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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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ließ und Hals über Kopf quer über den Platz auf ihre Mutter zustürmte. Viele Kinder reagierten so auf den furchterregenden Anblick der Tänzer; trotzdem war Schafgarbe verwirrt.
    Noch nie hatte sich Nachtschatten bei einer Zeremonie gefürchtet. Im Gegenteil, sie schien dabei stets unnatürlich ruhig zu sein.
    Schafgarbe stand auf. Schon war Nachtschatten bei ihr und klammerte sich wie eine Wahnsinnige an ihre Beine. Gellend schrie sie: »Lauf, Mutter! Lauf weg!«
    »Schsch, Nachtschatten. Die Tänzer tun dir nichts.« Begütigend klopfte sie ihrer Tochter auf den nackten Rücken. »Sie sind gekommen, weil sie uns helfen wollen, sie bringen Leben …«
    Nein!« Nachtschatten packte ihre Hand und zerrte unter Aufbietung all ihrer kindlichen Kräfte an ihr.
    »Beeil dich! Sie sind meinetwegen gekommen! Sie sind schon fast da! Mutter, bitte!«
    Nachtschatten zerrte so heftig an Schafgarbe, daß ihre Mutter ins Stolpern geriet und fast das Schildkrötenbündel fallen ließ. »Nachtschatten, hör sofort auf! Du bringst mich in eine peinliche Lage.
    Beruhige dich, laß …«
    Aus den Augenwinkeln nahm Schafgarbe in den Salbeisträuchern
    auf der anderen Seite des Platzes eine Bewegung wahr. Sie fuhr herum und entdeckte im Gestrüpp schwankende Schatten. Doch die furchtbare Wahrheit drang erst in ihr Bewußtsein, als die Kriegsrufe feindlicher Krieger ertönten. Lauthals brüllend, Pfeile abschießend und nach allen Seiten Keulen schwingend, stürmten sie auf den Platz.
    Panik breitete sich in der Menge aus, und in einem wilden Durcheinander versuchte jeder zu flüchten.
    Schafgarbe zog sich an die Wand zurück und zerrte Nachtschatten hinter sich her. Einer der Feinde, ein hochgewachsener junger Mann, schwang seine Keule gegen die Schläfe des Anführers der Tänzer und schleuderte die heilige Maske in den Schmutz. Brutal zerschmetterte er mit der Keule den Schädel des alten Mannes. Schafgarbe sah, wie der Thlatsina auf die Knie fiel, mit brechendem Blick flehentlich zum Himmel hinaufstarrte und lautlos in einem Wirbel roter und grüner Federn zu Boden stürzte. Beim Anblick der im Dreck liegenden Maske schrie ihre Seele auf vor Qual. Wer brachte so etwas über sich?
    Wie tollwütige Hunde bahnten sich die Krieger den Weg durch die aufgescheuchte Menge. Schafgarbe kannte weder ihre Stammeszeichen noch ihre Haartracht. Die Körper dieser grellbunten Dämonen waren mit Tätowierungen bedeckt, und Kupferspulen funkelten an ihren langgezogenen Ohrläppchen.
    Sie hatten die Köpfe bis auf einen über die Mitte des Kopfes laufenden Haarkamm rasiert, in ihre Stirnhaare waren Muschelperlen geflochten, und ihre langen Kriegshemden, auf die Federn von in diesem Teil der Welt unbekannten Vögeln genäht waren, schmückten fremdartige Steine.
    Einer der Krieger rannte mit erhobener Keule auf Schafgarbe und Kranichmädchen zu. Er stieß einen markerschütternden Schrei aus, sein gräßliches Gesicht war zu einer schauerlichen Fratze verzerrt.
    Taumelnd kam Kranichmädchen auf die Beine und versuchte trotz ihres gewölbten Leibes davonzulaufen. Der Krieger packte sie am Arm und riß sie herum. Mit fürchterlicher Wucht hieb er seine Keule auf ihren Kopf. Sie schrie gellend auf, sank jedoch nicht zu Boden. Rasch drehte er die Keule um und schlitzte ihr mit den spitzen, seitlich eingesetzten Hornsteinzacken die Kehle auf. Im Todeskampf verkrampfte Kranichmädchen die Hände um ihren Hals, aus dem das Blut herausspritzte, und schwankend stürzte sie auf die Erde.
    »Kranichmädchen!«
    Der Krieger sprang über die Leiche und warf sich auf eine alte Frau, die hinter eine Tür zu kriechen versuchte. Er stieß einen schrillen Schrei aus, zerrte die Frau aus dem Schutz der Mauern und schmetterte ihr dreimal die Keule auf das graue Haupt.
    »Mutter! Komm doch!« schluchzte Nachtschatten. Mit den Fingernägeln kratzte sie eine tiefe Wunde in Schafgarbes Arm. Der brennende Schmerz löste die Erstarrung der Mutter und ließ sie handeln.
    Schafgarbe packte Nachtschattens Hand und lief los. Sie versuchten, den Eingang zu erreichen. Mit flatternden Röcken hasteten sie um die Ecke - und rannten kopfüber in drei der scheußlich tätowierten Krieger hinein.
    Schafgarbe wich zurück, eine schreckliche Schwäche bemächtigte sich ihrer Beine. »Tut uns nichts!«
    flehte sie. »Wer seid ihr? Was wollt ihr?« Im verzweifelten Versuch, ihre Tochter zu schützen, schob sie Nachtschatten an die Wand und stellte sich vor sie.
    Die Krieger stellten sich

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