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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ein bißchen Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen. Warmes Feuer ist tot. Nur du bist noch da. Du allein. Es ist also keine Angelegenheit mehr zwischen euch beiden. Was war das für ein Versprechen?«
    Nie hätte sich Warmes Feuer von der alten Frau in die Enge treiben lassen. Nie wäre er schwitzend vor Angst vor ihr sitzen geblieben. Warum bin ich nicht wie er?
    »Großmutter, es ist eine Angelegenheit der Seele. Ein Versprechen. Weiter nichts. Ich kann es dir nicht sagen.«
    Ihre Augen wurden noch schmaler. »Ich frage dich zum letztenmal.«
    Er senkte den Blick. Angesichts dessen, was ihn erwartete, überlief ihn erneut eine Gänsehaut. »Es ging nur Warmes Feuer und mich etwas an.«
    Sie ließ ihrem Ärger freien Lauf. »Verschwinde. Ich schicke jemand anderen zum Dreigabelungenlager. Inzwischen kannst du über dein Leben nachdenken, Kranker Bauch. Denk über die Leute nach, die dich ernähren und wärmen. Denk über deine Verantwortung dem Stamm gegenüber nach.«
    Unsicher erhob er sich. Ohne sie auch nur anzusehen, bückte er sich durch die Tür und trat hinaus in die Welt, in die Freiheit. Sein verängstigtes Herz hämmerte wie wahnsinnig gegen seine Rippen.
    Plage lag an seinem gewohnten Platz und wedelte bei seinem Anblick mit dem Schwanz. Kranker Bauch holte seinen Hund und verschwand mit ihm im Wacholderdickicht hinter dem Lager. Dort zog er Plage im Schutz der Bäume ganz dicht an sich, kraulte ihn hinter den Ohren und vergrub sein Gesicht im dicken, warmen Fell des Tieres.

KAPITEL 5
    Windläufer hastete keuchend weiter. Eisiger Reif hatte sich an der Umrandung seiner Fuchspelzkapuze gebildet. Auf bebenden, wackligen Beinen wankte er in Schlangenlinien über den nach Norden verlaufenden Felsgrat. Vor zwei Tagen, bei Einbruch der Dunkelheit, hatte er die Verfolger zum erstenmal bemerkt. Er hatte sie im Laufe der Nacht abgeschüttelt hoffte er jedenfalls.
    Doch nun war eine andere Gruppe, kleiner als die erste, aufgetaucht und folgte beharrlich seinen Spuren.
    Das eisige Land ringsum beobachtete stumm den Ausgang dieses erbitterten Wettlaufs. Aufragende Felsen schoben sich wie düstere Zuschauer durch den verharschten Schnee. Die blendenden Sonnenstrahlen warfen ein gleißendes Licht auf die Schneewehen. Die Spitzen der hier und da durch den Schnee stechenden Beifußsträucher zitterten im Wind. In der Ferne erhoben sich wellenförmig lederfarbene Sandsteinhügel vor dem Hintergrund der Berge, die sich, entschlossenen Schutzmauern gleich, hinauf zum Himmel reckten. Über den Bergen, deren steil abfallende Hänge mit glitzerndem Schnee und blaugrünen Sträuchern bedeckt waren, dehnte sich der Himmel wie ein unendliches blaues Gewölbe, an manchen Stellen betupft mit kleinen weißen Federwolken.
    Windläufer taumelte vorwärts über verkrustete Schneewehen und stolperte über die vom eisigen Griff der gefrorenen Erde umklammerten Steine. Jeder Atemzug schnitt in seine Kehle, brannte sich hinab in seine keuchenden Lungen. Die übermenschliche Anstrengung peinigte schmerzhaft jede Faser seiner Muskeln, der Schweiß lief ihm in Strömen über die Haut und tränkte seine dicken Fellumhänge.
    Er hatte großes Glück gehabt, er hatte sie fast sofort entdeckt: sieben Männer. Sie trabten genau in seiner Spur. Sieben unbekannte Männer, deren Speere im Sonnenlicht funkelten. Vielleicht gehörten sie ebenso wie die vorherige Gruppe zum Wolfsvolk von den Grass Meadow Mountains. Oder sie gehörten einem anderen Stamm an. Auf jeden Fall mußte er sie zu den Feinden rechnen, die er nicht zu dem ungeschützten Lager führen durfte. Die Frauen des Weißlehm-Stammes konnten sich zwar gut verteidigen und würden die sieben Krieger wohl in die Flucht schlagen, aber mit Sicherheit forderte dieser Kampf einige Opfer.
    Er mußte die Verfolger irreführen und abschütteln. Niemand besaß beim Laufen Windläufers Kraft und Ausdauer. Fast unmerklich hatte er die Richtung geändert und das Lager gut einen halben Tagesmarsch entfernt im Osten umgangen.
    Windläufer spielte ein gefährliches Spiel, aber einiges sprach zu seinen Gunsten: Seine Feinde wußten, sollte sich in der Nähe ein Lager des Sonnenvolks befinden, würden ihm die Stammesangehörigen beistehen. Seine Verfolger mußten sich vorsichtiger bewegen als er, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten.
    Windläufer fiel in einen leichten Trab und schlüpfte zwischen den Beifußsträuchern hindurch. Er versuchte, seine Spuren so gut wie möglich zu

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