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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Wühlmaus zum letztenmal gesehen hatte. Seine versengten Lungen schrien nach Luft, aber er kämpfte dagegen an. Blind suchte er mit den Händen verzweifelt den Boden ab, bis er gegen weiches Fleisch stieß. Er packte Wühlmaus am Unterarm und zerrte sie mit aller Kraft unter dem knisternden Dach hervor. Als Luft an ihr Kleid kam, ging es sofort in Flammen auf. Wanderer rollte sie am Boden hin und her, bis der Stoff nicht mehr brannte. Stöhnend nahm er sie auf die Arme, rannte zum Fenster und stürzte mit ihr in die Dunkelheit hinaus.
    Wanderer trug Wühlmaus weg von dem brennenden Dorf und bettete sie auf ein weiches Lager aus Gras. Der widerliche Geruch versengter Haare haftete an ihr, Brandblasen bedeckten ihr rechtes Bein.
    Weinend kam Flechte aus dem Dunkel herangelaufen; ihr Gesicht war rußverschmiert. Mit halberstickter Stimme fragte sie: »Was ist passiert?«
    »Sie war unter dem Dach eingeklemmt. Vermutlich haben die herabstürzenden Trümmer sie gegen die Wand gedrückt. Ich glaube, sie hat sich den Kopf gestoßen.«
    »Ist sie in Ordnung?« Verzweifelt sah Flechte Wanderer an.
    »Ja, ich glaube schon, aber «
    Heisere Schreie übertönten das Brausen des Feuers. Ein Dutzend Menschen stürmte stolpernd und sich schubsend über die Ruine von Wühlmaus' Haus zum dunklen Band des Baches. Ganz vorn erkannte Wanderer Warze und seine Mutter.
    Plötzlich sprangen fünf feindliche Krieger aus ihrem Versteck in einem Entwässerungskanal. Die Hornsteinnägel auf ihren Kriegskeulen blitzten auf. Sie hoben die Waffen hoch über ihre Köpfe und stürmten mit gellendem Kriegsgeheul mitten zwischen die fliehenden Menschen. Die Gruppe brach auseinander, jeder suchte sein Heil in wilder Flucht. Ein Krieger packte den rennenden Warze am Hemd, schmetterte seine Keule gegen dessen Schläfe und ließ den schlaffen Körper des Jungen achtlos zu Boden fallen. Mit einem Satz sprang der Krieger über Warzes Leiche und schlug auf ein anderes Kind ein.
    Schreie zogen durch die Nacht wie kreisende Aasgeier, wurden immer lauter und lauter, bis die vom lodernden Feuer erhellte Nacht in Angst und Todesqual zu pulsieren schien.
    »Flechte!« befahl Wanderer in Panik. »Lauf weg. Ich sagte, lauf«
    Sie rührte sich nicht von der Stelle, sondern starrte mit leerem Blick auf Warze, der fünfzig Hand von ihr entfernt mit gebrochenen Augen am Boden lag.
    Wanderer schob sie mit all seiner Kraft weiter. »Lauf! Wir finden dich!«
    Flechte stolperte und fiel zu Boden. »Ich kann nicht -«
    »Ich sagte, geh!«
    In maßlosem Entsetzen schlug Flechte die Hände vor den Mund; schluchzend erhob sie sich und rannte gehorsam in das dunkle Dickicht zwischen den Felsen. Die furchtbare Qual in ihrem Gesicht zerriß Wanderers Seele. Mit heftig pochendem Herzen blickte er der kleiner werdenden Gestalt nach, bis sie verschwunden war. Er wandte sich um und kümmerte sich um Wühlmaus. Er legte seine Arme unter ihre Knie und ihre Schultern und hob sie hoch. Taumelnd kam er auf die Beine und versuchte, hinter Flechte herzulaufen.
    »Wanderer!«
    Die vertraute Stimme ließ ihn einen Augenblick zögern - zu lang. Drei Krieger tauchten aus der Dunkelheit auf und umzingelten ihn. Sie hatten die Bogen erhoben, die Pfeilspitzen zielten auf seinen Rücken und seinen Magen. Wanderers Zunge klebte am Gaumen seines trockenen Mundes wie eine erstickende, zu groß geratene Wurzel.
    Ein großer, stämmiger Krieger stolzierte aus der Dunkelheit in den Kreis der anderen Männer. Dunkle Blutflecken bedeckten seine stark tätowierte Brust. Als das Feuer plötzlich unter den zusammenbrechenden Resten von Wühlmaus' Haus hell und prasselnd aufloderte, duckte sich Wanderer instinktiv und preßte Wühlmaus' Körper fester an sich. Er erkannte den vom Licht in reinstes Gold gehüllten Krieger. Das harte Gesicht hatte in den letzten zehn Zyklen noch weitere Falten bekommen, aber die hervorquellenden Augen hatten nichts von ihrer Schärfe verloren.
    Wanderer schluckte schwer. »Dachsschwanz!« flüsterte er.
    Wie eine Wahnsinnige brach Flechte durch das Unterholz. Sie murmelte entsetzt vor sich hin und nahm nicht einmal die Brennesseln wahr, die ihre Arme und Beine berührten. Das Feuerlicht, reflektiert von der Felswand, wirbelte mit funkenstiebenden Flügeln hinauf in die Nacht wie eine gräßliche Kreatur. Aus der Mitte der Flammen rief eine Stimme nach ihr, flüsterte wieder und wieder ihren Namen: flechte, Flechte, hier entlang… hier entlang …«
    »Wer bist du? Was willst

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