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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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siebzehn Sommer alt und hatte buschige, hängende Augenbrauen - ein seltsamer Kontrast zu seinen mädchenhaft langen Wimpern. Auch er sah außerordentlich erschöpft aus. Krächzend sagte er: »Mit dem Feuer in Bluebird Village macht das insgesamt vierzehn. Meinst du, das reicht? Ob sich Dachsschwanz täuschen läßt und wirklich glaubt, wir befänden uns noch im Süden?«
    Linde wiegte den Kopf. »Ja, das wüßte ich auch gern. Hoffentlich glaubt er, wir brennen uns vom Süden her den Weg nach Norden.«
    Hagelwolke ballte die Fäuste. Seit zwei Tagen stellte er sich unausgesetzt diese quälenden Fragen: Wie viele Feuer reichten aus? Waren zu viele Feuer verdächtig? Was machten die kleinen Störtrupps?
    Hatten ihre Späher sämtliche Boten von Dachsschwanz gefangengenommen und getötet? Oder erhielt er noch Informationen? Und wenn Dachsschwanz tatsächlich auf ihre List hereinfiel, wo und wie würde er seine Krieger Stellung beziehen lassen?
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Hagelwolke. »Wir rechnen damit, daß er nach Norden geht. Ich bete darum. Geht er jedoch statt dessen nach Süden …« Er schüttelte den Kopf.
    Bullenhorn strich mit der Hand über seinen schmutzstarrenden Haarkamm. »Wann treffen wir mit den Kriegern von Kürbis zusammen?«
    »Morgen wenn alles wie geplant läuft.« Vater Sonne, laß nichts schiefgehen. »Wir müssen wissen, was im Norden vor sich geht.«
    »Petaga ist es bestimmt gelungen, alles in die Wege zu leiten.«
    »Ja«, versicherte ihm Hagelwolke. »Bestimmt.«
    Aber Zweifel nagten an ihm. Als Petaga ihm befahl, die Ablenkungstruppen zu führen, hatte Hagelwolke mit dem Argument Einspruch erhoben, er müsse in der Nähe bleiben für den Fall, daß ihre Pläne scheiterten. Aber Petaga hatte auf seinem Befehl beharrt. Er könne die erste Angriffswelle nur erfolgreich führen, wenn Hagelwolke genügend Verwirrung stifte.
    Dachsschwanz dürfe ihre Pläne keinesfalls durchschauen.
    Linde schnürte seinen Wassersack von seinem Marschgepäck, das an der Höhlenwand lehnte, öffnete ihn und nahm einen ordentlichen Schluck. Anschließend reichte er den Sack an Hagelwolke weiter.
    »Alles ist ein Spiel. Wir wollen alle beten, daß Väter Sonne uns beisteht. Hat einer von euch heute im Schwemmland etwas Auffälliges bemerkt?«
    Alle schüttelten die Köpfe. Doch eine bange Sorge bohrte sich wie ein Messer in Hagelwolkes Gedärme. Wo steckte Dachsschwanz? Welche Falle bereitete er vor?

KAPITEL 23
    Flechte saß auf ihrem Bett, das Kinn auf die Knie gestützt. Die gelben Spinnen an den Wänden flüsterten fast unhörbar mit dem Steinwolf. Sie bemühte sich, die Worte zu verstehen. Seltsam, sie hatte sie nie zuvor sprechen hören, obwohl sie tausendmal in diesem Zimmer geschlafen hatte. Die Mächte gingen frei um in dieser Nacht. Sie fühlte, wie sie mit winzigen Zähnen in ihr Fleisch bissen.
    Unruhig zupfte sie mit den Fingerspitzen an den roten Spiralen am Saum von Wanderers grünem Zeremonienhemd, ohne dabei Wanderer und ihre Mutter aus den Augen zu lassen. Die beiden saßen mit übereinandergeschlagenen Beinen dicht an der erkalteten Feuerstelle in der Mitte des Hauses. Um ungestört zu sein, hatten sie kein Feuer entfacht und die Türvorhänge heruntergelassen.
    Seit Flechtes Eintreffen lastete ein unheilvolles Schweigen zwischen ihnen. Wenn es noch länger andauerte, bekam Flechte in der bedrückenden Atmosphäre keine Luft mehr. Was hatten sie unter vier Augen zueinander gesagt? Etwas Schlimmes, wie sie stark vermutete. Ihre Mutter sah wütend aus.
    Wanderer lächelte traurig und malte mit dem Zeigefinger magische Zeichen auf den harten Boden.
    Unterhielten sich der Steinwolf und die Spinnen über die beiden? Ihre Stimmen waren eher noch leiser geworden.
    Flechte drehte den Kopf und blickte aus dem Fenster. Sie beobachtete Mondjungfraus Gesicht, das in der Nähe der Stelle, wo sie und Wanderer mit den Felsen gesprochen hatten, am Horizont heraufzog.
    Vor dem silbernen Hintergrund des Mondlichts standen die steil aufragenden Klippen da wie dunkle Wächter.
    Kommt Vogelmann und hilft mir? Die Felsen sagten, er habe mich nie verlassen … aber ich sah doch, wie er aus meinem Fenster flog.
    Aus diesem Fenster.
    Flechte neigte neugierig den Kopf. Vielleicht lebte Vogelmann in ihrem Innern wie der Schatten ihrer Seele immer da und doch nicht wirklich. In der Unterwelt hatte sie gewußt, daß er kam, noch bevor sie ihn durch den Himmel hatte fliegen sehen. Es war, als hätten sich ihre Seelen

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