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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Stromschnellen meiden!«
    »Ja.« Der Fischer zögerte. »Mit so einem großen Kanu könnt ihr nicht vorbeikommen. Nicht einmal der Bärenclan wird euch helfen, so ein Boot zu schleppen. Warum bleibt ihr nicht hier und tauscht mit uns ? Wir bringen euch in einem kleinen Boot hinunter, damit ihr das Brüllende Wasser seht.«
    »Danke. Wir werden nicht über den Wasserfall gehen. Hier!« Otter warf dem Mann eine große rosa Schneckenmuschel zu. »Wir kommen wieder. Das ist für die Auskunft!«
    Der Mann fing die Muschel auf und lachte zufrieden. Er rief: »Denkt daran! Meidet die Stromschnellen!«
    »Bestimmt. Danke!«
    Schwarzschädel musterte Otters Gesicht, sah den unbeugsamen Mut eines Mannes, der fest an sein Schicksal glaubte.
    Ich sollte es ihm sagen. Aber das konnte er natürlich nicht. Otter würde etwas Dummes tun, vielleicht mit dem Kopf voran aus dem Kanu springen, nur um Schwarzschädel seine Entscheidung streitig zu machen.
    Auch Perle schien etwas zu wissen. Hatte der Händler ihr von seinem Plan erzählt? Wußten beide Bescheid?
    Nein, das konnte nicht sein. Sie betrachtet Otter noch immer mit einer so herzlichen Liebe. Keine Frau, auch nicht die tapferste, würde einen Mann so anschauen, wenn sie von seinem bevorstehenden Tod wüßte. Was auch immer Perle denken mag, sie glaubt nicht, daß Otter umkommt.
    Schwarzschädel straffte die Schultern. Sein Atlatl fühlte sich an der Hüfte warm an. Die Wurfspeere hatte er mit der gewohnten Sorgfalt bereitgelegt, auch die Kriegskeule lag griffbereit. Ab und zu berührte er sie verstohlen, um dem Holz, Stein und Metall Geist einzuflößen. Denn bald müßten sie zu ihrer letzten Herausforderung bereit sein.
    Ein Kriegslied, das sein Großonkel ihn gelehrt hatte, stieg in seiner Kehle auf, und als sie sich der Insel näherten, die der Fischer erwähnt hatte, begann Schwarzschädel, leise vor sich hin zu singen.
    So sollte ein richtiger Mann sterben!

47. KAPITEL
    Sternmuschel wunderte sich, als sie in den Fluß des Brüllenden Wassers einfuhren. Die Mündung war breit, und sie konnte die Strömung spüren, und in schneller Fahrt kamen sie an Fischreusen, Netzschwimmern, Muschelhaufen und Kanulandestellen vorbei.
    Durch Lücken zwischen den Bäumen sah sie Gehöfte und Felder und Leute, die sie im Vorbeifahren aus ihren Kanus grüßten.
    Sie blickte zur schrägstehenden Nachmittagssonne auf. Einen solchen Sonnenuntergang hatte sie noch nie erlebt, der ganze Himmel schien in Flammen zu stehen.
    Auch das Wasser, klar, tief und dunkel, besaß eine ungewohnte Macht. Trotz ihrer Erschöpfung paddelte sie unentwegt weiter.
    Sie drehte sich nach Bleiche Schlange um. Seine Augen loderten, sie spiegelten das Feuer, das in seiner Seele brannte.
    Silberwasser saß still hinter ihr, beobachtete, wie die Ufer vorbeizogen und das Wasser im gewundenen Flußlauf wirbelte und strudelte.
    »Da«, rief Bleiche Schlange, als der Fluß sich gabelte. »Lande an der Spitze, auf dem Sand!«
    Sternmuschel steuerte das Kanu auf den flachen Strand zu, während sie sich fragte, welcher Flußarm wohl zum Brüllenden Wasser führen mochte. Sie hörte das hohle Knirschen, als das Kanu auf den Strand setzte.
    Bleiche Schlange seufzte und zuckte zusammen, als er aufstand. Er stieg aus dem Kanu und warf sein Paddel auf das Ufer.
    Sternmuschel rührte sich nicht, sondern beobachtete seine Backenmuskeln, die die Schlangen auf seinen Wangen zum Leben erweckten.
    »Bleiche Schlange, was machen wir hier? Wir können hier doch nicht lagern. Wie weit ist es zum Brüllenden Wasser?«
    Er hob den ersten der Packen aus dem Kanu. Dann streckte er seine Hand aus, um ihr auf den Strand zu helfen. Sie preßte die Knie zusammen, weil sie wußte, daß sie wahrscheinlich beim ersten Versuch zu gehen, hinfallen würde.
    Zärtlich hob er Silberwasser aus dem Kanu.
    »Geh nicht weit weg, Silberwasser«, sagte er zu dem kleinen Mädchen. »Deine Mutter will bald weiterfahren.«
    Silberwasser nickte und schaute am Strand nach Muscheln und Treibholz.
    »Das hier ist ein besonderer Ort«, sagte Bleiche Schlange. »Hier teilt sich der Fluß - das tut er, so sagt man, weil er nicht über die Kante des Brüllenden Wassers springen und dann auf die scharfen Felsen stürzen will. Erst wenn er das Unausweichliche nicht mehr länger aufschieben kann, kommt er wieder zusammen und braust auf den schrecklichen Abgrund zu.« Sein Kinn zitterte. »Auch ich muß dem Unausweichlichen entgegentreten.«
    »Was hast du letzte Nacht

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