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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Antwort.
    Plötzlich stoben die Rehe unten auf der Wiese in wilder Flucht davon. Mit ein paar Sätzen waren sie zwischen den Felsen verschwunden. Fieberhaft suchten Flechtes Augen den Pfad ab - und da, noch tief unten, entdeckte sie fünf Krieger, die anscheinend ihren Spuren folgten. Hin und wieder blieben sie stehen und prüften ihre Fußspuren, doch sie kamen zügig voran.
    Panik brandete durch Flechtes Adern wie ein Feuersturm.
    Sie riß ihre aus Wildkirschenholz gefertigten Feuerstöcke an sich, steckte sie in ihren Gürtel und rannte los. Ihre Füße hämmerten auf den körnigen Stein. Sie lief an der abbröckelnden Kante der Klippe entlang, um rasch außer Sicht zu kommen.
    Sie zwang sich, schneller zu laufen. In fliegender Hast rannte sie an einem Findling vorbei und weiter unter einen schattigen Felsvorsprung, in dessen verzweigten Spalten Alaunwurzeln wuchsen. Die rauhen Stengel zerrten an ihrem zerrissenen Hemd.
    Da! Eine Bewegung vor ihr! Flechte hielt inne und blickte sich um. Sie versteckte sich im Schatten des Steins, schien förmlich mit ihm zu verschmelzen. Mit jedem Atemzug wirbelten glitzernde Sandkörner vor ihrem Gesicht auf.
    Schwarze Punkte betupften die vor ihr liegende Felsklippe; sie wimmelten wie emsige Ameisen durcheinander. Fünfzig, einhundert? Noch mehr? Kamen diese Krieger aus dem Süden herauf?
    Flechte fuhr herum und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie sah die fünf Männer, die ihren Spuren folgten.
    Entsetzt nach einem Fluchtweg suchend, blickte sie über die Felskante. Acht Hand tiefer befand sich ein schmaler Felsvorsprung, nicht breiter als zwei Hand. Hastig kletterte sie über den Rand der Klippe, sprang und kam sicher auf dem Sims auf. Unter ihr befand sich der sonnenüberflutete, gähnende Abgrund. Bei jeder Bewegung knirschte Kies unter ihren Sandalen; er rollte über den Rand und rieselte hundert Hand hinab auf die zerklüfteten, senkrechten Felsplatten am Fuße der Klippe.
    Ein Kriegsruf durchschnitt die Luft. In Todesangst klammerte sich Flechte an die steile Felswand.
    Schreie wie Kojotengeheul und Rufe ertönten. Waren die Krieger der beiden Gruppen miteinander verfeindet? Waren sie in einen Kampf verwickelt? Flechte nahm sich zusammen und bewegte sich auf der Suche nach einem besseren Versteck langsam und vorsichtig auf dem schmalen Sims weiter.
    Ein durchdringendes Kreischen hallte von den Felswänden wider, gleichzeitig stürzte der Körper eines Mannes von der Klippe und wirbelte vor ihren Augen durch die Luft in den Abgrund.
    Flechte stieß einen erschrockenen Schrei aus und verlor auf dem bröckeligen Kalkstein fast den Halt.
    Schwankend versuchte sie, sich festzukrallen, und kämpfte verzweifelt um ihr Gleichgewicht. Ihr wurde fast schlecht vor Entsetzen. Mit jedem Schlag ihres Herzens drehte sich die Welt. Der Fels unter ihren Füßen schien zu beben.
    »Vogelmann, Vogelmann … Vogelmann«, stammelte sie mit tränenerstickter Stimme. »Vogelmann, hilf mir. Hilf mir … Vogelmann …«
    Von oben brandete der Lärm des Kampfgetümmels zu ihr herab. Flechte nahm all ihren Mut zusammen und tastete sich Schritt für Schritt weiter. Verstört kratzte sie mit den Fingern auf dem Kalkstein. Hektisch suchte sie nach Rissen, in denen sie die Finger festhaken konnte.
    »Hilf mir, Vogelmann Wo bist du? Du bist doch mein Geisterhelfer!«
    Ihre tastende Hand suchte nach dem nächsten Halt… und tauchte plötzlich ins Leere. Ein Schwall kühler Luft strich über ihre Finger. Flechte keuchte überrascht. In ihren Augen glomm ein Fünkchen Hoffnung auf. Vorsichtig zog sie sich näher heran und spähte in eine kleine Höhle.
    »… du mußt in eine Höhle auf dieser Welt gehen. Sie wird dunkel sein und kalt. Aber dort brennt ein Feuer.«
    Angst strömte durch ihre Adern. Was erwartete sie da drin?
    Über ihr erklangen noch immer die Schreie der sterbenden Krieger.
    Sie fiel auf die Knie und kroch in die Höhle.
    Brutal riß Hagelwolke dem Feind die mit Muschelintarsien verzierte Kriegskeule aus der Hand und steckte sie in seinen Gürtel. Leblos sank der Körper des Mannes zu Boden. Blut strömte aus der Wunde, die der in seiner Brust steckende Pfeil aufgerissen hatte. Hagelwolke holte tief Luft. Ein fast schwindelerregendes Triumphgefühl ergriff von ihm Besitz. Er überblickte das Hochplateau und starrte auf die geschundenen Körper seiner Feinde. Noch gaben zwei der Krieger schwache Lebenszeichen von sich, doch ihr Todeskampf währte nicht mehr lange.

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