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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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wortlos, hoch aufgerichtet und mit steifen Rücken, als erwarteten sie, von Pfeilen getroffen zu werden.
    Als wollte er, daß Bunte Krähe ihn verstand, schrie Grizzlyzahn in der Händlersprache: »Ihr Feiglinge! Ihr fürchtet euch vor einem Idioten, der eine Maske trägt. Wärt ihr doch anstelle eurer tapferen Freunde ertrunken! Feige Hunde seid ihr!«
    Die Krieger stahlen sich einer nach dem andern davon, bis nur noch zehn bei ihrem Anführer standen.
    Wolf der Toten wandte sich an sie. Aufgeregt begann er zu reden und unterstrich seine Worte mit Gesten. Perle schien ihn zu verstehen. Sternmuschel spürte es mehr, als daß sie es sah, wie die Anhingafrau vorsichtig zum Wald hin zurückwich. Die Khota redeten aufgebracht miteinander, schrien sich an, zeigten auf die maskierte Gestalt, die gackerte, hüpfte und flatterte wie ein berauschter Vogel.
    Silberwasser sang nun ein anderes Lied, ein beruhigendes Schlaflied, das Sternmuschel ihr einst vorgesungen hatte, als sie noch ein Säugling war. Ihre Tochter sah wunderschön aus; in ihrem langen Haar glänzte das Gold des Sonnenuntergangs. Ihre Augen leuchteten von einem inneren Licht, wie es Sternmuschel noch nie gesehen hatte.
    Eine Träumerin? Mein kleines Mädchen?
    Bunte Krähe hüpfte und drehte sich immer noch, schlug mit den Armen wie ein Vogel im Flug und schien die Khota gar nicht zu beachten.
    »Schluß jetzt!« befahl Wolf der Toten schließlich in der Händlersprache. Wütend blickte er seine ängstlichen Krieger an. »Natürlich hat die Maske Macht! Könnt ihr es nicht fühlen? Und seht doch, was sie mit euren feigen Freunden gemacht hat! Weggejagt hat sie sie! Wie könnt ihr an der Macht der Maske zweifeln?«
    Den Kriegern war es unbehaglich. Wolf der Toten fuhr fort: »Aber ich bin mächtiger als diese Maske.
    Ihr habt es selbst gesehen, wie ich mich in einen Wolf verwandelte! Wie ich meinen Opfern die Kehle aufriß! Ich habe mich dieser Maske würdig erwiesen! Ich muß sie besitzen!«
    Sternmuschel war übel. Perle hatte sich inzwischen fortgeschlichen. Otter und Schwarzschädel lagen noch unter dem Ahorn; gefesselt und unbeweglich.
    Die Khota starrten auf Bunte Krähe.
    Wolf der Toten ging in der Hocke, die Arme ausgebreitet, auf die maskierte Gestalt zu. Seine Krieger griffen zu ihren Kriegskeulen und begannen, den geheimnisvollen Vogelmann einzukreisen.
    »Jetzt wirst du sterben, abscheuliches Weib aus dem Süden!« schrie Wolf der Toten gellend. »Und wir nehmen uns diese heilige Maske. Was unserem Clan auch geschehen ist - wenn wir diese Maske besitzen, werden wir unsere Familien rächen. Wir vernichten die Ilini bis auf den letzten Mann!«
    Bleiche Schlange war gerade durch einen Bach gewatet, der in den Fluß des Brüllenden Wassers stürzte, als er die vier schlanken Kriegskanus sah. Sie lagen wie tödliche Dolche hinter einem großen Händlerkanu mit einem Fuchskopfbug.
    Er kletterte die Felsen hinunter und schaute in das Kanu. Packen, Decken, Keramiktöpfe und zusammengerollte Matten lagen darin.
    Dann stieg er wieder zu dem Pfad hinauf, um die unzähligen Spuren in dem feuchten Boden zu lesen.
    Da hörte er ein verzweifeltes Winseln und blickte auf. Es war ein schwarzer Hund mit hellbraunen Augenbrauen und Beinen und einem schneeweißen Fleck auf der Brust. Der Hund schaute sich immer wieder um und winselte.
    »Was ist los, mein Freund?« fragte Bleiche Schlange. »Wo ist Sternmuschel?«
    Bei dem Klang erschrak der Hund und sprang ängstlich zur Seite.
    Bleiche Schlange neigte den Kopf. Das Tier wollte bestimmt zum Kanu des Händlers; zu den Kriegern gehörte es gewiß nicht.
    »Komm«, rief Bleiche Schlange. »Ich tu dir nichts. Ich…«
    Er spürte das Anschwellen der Macht. Die Maske! Jemand trägt sie! Er lief los. »Komm, Freund.
    Sternmuschel und Silberwasser brauchen uns.«
    Er begann zu laufen, sah, wie der Hund unschlüssig stehenblieb. Aber Bleiche Schlange lief weiter, duckte sich unter niedrigen Zweigen hindurch und umging die Büsche auf dem Pfad. Kurze Zeit später hatte ihn der Hund eingeholt und lief an seiner Seite.
    Da entdeckte er die Kriegskeule. Wie hatte sie nur den Kriegern entgehen können? Die Waffe lag schräg in einem Rosenbusch. Er spürte den Geist in ihr, als er seine Finger um den Griff schloß und sie aufhob. Glänzende Kupferstacheln ragten unter einem polierten Stein hervor, der zu zwei tödlichen Spitzen geschliffen war. Aber sie war so schwer! Was mußte das für ein Mann sein, der eine Keule wie diese

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