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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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und knetete nervös ihre Hände. »Seine Mächte waren so groß, sie … sie jagten mir Angst ein.
    Ich war nicht bereit zu lernen, was er mich lehren wollte.«
    Seufzend schloß Wühlmaus die Augen. Ich war auch zu jung, um seine Liebe zu mir zu verstehen sanft, ungebunden, auf so zarte Weise Sicherheit bietend wie ein Spinnennetz zwischen zwei jungen Blättern. Und meine Liebe zu ihm war kindisch halb Anbetung, halb die Schwärmerei für einen älteren Mann, der auf den Wellen der Unterwelt reiten kann. Und ich litt unter entsetzlichen Schuldgefühlen wegen meines Mannes.
    Sternzwiebel sah sie forschend an.
    Wühlmaus zuckte die Achseln. »Jetzt wünschte ich, ich hätte mich überwunden, weiter bei ihm zu lernen. Flechte hat seit Jahren mächtige Träume. Hätte ich damals mehr von Wanderer gelernt, könnte ich ihr jetzt weiterhelfen.«
    Inzwischen war es Nacht geworden. Die Tiere der Dunkelheit erwachten. Am anderen Ufer des Pumpkin Creek sah Wühlmaus hie und da den schwarzweißen Körper eines Skunks aufblitzen, der durch das Gras watschelte und auf der Suche nach Larven feuchte Holzstücke umdrehte. Aus den Hartriegelsträuchern an der nächsten Bachbiegung drang der Schrei einer großen Ohreule. Kurz darauf erhaschte Wühlmaus einen Blick auf den geisterhaften Vogel, der in geringer Höhe über das Land flog.
    Sie schlug nach einer Stechmücke, die sich auf ihr Handgelenk gesetzt hatte. »Komm«, sagte sie. »Es wird Zeit, daß wir uns ans Feuer setzen. Der Rauch hält die Insekten ab.«
    Im Aufstehen sah sie vor dem schieferblauen Horizont zwei dunkle Punkte den Felsenpfad herunterkommen. Fliegenfängers Stimme bestätigte Wühlmaus' heimliche Hoffnung.
    »Flechte!« schrie er begeistert. »Das ist Flechte! Sie kommt nach Hause!« Fliegenfänger rannte den beiden Punkten entgegen. Er ließ den keuchenden Schleiereule weit hinter sich, brach rücksichtslos durch Büsche und sprang über kleine Felsen. Ihn hielt nichts auf, er mußte Flechte begrüßen.
    Wühlmaus vergrub eine Hand in ihrem hellbraunen Rock und begann mit dem Aufstieg. Sie zwang sich, langsam zu gehen … damit Flechte nicht sah, welch ungeheures Glücksgefühl sie durchströmte.
    Flechte ließ Wanderers Hand los, als sie Fliegenfänger und ihre Mutter den Hang heraufkommen sah.
    Sie sauste ihnen entgegen; der grüne Saum flatterte wild um ihre Beine. Der vertraute Ausblick auf das Dorf öffnete sich vor ihr. Die Leute auf dem Platz erhoben sich und blickten neugierig zu ihr herauf.
    Der Wind trug ihre leisen Stimmen zu ihr und badete ihr Gesicht in den angenehmen Gerüchen ihrer Heimat. Der wunderbare Duft der auf den Feuern brodelnden Eintopfgerichte stieg in ihre Nase. Ihr leerer Magen knurrte.
    »Flechte! Flechte!«
    »Fliegenfänger!«
    »Bin ich froh, daß du wieder zu Hause bist, Flechte!« Er schlang seine Arme um sie und drückte sie fest. Sie balgten sich eine Zeitlang und versuchten lachend, einander aus dem Gleichgewicht zu bringen. Obwohl sie eine Hand größer war als er und diesen Wettstreit meist mühelos gewann, war Flechte durch das Bündel auf ihrem Rücken behindert und bewegte sich etwas unbeholfen, so daß sie ins Stolpern geriet und den Kampf verlor.
    »Wie wär's da oben?« Fliegenfängers blaues Stirnband war verrutscht und schob sein Haar auf einer Seite ein wenig nach oben. Grashalme und kleine Zweige hingen in den wirren Strähnen. »Was hast du alles gelernt? Bist du immer noch ein Menschenwesen?«
    »Ich…«
    Ihre Mutter kam schwer atmend heran und breitete die Arme aus. »Flechte, laß dich ansehen.«
    Flechte stürzte zu ihr und warf die Arme um den Hals der Mutter. Es war so gut, wieder ihre Nähe zu spüren. Ihre Mutter bedeckte Flechtes Haare und Gesicht mit Küssen, und Flechtes Seele schmerzte vor so viel Glück. »Oh, Mutter, du hast mir unsagbar gefehlt.«
    »Du mir auch«, sagte ihre Mutter mit vor Freude zitternder Stimme.
    Flechte streichelte ihre Mutter liebevoll, trat ein wenig zurück und blickte in ihre tränenfeuchten, dunklen Augen. »Mutter, rate mal! Ich war in der Unterwelt! Wanderer hat eine Todessänfte für mich gemacht, und Vogelmann brachte Geisterwölfe mit, die sie gezogen haben. Und auf dem Rückweg bin ich in den Fluß gefallen -«
    »Du …« Ihre Mutter blinzelte nachdenklich. Zögernd hob sie den Blick und sah Wanderer an, der inzwischen ebenfalls herangekommen war und wie ein großer gertenschlanker Baum hinter Flechte stand. Wanderer nickte bestätigend. Erstaunt strich ihre

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