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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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deine Männlichkeit gar nicht den Weg zu einer Frau finden… außerdem würdest du sie auf der Stelle totdrücken.«
    »Oder sie ersticken. Na ja, träumen kann ich immer.« Steinfaust schaute zu, wie Bleiche Schlange sein letztes Bündel im Kanu verstaute. »Ich werde dich vermissen. Es ist immer ein Vergnügen, wenn du kommst. Leider nur alle zwei Jahre. Warum wohnst du am Rand der Welt?«
    »Mir gefällt es.«
    »Also dann, möge Bunte Krähe dich begleiten und beschützen.«
    »Und mögen deine Ahnen dich erhalten, Steinfaust.« Sie drückten sich die Hände und umarmten sich.
    Bleiche Schlange wollte gerade sein beladenes Kanu in die braune Flut schieben.
    »Warte!«
    Er hielt inne, und auch Steinfaust drehte sich um. Die Frau und das Kind kamen auf sie zugerannt. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er das Gesicht des Kindes sah. Er kannte diesen Blick.
    »Du bist Händler?« fragte die Frau. Beim Anblick der tätowierten Schlangen auf seinen Wangen kniff sie die Augen zusammen. Er konnte sehen, wie sich ihre Gesichtsmuskeln spannten. Sie sah aus, als hätte sie einen Ringkampf mit einem Waschbären verloren. Das kleine Mädchen war nicht besser dran.
    »Vielleicht bin ich Händler, aber das hängt davon an, was du tauschen willst. Ich habe ein Kanu voller Waren. Wenn du nicht an heiligem Feuerstein, Schieferpfeifen, Kupferahlen und Gänsefußsamen interessiert bist, habe ich einer Einheimischen nicht viel zu bieten.«
    Sie würde wunderbar aussehen, wenn sie gewaschen wäre und neue Kleidung trüge. Was mag wohl in diesem Bündel sein?
    Sie richtete sich etwas auf. »Ich muß zum Brüllenden Wasser. Kennst du den Ort? Ein Freund von mir…« Sie warf einen ängstlichen Blick auf Steinfaust und nahm dann Bleiche Schlange am Arm beiseite. »Kennst du den Magier der Langschädel, Langer Mann?«
    Bleiche Schlange erschrak, sein Inneres fröstelte. Wer war diese Frau mit den harten Augen? Sie redete wie eine Frau aus einer berühmten Familie der Plattformpfeifen, die seit langem in höchstem Ansehen stand. Nach dem feinen Schnitt ihres Gesichts und der zarten Nase zu schließen, mußte sie von den nördlichen Schlangenclans stammen. Im Zusammenhang mit Langer Mann hatte er nur von einer einzigen Frau gehört, auf die das alles paßte. »Du bist Sternmuschel.«
    Sie reagierte nicht, sondern fragte nur zurück: »Und du bist?«
    »Bleiche Schlange.« Und wenn ich soviel Verstand hätte, wie der Geheimnisvolle einer Stechmücke mitgegeben hat, würde ich auf dem Absatz kehrtmachen und weggehen!
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Kannst du…«
    »Und in dem Bündel«, sagte er nachdenklich, »ist die Maske von Bunte Krähe.«
    Ein leises Lächeln spielte um ihren vollen Mund. »Mach dir keine falschen Hoffnungen, Bleiche Schlange. Du scheinst ein gesunder Mann zu sein, ein Mann, der mit seinem Leben zufrieden ist.
    Außer meiner Tochter und mir sind alle Menschen tot, die diese Maske in den letzten vier Monden gesehen haben.«
    »Was willst du von mir?« fragte er kalt. Und was hat Langer Mann damit zu tun? Fast rechnete er damit, daß der Zwerg den Hang heruntergestürmt käme, und Bleiche Schlange behielt die Hügel im Auge. Und was würdest du dann tun? Ihm auf der Stelle das Genick brechen? Oder ihm nur die Arme ausrenken?
    »Daß du uns mitnimmst. Wir müssen zum Brüllenden Wasser, ich, meine Tochter und die Maske«
    Bleiche Schlange musterte das kleine Mädchen. Er war seltsam angerührt von der Macht, die er in ihren großen braunen Augen sah. »Wer hat euch zu mir geschickt?«
    »Langer Mann… kurz bevor Wanderdrossel ihn tötete. Das war letzte Nacht.«
    Bleiche Schlange schaute ihr scharf in die Augen, er wollte in ihrer Seele lesen. »Bist du sicher, daß Langer Mann tot ist? Ist es nicht bloß eine List?« Tot? Wirklich?
    »Der Kriegsherr Wanderdrossel hat letzte Nacht seine Eingeweide gekocht«, erklärte sie mit Fassung.
    »Nicht einmal der Magier könnte in dieser Lage einen Trick anwenden.«
    »Nein, das glaube ich auch… Ich frage mich aber, warum hat Langer Mann sich fangen lassen?«
    »Du bist kein gewöhnlicher Händler, Bleiche Schlange.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich kann den Namen von Langer Mann erwähnen, ohne daß du dich erschrocken umsiehst, ob wir nicht seinen zornigen Geist herbeirufen könnten.« Sie betrachtete ihn mit schmalen Augen. »Nein, du bist in keiner Hinsicht gewöhnlich.«
    Er spürte, wie Steinfaust die ganze Zeit mit Interesse zugehört hatte.

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