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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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beschwörend, als versuche er, sich selbst davon zu überzeugen. »Vielleicht geht ja alles gut.«
    In seinem schwingenden goldenen Gewand umkreiste Petaga den nicht scharf abgegrenzten Fleck auf dem Boden der Inneren Kammer. Im flackernden senfgelben Licht sah dieser Fleck aus wie eine Pfütze aus Sumachbeerenfarbe: dunkel und braun.
    Versorgt mit Nahrung und Getränken für seinen Geist, war Jenos im Haus der Toten auf dem Beinhügel aufgebahrt worden. Sklaven hatten den kopflosen Leichnam gewaschen und sein Fleisch in dem aus den Feuerschalen aufsteigenden Rauch der Zedernrinde gereinigt. Das Ritual dauerte sechs Tage, dann würde Jenos in einem durch Stämme befestigten Grab im kegelförmigen Hügel neben dem Tempel bestattet werden. Seine Frau würde man neben ihn legen …
    Der Brauch verlangte, daß sie von einem Verwandten erwürgt wurde - das bedeutete, von Petagas eigener Hand. Ich kann das nicht. Mir wird schlecht bei dem Gedanken. Mein Blut verdünnt sich zu Wasser.
    Jenos' Sklaven und alle, die dem Mondhäuptling verpflichtet waren, mußten sich ebenfalls zur Strangulation zur Verfügung stellen. Die Sonnengeborenen unter ihnen begrub man anschließend entlang der Hänge. Die Nichtadeligen wurden verbrannt und ihre Asche über den Grabhügel verstreut.
    Schließlich käme noch eine neue Schicht Erde auf den ganzen Hügel - Tribut für einen auf abscheuliche Weise ermordeten Führer.
    Belastet von zwiespältigen Gefühlen tiefsten Leids und höchster Verantwortung hatte Petaga erst nach geraumer Zeit den Mut aufgebracht, den heiligen Raum erneut zu betreten. Das Gefühl, als sei etwas Entsetzliches anwesend, legte sich schwer auf seine Seele und drohte ihn zu ersticken. Das leise Gemurmel der Sternengeborenen, die vor dem Altar mit dem Kriegsführer von River Mounds, dem großen Hagelwolke, sprachen, drang zu ihm herüber.
    In der Erinnerung sah Petaga noch einmal seinen Vater vor sich, den letzten warmen, zuversichtlichen Blick, den er ihm geschenkt hatte. Petagas Magen zog sich vor Schmerz und Haß zusammen, seine Knie begannen zu zittern. Noch zweimal umkreiste er den Blutfleck, dann blieb er stehen und blickte grübelnd über die in den ausladenden Tonschalen brennenden heiligen Feuer zum Altar.
    Verunreinigt! Dachsschwanz hatte Blut und Gewalt in den heiligen Raum gebracht. Zu viele Menschen waren hier gestorben. Wie sollte man ihn jemals reinigen? Bei der nächsten Zeremonie mußten sie, nachdem Nachtschatten die rituellen Gesänge gesungen hatte und spezielle Opfergaben dargebracht worden waren, die Feuer mit Wasser löschen und wieder anzünden. Aber würde das genügen? Wie sollte man die Wände und das Dach reinigen?
    War die Entweihung nicht zu groß? War nicht das gesamte Gebäude mit Schmutz besudelt worden?
    Die ganze Spitze des Hügels mußte gereinigt werden - zu nackter Erde verbrannt und mit festem Lehm bedeckt werden, bevor eine neue Schicht Erde aufgetragen wurde.
    Sich der leichten Berührung des Bösen bewußt werdend, blickte er sich um. Die auf die weiß gekalkten Wände gemalten Figuren der Tiere, der Ungeheuer und des Langnasigen Gottes beobachteten ihn herausfordernd. Petaga hob die Hände und musterte prüfend die feinen Linien auf seinen Fingern und in den Handflächen. Er schloß die Augen, ballte die Hände zu Fäusten und preßte sie zusammen, bis die Muskeln seiner Unterarme schmerzten.
    Mit diesen Händen mußte er seine Mutter am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang erwürgen. Und wie viele andere noch? Der Raum verschwamm vor seinen Augen, höchste Verzweiflung befiel ihn. Er knirschte mit den Zähnen. Ich kann das nicht! Ich werde Schande über mich und meinen Stamm bringen - über ganz River Mounds.
    In diesem Fall mußte Jenos allein in das Leben nach dem Tode gehen, verspottet von den anderen Geistern. Bereits die Erniedrigung, ohne Kopf in die Unterwelt gehen zu müssen, war Schmach genug.
    Doch Jenos würde weitere Schande nicht erspart bleiben, wenn die anderen Geister glaubten, seine Frau habe ihn verlassen und sein ältester Sohn sei ein Feigling.
    Petaga wandte sich um. Fieberhaft überlegte er, ob er nicht Nachtschatten zu sich rufen und um Rat fragen sollte. Doch sogleich fielen ihm die Berichte ein, denen zufolge sich vor Angst zitternde Nichtadelige im Gras am Ufer des Vaters der Wasser versteckt und beobachtet hatten, wie Nachtschatten in Dachsschwanz' Kanu flußaufwärts gepaddelt wurde. Was war mit ihr geschehen? Wollte Tharon sie töten? Oder handelte es

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