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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Zuerst Binses Tod und nun dies. Wessen Blut befleckt ihre Kriegshemden? Hör gut zu! Sie prahlen mit ihren Taten!«
    Rohes Gelächter umzingelte sie und schien sich in sie hineinzufressen wie eine widerliche ansteckende Krankheit. Von einem farbenprächtig bemalten Kanu zum anderen riefen sich die Krieger prahlerisch ihre Geschichten zu.
    »Ha!« krähte einer der Krieger hinter ihr triumphierend. »Ich habe sieben Männer getötet und drei Frauen genommen! Im nächsten Winter seht ihr dort Söhne von mir!«
    Die Kanus glitten dicht an den mit Minze bewachsenen Ufern des Cahokia Creek entlang. Die Luft war vom bläulichen Rauch der Kochfeuer und den qualmenden Heizfeuern verpestet. Die Nachricht von Dachsschwanz' Rückkehr hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Hunderte waren von den vor der Stadt liegenden Maisfeldern herbeigeeilt und säumten die Ufer.
    Nachtschatten kniete in der Mitte des Führungskanus; ihre gefesselten Hände baumelten gefühllos auf ihrem Rücken. Der Gestank der sich dicht um sie drängenden Krieger reizte ihren Magen. Gerüche nach Blut, Urin und zerfetzten Eingeweiden belästigten sie. Sie versuchte, die Luft anzuhalten, doch dadurch pulsierte Schwester Datura nur noch stärker durch ihre Adern. Die Farben wirbelten durcheinander, Blau verschmolz in kräuselnden Wellen mit Braun, verwandelte sich in Grün und Hellgelb und verband sich wieder schlagartig mit den Farben von Himmel, Pflanzen, Erde und Wasser. Gegen Nachtschattens Willen riß Schwester Datura das blendende Licht der Sonne aus den Wolken und ließ es wie flüssige Kristalle über die um das Boot strömenden Wellen tanzen.
    Ihr drehte sich der Magen um. Sie stieß mit den Schultern zwei Krieger beiseite, schob sich an den Rand des Kanus und übergab sich in den aufgewühlten Fluß. Hilflos hing sie über Bord, schwebend zwischen Wasser und Himmel wie eine verbannte Göttin. Ihr Körper zitterte. Sie erbrach sich, bis sich ihr leerer Magen nur noch in verzweifelter Qual verkrampfte.
    »Du bezahlst den Preis für deinen heiligen Tanz. Spürst du den Schmerz, Nachtschatten? Ich bin noch da … noch da …«
    Die Krieger im Boot verstummten und beobachteten sie gespannt. Nachtschatten versuchte, sich zurückzuziehen und ins Boot zu setzen, aber ihre Muskeln gehorchten ihr nicht. Sie stemmte die Knie gegen den Rumpf und stürzte fast aus dem Kanu. Ihre langen Haare ergossen sich ins Wasser, wogten in schlängelnden Mustern unter ihr. Mit den auf dem Rücken gebundenen Händen war es ihr beinahe unmöglich, das Gleichgewicht zu halten.
    »Hilfe. Helft mir. Irgend jemand …«
    Entsetzt wichen die Krieger hinter ihr zurück. Jeder war eifrig darauf bedacht, die Berührung mit ihrem von Geistern besessenen Fleisch zu vermeiden. So viele Krieger drängten sich auf der anderen Seite des Kanus, daß das Boot stark zur Seite kippte. Aufgeregtes Gemurmel setzte ein. Überall von den Ufern des Flusses aus starrten Menschen herüber.
    Nachtschattens rotes Kleid hatte sich um ihre Beine gewickelt, sie konnte sich kaum bewegen. Völlig erschöpft und verzweifelt über die Aussichtslosigkeit ihrer Lage begann sie zu weinen.
    Erstauntes Geflüster erhob sich hinter ihr, und gleichzeitig fühlte sie, wie das Kanu unter dem tastenden Schritt eines Mannes ins Schwanken geriet. Jemand legte seine Arme um sie und zog sie ins Boot zurück. Als sie den Blick hob, sah sie direkt in Dachsschwanz' nachdenkliche Augen. »Alles in Ordnung? Ist das der Geist von Schwester Datura?«
    Nachtschatten ließ den Kopf auf die Brust sinken. Sie sagte nur: »Sie ringt jedesmal mit mir um mein Leben.«
    »Kann ich irgend etwas für dich tun?«
    »Nein. Es ist allein eine Sache zwischen ihr und mir ein alter Tanz. Wir kennen die Schritte der anderen zu gut.«
    »Würde es helfen, wenn du dich hinlegst?«
    Nachtschatten musterte forschend sein derbes Krötengesicht und fragte sich erstaunt, warum ausgerechnet er ihr Hilfe anbot. Dieser Mann hatte sie aus ihrer Heimat entfuhrt, sie in dieses fremde Land verschleppt und dem bösartigen Sonnenhäuptling Gizis - Tharons Vater - ausgeliefert. »Ja«, antwortete sie schlicht.
    Dachsschwanz stützte sie mit einer Hand an den Schultern und half ihr, sich auf den Boden des Kanus zu legen. Als sie sich an den Rumpf schmiegte, sah sie die dunkelbraunen Blutflecken auf seinen Lederstiefeln. Ihre Seele schrie auf. Schwester Datura raunte: »Das ist vielleicht das Blut von Jenos oder Goldrute oder …«
    Dachsschwanz richtete sich

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