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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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den Packen, seine Schnauze schnüffelnd in den Wind gestreckt, sein dichtes schwarzweiß-braunes Fell zerzauste der Fahrtwind.
    »Das wird eine lange, schwere Wanderung werden«, verkündete Grüne Spinne. »Mir tun die Füße jetzt schon weh.« Dann nahm er sein Paddel, schlug es aber in die falsche Richtung und spritzte den Krieger völlig naß.
    »Du Narr! Gleich komm' ich nach hinten und zerschlag' dir dein Paddel überm Kopf!«
    »Grüne Spinne!« sagte Otter nervös, »Schwarzschädel und ich werden schon allein mit dem Paddeln fertig.« Doch der Verdreher paddelte nur noch eifriger, bis Schwarzschädel aufstand und sagte:
    »Genug, du Idiot! Paddel jetzt nur noch etwas stärker und ich schieb dir dein Paddel in den Schlund.«
    Grüne Spinne legte gehorsam sein Paddel ab und seufzte.
    Schwarzschädel murmelte ärgerlich einen unverständlichen Fluch.
    Alles verdreht! Na, das wird ja eine interessante Fahrt werden, sagte sich Otter. Als er zurückschaute, sah er Rote Mokassins am Ufer stehen, eine schlanke, braune Hand über den Augen, um die Sonne abzuschirmen.
    Laß los! Du mußt das jetzt alles hinter dir lassen.

13. KAPITEL
    Ich liege warm in meine Decken eingewickelt und bin schläfrig. Am ausgebrannten Feuer bewegt sich etwas - ein Wiegen… ein Schaukeln. Ich höre Füße im Schnee knirschen. Von weither ruft mich die Maske.
    Ihre Macht verliert an Kraft, als würde sie erdrosselt.
    Sie sind in die strahlende Dunkelheit entflohen.
    Es hat begonnen.
    Sternmuschel führte die Gruppe durch die stille Winternacht. Abertausende von Sternen funkelten am samtenen mondlosen Himmel, als sie auf der Heiligen Straße nach Norden gingen. Die eisige Kälte drang durch Sternmuschels Decke und in ihre Mokassins; bei jedem Schritt knirschte der gefrorene Boden unter ihren Füßen.
    Der Schnee, der auf den Felder hinter dem niedrigen Damm lag, schimmerte bläulich, und wie Schattenrisse standen die fernen Hügel vor dem Nachthimmel.
    Sternmuschel schaute auf Silberwasser, die ihre Hand fest umklammert hielt und mit ihren kleinen Beinen mühevoll Schritt zu halten versuchte.
    »Alles in Ordnung, mein Kind?«
    »Mir ist kalt, Mama. Ich habe solche Angst.«
    Langer Mann hinter ihnen sagte voller Anteilnahme: »Es tut mir leid, Silberwasser. Es wird sehr kalt werden heute nacht, und dieses Wetter wird wahrscheinlich längere Zeit anhalten. Aber du mußt mit uns kommen.«
    Der Magier stapfte mit seinen kurzen, krummen Beinen weiter durch den Schnee. Der Packen mit der Maske hing ihm wie ein Buckel auf dem Rücken, und die kleine Tasche mit dem Wolfskopf schwang unter seinem linken Arm hin und her. Sternmuschel fragte sich, ob er nicht auch eine bleierne Müdigkeit spürte.
    »Warum muß sie mitkommen?« fragte sie. »Was hat das kleine Mädchen mit alledem zu tun?«
    »Ihr Vater hat sich das Leben genommen«, sagte Langer Mann ernst. »Glaubst du, der Leuchtvogelclan würde das je vergessen? Willst du denn, daß sie von Wulstlippe und seinesgleichen immer wieder daran erinnert wird?« Traurig fügte er hinzu: »Welch eine Ironie. Die Macht wirkt über Generationen - manche werden errettet und manche verdammt.«
    Was bedeutete dieser gejagte Blick in seinen Augen? Sternmuschel unterdrückte ein Schaudern und betrachtete den kleinen Mann. »Ist denn alles verloren?«
    »Nein, junge Sternmuschel.« Sie konnte auch im Dunkeln sehen, daß er grinste. »Solange ihr beide gesund und munter seid, nicht. Und wir haben die Maske. Solange sind wir ganz sicher.«
    Sie fühlte sich dennoch unwohl und schaute sich genau den Verlauf der Heiligen Straße nach Norden an. Die Clans hatten zu beiden Seiten als Begrenzung parallel verlaufende Erdwälle errichtet. In einigen Jahren würde die ganze Straße von Erdwällen eingefaßt sein, und dann könnte man die gesamte Strecke von den Sonnenhügeln zur Sternhimmelstadt über die Dämme gehen. »Wohin gehen wir, Mama?« fragte Silberwasser.
    »Fort, mein Kind, weit fort, wo wir sicher sind. Wir gehen zur Sternhimmelstadt. Dort wirst du meinen Vater treffen, und es ist schön warm da.« Aber glaubte sie das selbst? Die furchterregende Nähe der Maske hatte sie gerade erlebt. Wie brachte der Magier nur die Kraft auf, sie zu tragen, ihre Nähe auszuhalten?
    Sie gewahrte den Schatten einer Eule, die geräuschlos über ein Brachfeld glitt. Ein verlassenes Gehöft lag unter einem Berg Schnee begraben. Erst in zwei, drei Monden würden die Besitzer zurückkehren und dann mit den Ritualen der Aussaat und

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