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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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fühlte sich wie betäubt und aus der Bahn geworfen. Blutschande ? Von allen scheußlichen Verbrechen…
    »Nein, Sternmuschel. Ich bin auch bloß eines seiner Opfer, wie deine Mutter, wie du. Ich bin sicher, daß er in seiner Verzweiflung glaubte, deine Mutter würde ihm wirklich vergeben, wenn er dich rettete.« Bleiche Schlange schloß die Augen, und über seine Wangen rannen Tränen. »Er schickte dich erst zu mir, als er wußte, daß sein Tod nahe war.«
    Sie schüttelte matt den Kopf. Nichts davon konnte wahr sein. Nichts!
    »Da wußte er es. Dort, an der Schwelle des Todes, wußte er, daß sie ihren Haß und Zorn auf seine Tat hinausschreien würde. Also schickte er dich zu mir. Ich war am richtigen Ort, und er setzte darauf, daß ich Mitleid mit dir haben und dir helfen würde. Ich weiß nicht, ob er plante, daß du - meine Schwester - und ich Blutschande begehen würden, oder ob er in seinen letzten Augenblicken nur wußte, daß ich dich retten würde. Es ist nicht wichtig. Mit Sicherheit wußte er, daß ich dich lieben würde.«
    Sternmuschel war noch einen Schritt weiter zurückgewichen. »Davon glaube ich kein Wort.«
    Bleiche Schlange deutete auf das Maskenbündel. »Glaubst du, daß die Maske das tat? Närrin! Der einzige Grund, warum Glimmervogel verrückt wurde, war, daß er nicht stark genug war. Er war nicht vorbereitet. Man muß lernen, wie man mit der Macht lebt, bevor man sie nutzen kann. Ein Bürschchen kann nicht einfach die Maske nehmen und durch die Augen eines großen Geistes blicken. Er wird wahnsinnig !«
    »Warum hat Langer Mann nicht durch sie geblickt? Er kannte das Wesen der Macht.«
    »Weil er die Maske benutzte. Indem er ihr die Schuld gab, verdeckte er seine eigenen bösen Taten.
    Die Macht ist nicht böse, so wenig, wie sie gut ist.« Sein Blick wanderte den Fluß hinauf, und er zuckte zusammen. »Nein! Noch nicht! Ich bin noch nicht fertig!«
    Sternmuschel drehte sich um, und ihr stockte der Atem. Oben am Fluß kamen vier Kanus um die Biegung.
    »Silberwasser!« rief Bleiche Schlange und winkte.
    Sternmuschel sah ihre Tochter lachend herankommen.
    »Ins Kanu, Schwester«, befahl Bleiche Schlange grimmig. »Ich werde tun, was ich kann. Schnell, paddle. Sonst wird Wanderdrossel vor Sonnenuntergang deine Eingeweide rösten. Ich verschaffe dir soviel Zeit wie möglich, aber rette die Maske! Und dich, wenn du kannst.«
    »Sie retten? Sie retten! Ich bin hergekommen, um sie zu vernichten!«
    »Tu es nicht! Los jetzt. Schnell!«
    Während Silberwasser hineinkletterte, stieß Bleiche Schlange das Kanu mit der Spitze nach Westen in die Strömung. »Nimm diesen Flußarm. Er ist kürzer. Noch haben sie dich nicht entdeckt. Halte dich nah am Ufer, bis du außer Sichtweite bist.«
    Sternmuschel paddelte verzweifelt, sie versuchte näher an das überwucherte Ufer zu gelangen. Dabei kämpfte sie gegen die Tränen an, die in ihren Augen schimmerten. Sie konnte es nicht glauben.
    Blutschande? Ich nicht… ich nicht!
    »Mama?«
    »Still, Kleines. Wir müssen uns beeilen. Wir müssen uns in Sicherheit bringen.
    Wenn es nicht schon zu spät war.
    Die Kanus flogen über den ruhigen Fluß des Brüllenden Wassers. Wanderdrossel saß im Bug des Ilinikanus und suchte die mit Bäumen bestandenen Ufer ab.
    Zwischen seinen Kriegern gingen unbehagliche Blicke hin und her. Es war eine Sache, vom Brüllenden Wasser zu reden, aber eine andere, mit ihm hinunterzustürzen. Es war ein verzweifeltes Rennen. Vielleicht war Sternmuschel schon am Wasserfall und warf gerade die Maske über die Kante.
    Und wenn es so ist, lasse ich sie tausend Tode sterben.
    »Paddelt!« schrie er. »Strengt euch an!«
    Die Männer hatten schon den ganzen Tag ein hohes Tempo gehalten. Wie konnte die Frau es nur so weit schaffen?
    Er hielt kurz inne, um seinen Brustharnisch aus menschlichen Kieferknochen zu berühren.
    Sternmuschels würde auch bald dabei sein. Ob mit Maske oder ohne.
    Ein Krieger rief: »Führer? Welche Richtung?«
    Wanderdrossel hob den Kopf, um die Gabelung des Flusses zu prüfen. Er bemerkte den Mann, der auf dem Strand stand, erst spät - ein Fischer zweifellos, einer aus den Siedlungen. Der Mann mußte den Weg kennen.
    Bevor Wanderdrossel Atem holen konnte, trug die kräftige Stimme des Mannes übers Wasser:
    »Wanderdrossel, Kriegsherr des Blauentenclans! Dreh bei!«
    Wanderdrossel erhob sich wankend und rief: »Wer bist du? Woher kennst du mich?«
    »Ich bin Bleiche Schlange! Ein Zauberer der

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