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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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immer mit großer Würde und Ehrerbietung. Aber Klebkraut? Was für ein Narr er doch war.
    »Also, was gibt es Neues?« Sumach drehte sich um und sah Nachtschwalbe an. Ihr kurzer, grauer Zopf schimmerte im roten Licht des Feuers.
    Nachtschwalbe hob sein Stück Mammutfleisch zum Mund und biß hinein, riß ein Stück heraus und kaute zufrieden. »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Alle beklagen sich, daß Mammutelfenbein so knapp ist. Aber was kann ich machen? Ich komme auch nicht daran.
    Andererseits habe ich viel mit Teer von den brodelnden Teerlöchern südlich von hier gehandelt. Alle benutzen es unter der Sehne, mit der sie ihre Speerspitzen festbinden. Es hält viel länger als Kiefernharz. Und -« er hielt inne, um ein weiteres Stück Fleisch abzubeißen, gestikulierte dann mit dem angebissenen Rest in der Hand - »ich bin sicher, daß ihr von den bösen Geistern gehört habt, die Krankheiten in die Berge gebracht haben. Letzte Woche ist eine neue Krankheit ausgebrochen.
    Schrecklich. Die Menschen bluten aus dem Mund und schlagen wie wahnsinnig um sich. Eine Menge Tote, habe ich gehört.«
    »Wo?« fragte Sumach.
    Nachtschwalbe machte eine umfassende Bewegung mit der Hand. »Sie hat im Schlafender-Donner-Dorf angefangen, doch ich denke, inzwischen ist sie schon im Tochters-Geburt-Dorf angekommen.«
    Sumach tauschte einen entsetzten Blick mit Melisse. Wenn die Krankheit in einer Woche durch sechs Dörfer gekommen war, mußte sie sich sehr schnell ausbreiten. Es war furchteinflößend. »Warst du da, Nachtschwalbe? Hast du gesehen, was passiert ist?«
    »Nein, ich nicht.« Nachtschwalbe schüttelte den Kopf. »Ich reise nie durch Dörfer mit Krankheiten.
    Ich kenne einen Händler, der getötet wurde, ja, wirklich getötet, weil die Leute glaubten, daß er vom bösen Geist der Krankheit besessen sei. Du verstehst schon, sie dachten, daß er die Geister von einem Dorf zum nächsten trüge. Ich bin ein neuer Händler. Ich kann kein solches Risiko eingehen.«
    Melisse zog die Kalbshaut über seinen Schultern zurecht, drehte mit den Händen sein langes Haar auf und steckte es fest, um sein rechtes Ohr vor dem beißend kalten Nebel zu schützen. »Das muß der Grund sein, warum Sonnenjäger nicht da ist. Hast du irgend etwas über ihn gehört? Ist er immer noch in den Bergen?«
    »Noch immer im Strauchnuß-Dorf, denke ich.«
    »Er war dann also ziemlich lange da.«
    »Ja.« Nachtschwalbe nickte. Seine Hakennase glänzte im Feuer, als er Melisse direkt ansah. Sein Mund war fettverschmiert. »Die Nachrichten aus dem Strauchnuß-Dorf sind sehr schlecht. Jemand hat mir gesagt, daß Dutzende gestorben sind.«
    »Dutzende?« Sumachs eingefallene alte Lippen zuckten. »Bist du sicher? So viele?«
    Nachtschwalbe versenkte die Zähne in den verbliebenen Rest Fleisch und kaute geräuschvoll. »So berichtet man auf den Handelspfaden.«
    Melisse preßte Sumachs Hand. Sie hatte Verwandte im Strauchnuß-Dorf, Vettern zweiten Grades, die sie sehr mochte. »Ich bin sicher, daß es ihnen gutgeht«, sagte er beruhigend. »Wenn Berufkraut und Balsam zurückkommen, werden sie Genaueres wissen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Irgend jemand hätte bestimmt einen Boten geschickt, wenn … wenn meinen Vettern etwas passiert wäre.« Sumach schüttelte den Kopf, als hätte sie die Sorgen damit abwehren können. »Der Gedanke ist entsetzlich. Es tut zu weh. Was gibt es sonst noch Neues, Nachtschwalbe?«
    »Nun, es gibt wie immer Überfälle. Der Häßliches-Faultier-Klan und der Rothund-Mond-Klan rauben sich noch immer gegenseitig die Frauen und brennen einander die Dörfer nieder.«
    »Das sind keine Neuigkeiten. Sie überfallen sich ständig gegenseitig. Ich glaube, sie machen das nur zum Spaß«, sagte Sumach. »Was gibt es noch?«
    Nachtschwalbe hob das Kinn und starrte blicklos in den Nebel, als entschiede er gerade, wovon er erzählen solle. »Da ist etwas Interessantes. Die Geschichte kommt von den Dörfern weit im Osten auf der Seenplatte. Anscheinend ist eine sehr schlechte Frau auf dem Weg hierher zur Küste. Sie hat Blutschande begangen, und ihr Mann verfolgt sie.«
    »Woher weißt du, daß sie in diese Gegend kommt?«
    »Ihr Mann ist der Händler Stechapfel. Habt ihr ihn je getroffen?« Als Melisse und Sumach übereinstimmend den Kopf schüttelten, zuckte er mit den Schultern. »Er ist ein sehr berühmter Händler, aber er bereist überwiegend die Gebiete nördlich und östlich von hier. Wie auch immer, dieser Stechapfel hat

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