Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
friere, Mama. Ich will nach Hause. Ich will es warm haben. Bitte, können wir nicht nach Hause gehen?«
    »Leider geht das nicht, Silberwasser. Noch lange nicht.« Vielleicht niemals.
    Eine Hand legte sich sanft auf Sternmuschels Schulter, und Langer Mann sagte: »Manchmal gehen die Missetaten einer Generation auf die nächste über. Ich wünschte, es wäre euch erspart geblieben.«
    Sternmuschel antwortete bitter: »Ich weiß. Aber wir haben wohl keine Wahl?«
    Sein Blick wanderte in die Ferne, als sähe er einen anderen Ort in einer anderen Zeit. »Nein. Es gibt nur eine Wahl, und das ist Sühne. Jemand muß für die Fehler der Vergangenheit zahlen.«
    »Mama, warum müssen wir weggehen?« Silberwasser blickte unsicher von Sternmuschel zu Langer Mann.
    Sternmuschel stand mühsam auf und wischte ihrer Tochter die Tränen von den Wangen. »Komm, Liebes, wir wollen weiter. Wenn wir gehen, wird es uns auch wärmer.«
    »Mama, ich will nicht.«
    »Pst, mein Kind. Wir müssen jetzt tapfer sein. Und stark.«
    Sternmuschel zog ihre Tochter mit sich und setzte mechanisch einen Schritt vor den anderen. Wenn sie sich auf den Weg konzentrierte, könnte sie vielleicht die Erinnerungen verdrängen.
    Otter legte Reiser auf das prasselnde Feuer, das Funken sprühte. Sie lagerten an einem Strand, hinter dem sich Wald erstreckte, ein Gewirr aus ineinander verflochtenen Zweigen und von Schlingpflanzen umwachsenen Baumstämmen. Der Fluß, der gleichmäßig dahinströmte, pulsierte im Einklang mit Otters Herzschlag.
    Er roch den Duft und nahm die Kraft des Flusses in seine Seele auf, um seinen geschwächten Lebensgeistern neuen Auftrieb zu geben. Die Erregung, in die ihn eine neue Reise sonst immer versetzte, wurde von düsteren Vorahnungen überlagert.
    Fast den ganzen Vormittag war Nieselregen gefallen. Grüne Spinne hockte jetzt neben dem Feuer und blickte wie gebannt auf einen Kochtopf, in dem eine Brühe brodelte, die einen köstlichen Duft verströmte.
    Otter blickte zu Wellentänzer, der weiter südlich auf dem Ufer lag. Der Fuchskopf am Bug war im Dämmerlicht kaum zu sehen. »Das Essen ist zu kalt«, bemerkte Grüne Spinne. Er rümpfte die Nase.
    »Gülle riecht besser als dieses Zeug.«
    »Wird also toll schmecken, was?« meinte Otter und zog eine Braue hoch.
    »Dich würde ich nicht einmal einen Felsbrocken kochen lassen.«
    »Gut, ich werde dir morgen einen kochen, das heißt, wenn wir einen finden.«
    »Die finden wir überall.« Grüne Spinne grinste auf die dicke Suppe hinab.
    »Tatsächlich?« Otter nahm ein Stück Brennholz. »Du weißt sicher, daß die Leute hier im Tal Kochtöpfe aus Ton benutzen, oder? Sie haben nämlich keine Steine, die größer als ein Sandkorn sind. Außerdem kann man diesen Ton verschiedenartig formen, so daß er sich unterschiedlich erhitzt.«
    »Hätte ich nicht gewußt.« Grüne Spinne legte die Stirn in Falten. »Das kann man noch nicht essen. Ist noch nicht fertig.«
    »Na schön, nimm deine Schale und schöpf dir was.« Otter neigte den Kopf. »Aber laß bloß was für Schwarzschädel übrig, der sucht nämlich nach einem Vorwand, um dir Arme und Beine ausreißen zu können.«
    Grüne Spinne füllte sich Suppe in seine Holzschale, setzte sich auf die gekreuzten Beine und blies geräuschvoll auf die Suppe, um sie abzukühlen.
    Da tauchte Schwarzschädel wie ein Geist aus dem Dunkel auf. Wie ein gefährlicher Bär ließ er sich am Feuer nieder und starrte Grüne Spinne mit Abscheu an.
    »Was gefunden?« fragte Otter.
    Der Krieger schüttelte den Kopf. »Nur alte Spuren. Wer immer hier vor uns kampiert hat, ist nur eine Nacht geblieben. Das muß die kriegerische Einheit gewesen sein, die ich sah, als ich mit den Ältesten flußabwärts fuhr.«
    »Die Khota«, brummte Otter.
    »Sie hatten eine Frau dabei.«
    Otter erzählte ihm die Geschichte von Perle und ihrer Verlobung mit Wolf der Toten.
    »Dieser Wolf der Toten«, fragte Schwarzschädel, »ist er ein mächtiger Krieger?«
    Otter sagte: »In seinem Land ist er so bekannt wie du im Umkreis der Stadt der Toten. Er ist ein richtiger Totschläger, aber davon abgesehen, seid ihr so verschieden wie Tag und Nacht. Von deiner warmherzigen und gewinnenden Persönlichkeit hat er nichts.«
    Schwarzschädel betrachtete ihn mit glitzernden Augen, während Grüne Spinne geräuschvoll seine Suppe schlürfte. »Manchmal verwirrst du mich, Händler, aber lassen wir das jetzt. Offenbar hast du für die Khota nichts übrig. Ich nehme an, du hast schon mit

Weitere Kostenlose Bücher