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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Zeltstangen und den rauchgeschwärzten Fellen gesickert. Inmitten all der wehmütigen Erinnerungen hatte Weiße Esche sehnsüchtig auf Salbeigeists Rückkehr gewartet.
    »Windläufer!«
    Er schaute über den tauenden Schnee zu ihr herüber und winkte. Im Näherkommen bemerkte sie, wie mitgenommen er aussah abgezehrt und todmüde. Schlamm und Wasser hatten seine Kleider beschmutzt. Sein Gesicht war ausgemergelt und abgespannt; unter den breiten Backenknochen höhlten sich eingefallene Wangen. Etliche blutverkrustete Kratzer zogen sich über die blauen Tätowierungen auf seiner hohen Stirn, und in seinen schwarzen, schimmernden Zöpfen hatten sich Blätter verfangen.
    »Was ist passiert?« verlangte sie zu wissen und umarmte ihn. »Sind die Männer alle gesund?«
    »Ja, ich glaube schon. Wir haben Beute gemacht… vor ungefähr einer Woche. Hör zu, wir müssen das Lager verlegen. In dieser Gegend wimmelt es von Leuten des Wolfsvolkes. Ich mußte erst zwei verschiedene Kriegerbanden abschütteln, bevor ich mich in die Nähe des Lagers wagte.«
    Sie warf einen raschen Blick über die Schulter. Die sanft ansteigenden, immer wieder mit Schnee gesprenkelten Hänge verrieten keinerlei Gefahr. »Komm, rasch. Flughörnchen ist schon fast krank vor Sorge. Sie würde es zwar nie zugeben, aber mich kann sie nicht täuschen.«
    »Ein paar Tagesmärsche weiter südlich haben wir Büffel erlegt. Vielleicht sollten wir von dort weiter in den Süden bis zu diesen Bergen, die du Sideways Mountains nennst.«
    »Sie heißen so, weil sie auf dieser Seite sanft ansteigen und auf der anderen Seite in schroffen Klippen abfallen.«
    Trotz seiner Erschöpfung versuchte er, sie anzulächeln, doch er brachte nur eine verzerrte Grimasse zustande. »Gut, bringen wir die letzten Überlebenden des Weißlehm-Stammes hinüber. Wie sieht's hier aus? Habt ihr keine Plünderer gesichtet? Keine Kundschafter, keine Spuren?«
    »Nichts als Wind und Schnee.« Sie atmete tief durch. »Leuchtender Mond ist gestorben. Ihre Seele hat sich von ihrem Körper getrennt. Sie konnte sich einige Tage lang nicht bewegen. Eines Nachts ist sie gegangen. Es war ein friedlicher Tod. Sie hat nicht gelitten.«
    Windläufer machte einen Fehltritt und stolperte. Seine Augen wurden schmal vor Kummer. »Nein …
    nicht. Das bringt Salbeigeist um. Er hatte eine Ahnung, irgendein unbestimmtes Gefühl. Ich sollte Leuchtender Mond die Botschaft überbringen, es gehe ihm gut und er würde jede Menge Büffelfleisch essen und an sie denken.«
    Weiße Esche versuchte, ihre Trauer zu überspielen. »Im Augenblick müssen wir uns wegen des Wolfsvolkes Sorgen machen. Bist du überzeugt, sie suchen nach uns?«
    Er nickte heftig. »Bei einer einzelnen Gruppe hätte man annehmen können, sie sei auf der Jagd. Aber zwei? Nein, sie sind hinter uns her. Ich glaube, sie wollen uns in den Norden zurücktreiben.
    Wahrscheinlich als Warnung an andere Stämme, sich nicht in ihr Gebiet zu wagen.«
    »Aber wenn wir zurückgehen, geraten wir in das Gebiet des Schwarzspitzen-Stammes.«
    »Richtig. Also, was bleibt uns übrig?«
    Erneut blickte sie über die Schulter. »Die Sideways Mountains. Und dahinter lebt das Erdvolk. Wir sind nur noch so wenige. Vielleicht finden wir einen Platz, wo wir hingehen können, ohne das Gebiet des Erdvolkes zu verletzen.«
    »Wo immer das sein mag, wir müssen uns beeilen und so wenig Spuren wie möglich hinterlassen.«
    Nachdem Windläufer berichtet hatte, was vorgefallen war, nahm Flughörnchen die Sache unverzüglich in die Hand. Der Weißlehm-Stamm begann sofort, das Lager abzubrechen. Die Kinder fingen die Hunde ein und legten ihnen, ungeachtet ihres Gewinsels und Gejaules, die Ledergeschirre an. Die spärlichen Besitztümer wurden zusammengerollt und in Lederbehältern verstaut, diese wiederum wurden auf die Travois' gebunden, Packschlitten, die die Hunde hinter sich herzogen.
    Sobald die Hunde angespannt waren, wurden sie noch unruhiger. Rasch wurden die Zeltstangen abgeschlagen und die kunstfertig gegerbten Zeltwände eingerollt.
    Weiße Esche warf einen schnellen Blick auf Windläufer; er hatte sich auf einen Deckenstapel fallen lassen und war sofort eingeschlafen. Auf seinem im Schlaf entspannten Gesicht spiegelten sich die entsetzlichen Strapazen des Marsches. Einen Augenblick lang kämpfte sie gegen den Wunsch an, zärtlich seine Wangen zu streicheln. Nein, das würde ihn nur in Verlegenheit bringen. Im stillen verfluchte sie, daß er sich den Heiratssitten

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