauf eines Jahres brach der Krieg während der Großen Versammlung aus, zu der alle Sippen und Stämme zusammenkommen, um Handel zu treiben, zu singen und Ehen zu schließen. So etwas sollte nie wieder passieren, deshalb wurde eine große Ratsversammlung einberufen. Tagelang stritten die Männer darüber, wer die territorialen Grenzen der Stämme festlegen dürfe. Da man sich nicht einigen konnte, begann erneut ein großer Kampf, und viele Männer wurden getötet. Jeder wollte Anführer des Volkes sein. In der Zwischenzeit hatte eine Frau namens Leuchtender Weißer Stein einen Traum. Sie rief alle Frauen zusammen und erzählte ihnen, ihr sei ein Mann aus Feuer erschienen, der ihr gesagt habe, wie das furchtbare Leid beendet werden könne. Unter ihrer Führung bestimmten die Frauen die Grenzen der einzelnen Stammesgebiete. Anschließend nahmen sie ihre Kinder und gingen nach Hause. Nur Leuchtender Weißer Stein war geblieben, um den Heilern von ihrem Traum zu berichten. Sie erzählte vom Ersten Mann, der zu ihr gekommen war und ihr den Weg zum Frieden gewiesen hatte. Sie sagte, wer von den Männern weiterkämpfen wolle, könne dies tun. Die anderen aber sollten

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