Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste
menschliche Jäger sich in schnellem Tempo über Nord- und Südamerika ausbreiteten?
Das Aussterben könnte eine Folge der Umweltveränderungen am Ende des Pleistozäns gewesen sein.
Wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, daß die Großtierpopulationen sich aus irgendeinem unbekannten Grund nicht so erfolgreich an diese Veränderungen anpassen konnten, wie sie dies vorher jedesmal getan hatten. Es mag klimatische Problemfaktoren gegeben haben, die wir gegenwärtig noch nicht verstehen. Es bleibt jedoch die Tatsache bestehen, daß die
Großtiere die Klimaveränderungen eigentlich hätten meistern müssen.
Wir wissen mit Sicherheit, daß Menschen diese riesigen Tiere gejagt und mit ungewöhnlichem Geschick getötet haben. An archäologischen Fundstellen wurden von Schlachtwerkzeugen umgebene Mammutskelette mit zwischen den Knochen eingebetteten Speerspitzen gefunden. Es gibt jedoch auch Fundstellen, die so aussehen, als seien dort Mammuts in großer Zahl gestorben. An diesen Stellen gibt es keinerlei Hinweise auf menschliche Jäger.
Wahrscheinlich hat eine Kombination mehrerer Faktoren das Aussterben herbeigeführt. Die ums Überleben kämpfenden Großtiere waren ohne jeden Zweifel durch die dramatischen Umweltveränderungen geschwächt und starben an natürlichen Ursachen; möglicherweise wurden sie auch von Krankheiten befallen. In ihrer Schwäche waren sie außerdem eine leichte Beute für menschliche Jäger. Die Großtiere haben vermutlich Gebiete mit weniger schwierigen Umweltbedingungen aufgesucht und sich dort konzentriert. Die kalifornische Küste war sicherlich solch ein Ort. Die Tioga-Eiszeit in der Sierra bot den Großtieren eine willkommene Zuflucht, hier gab es noch die von ihnen bevorzugten Futterpflanzen oder Beutetiere.
Die menschlichen Jäger folgten den Großtieren. Obwohl verschiedene Arten seit einer Million Jahren in Nordamerika gelebt und sicherlich Fähigkeiten entwickelt hatten, sich an Umweltveränderungen anzupassen, besaßen sie nicht die Fähigkeiten, mit denen sie einem so unbarmherzigen Räuber wie dem Menschen hätten entgegentreten können. Die Menschen waren gewiß nicht die einzige Ursache des Aussterbens - sie haben die Großtiere nicht ausgerottet -, doch haben sie ohne Zweifel zu ihrem Verschwinden beigetragen, und es kann sehr gut sein, daß sie der Tropfen waren, der das Faß zum Überlaufen brachte.
Und immer, wenn Menschen feststellen müssen, daß die Zahl der Tiere dahinschwindet und die Welt von unerklärlichen Veränderungen erschüttert wird, beginnen sie, sich große Sorgen zu machen. Als Beispiele seien hier der Paiute-Prophet Wovoka genannt, der in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zum Geistertanz aufrief, oder auch die moderne Umweltbewegung. In der hier zur Diskussion stehenden Periode hat man vermutlich um eine Wiederkehr der alten Zeiten, eines verlorenen paradiesischen »Goldenen Zeitalters", gebetet. Wir nennen dies »nativistische"
Bewegungen.
Die Mythen und Rituale, die Sie in dem vorliegenden Buch finden werden, sind den Überlieferungen einer Reihe von Stämmen in
Kalifornien und Arizona entnommen. Die Miwok glaubten an eine Öffnung im Horizont, durch die die Seelen ins Himmelsland gelangen konnten. Das Thema des »Sterbenden Gottes" beruht auf den Erzählungen der Luiseno, die in dem Gebiet der heutigen Bezirke Orange, Riverside und San Diego lebten. Das Labyrinth von Sonnenjäger entstammt der Überlieferung der Pimas und Papagos. Der Geheimbund des Talth Lodge existierte bis 1940 im nordkalifornischen Yurok-Stamm.
Viele Pflanzen wurden wegen ihrer medizinischen Eigenschaften genutzt, insbesondere solche aus der Gattung der Weidengewächse wie etwa Pappel, dreieckblättrige Pappel und Espe. Sie alle enthalten einen aspirinähnlichen Bestandteil, die schmerzstillende und entzündungshemmende Salicylsäure.
Schließlich wurden die Ameisen-Tortur und die Anwendung von Stechapfel, Purpurwinde und Tabak zu visionären Zwecken von den Stämmen in ganz Kalifornien, Nevada und Arizona praktiziert, insbesondere jedoch von den Kitanemuks, Luisenos, Tubatulabals, Chumashs und Gabrielinos.
»Das Volk an der Küste" spielt am Ausgang der Tioga-Eiszeit, als die starken Klimaveränderungen ein wechselhaftes und unberechenbares Wetter erzeugten. Die Großtiere, von denen die prähistorischen Völker sich genährt und mit deren Fellen sie sich vor der Kälte geschützt hatten, verschwanden rasch.
Die Gräser, die Bäume, sogar der Boden
Weitere Kostenlose Bücher