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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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gefällt er auch nicht!« Dachsschwanz verzog angewidert das Gesicht. ,Aber ich bin beunruhigt wegen Petaga. Sag den Kriegern, sie …« Er seufzte. »Also, sag ihnen einfach, sie müssen ihre Pflicht erfüllen.«
    »Ich sage es ihnen.«
    Sie blieb stehen und blickte hinter Dachsschwanz her, der so rasch weiterging, als wolle er außer Hörweite sein, wenn Heuschrecke den Männern seinen Befehl übermittelte. Dachsschwanz kam an eine Biegung, an der eine dicke Felsplatte über den Bach ragte. Heuschrecke beobachtete, wie er sich mit einer Hand abstützend an den Stein lehnte.
    Fast lautlos flüsterte sie: »Siehst du die Gesichter der Toten, Dachsschwanz?«
    Die ganze Nacht und den ganzen Tag über sprudelten immer dann, wenn sie es am wenigstens erwartete, schreckliche Bilder und Stimmen vergangener Kämpfe aus ihrer Seele. Aber es war sinnlos, Dachsschwanz von der Ausführung seines Befehls abbringen zu wollen.
    Im Morgengrauen hatte Dachsschwanz einige Kundschafter ausgeschickt und die übrigen Krieger in Gruppen zu jeweils ungefähr fünfundsiebzig aufgeteilt. Die einzelnen Gruppen hatte er als Abgesandte zu den größeren Dörfern im Norden geschickt mit dem Befehl, sich auf keinen Fall sehen zu lassen und sicherheitshalber in den Entwässerungsrinnen weiterzugehen.
    Dachsschwanz' Strategie war es, die Dörfer im Norden dazu zu bewegen, sich ihnen anzuschließen.
    Danach sollten die einzelnen Gruppen südlich von Bladdernut Village zusammentreffen und auf einer Länge von einem halben Tagesmarsch eine undurchdringliche Kette bilden, die dann nach Süden zog, bis sie auf Petaga traf.
    Heuschreckes Augen wurden schmal. Dachsschwanz stieß sich kraftlos vom Felsen ab; seine Hand fiel wie taub nach unten. Er sah müde und niedergeschlagen aus, als müsse er sich dazu zwingen, weiterzugehen.

KAPITEL 22
    Wühlmaus kniete auf einer Matte vor ihrem Haus und rieb eine Handvoll Seidenpflanzensamen an ihrem nackten Oberschenkel, um die inneren Fasern freizulegen, aus denen der kostbare Faden gewonnen wurde. Die aufgeregten Schreie spielender Kinder hallten vom großen Platz herüber. Die Eltern hantierten an den Feuern und bereiteten Eintöpfe aus Truthahnfleisch, Pflanzensprossen und Pfefferwurzelknollen zu. Aus den über den Flammen brodelnden Töpfen stieg ein appetitlicher Duft.
    Eine leichte Brise wehte vom Bachbett herauf und spielte mit Wühlmaus' Haaren.
    Sie lächelte. Weit hinten am endlosen Himmel ballten sich gewaltige Gewitterwolken zusammen. Im Schein der letzten Sonnenstrahlen leuchteten sie violett auf.
    Ihre Augen suchten beständig den Pfad ab. Sie werden kommen. Eines muß man Wanderer lassen: Was er verspricht, das hält er. Er bringt Flechte heute nach Hause … vorausgesetzt, er hat sich nicht verirrt. Sie warf die Seidenpflanzenfasern in einen neben ihr stehenden Korb.
    Den ganzen Tag hatte sie gegen das Verlangen angekämpft, den Pfad hinaufzulaufen und ihnen auf halbem Weg entgegenzugehen. Flechte fehlte ihr weit mehr, als sie je für möglich gehalten hätte. In den zehn Tagen, seit ihre Tochter fort war, hatte sich Wühlmaus leer und nutzlos gefühlt. Es schien, als habe ohne Flechte nichts mehr für sie Bedeutung.
    Sie erhob sich, streckte ihren müden Rücken und ging zum großen Platz. Fliegenfänger und Schleiereule lieferten sich in der Nähe der in der Mitte errichteten Feuerstelle einen Ringkampf.
    Schleiereule nagelte mit seinem Gewicht Fliegenfänger am Boden fest. Dieser wehrte sich und fuchtelte wild mit den Armen. Einige alte Leute scharten sich um die beiden. Vergnügt beobachteten sie den Kampf und schlössen lautstark Wetten ab.
    »Schleiereule, geh runter!« kreischte Fliegenfänger atemlos. »Das ist kein Spaß mehr.«
    »Kein Spaß für dich.« Schleiereule kicherte. »Aber eine Menge Spaß für mich.« Er packte Fliegenfänger am Arm und drehte ihn grob um.
    Verzweifelt wand sich Fliegenfänger unter seinem Peiniger. Schließlich gelang es ihm, Schleiereule aus dem Gleichgewicht zu bringen und sein Knie in dessen Leiste zu rammen. Der größere Junge stieß ein wütendes Geheul aus und fiel von seinem Gegner herunter. Rasch rappelte sich Fliegenfänger auf und stürzte wie ein gehetzter Eselhase in das Dickicht. Schleiereule folgte ihm dichtauf.
    Die Leute lachten und feuerten aufmunternd mal den einen, dann den anderen der Jungen an.
    Wühlmaus kümmerte sich nicht weiter darum, sondern genoß die anheimelnde Schönheit des Abends.
    Die fünfzehn, in einem Rechteck um den

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