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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gehört.«
    Schwarzschädel brummte leise. »Dann sag mir, Händler, wo wir sind. Sollen wir nach Norden oder Süden fahren? Osten oder Westen? Heute morgen sagte Grüne Spinne, wir sollten nach Osten fahren.
    Vielleicht wecken wir den Narren und fragen, nur um…«
    »Nein. Nein, laß ihn schlafen.« Otter rieb sich den Hals. »Ich weiß nur, Schwarzschädel, daß das Brüllende Wasser östlich liegt.«
    »Und wenn es dunkel ist, wo geht es dann nach Osten?«
    Otter hob den Kopf und entdeckte die ersten Sterne.
    »Osten?« fragte Perle, die sich im Heck die Haare gewaschen hatte. Sie drehte die langen Strähnen, um das Wasser über der Bootswand auszuwringen, dann zeigte sie die Richtung. »Dorthin! Wir steuern ein wenig nördlich von der genauen Ostrichtung.«
    Otter fragte: »Du kannst die Sterne deuten?«
    Im schwindenden Licht sah er sie lächeln, und ihre weißen Zähne schimmerten. »Ich bin zu den Inseln weit draußen im Salzwassermeer gefahren, weißt du nicht mehr? Wenn man die Sterne nicht kennt, kommt man dort draußen um. Anders als auf dem Süßwassermeer kann man das Wasser nicht trinken.«
    Otter stellte die Richtung fest, indem er den Himmel beobachtete. Über Nacht würde sich das Bild verändern, er würde beginnen zu lernen.
    »Schwarzschädel, warst du den ganzen Tag wach?«
    »Einer mußte doch wach bleiben und aufpassen.«
    »Schlaf jetzt. Perle und ich, wir halten den Kurs in der Nacht. Am Morgen hast du dann die Sonne - und die guten Ratschläge von Grüne Spinne -, nach denen du steuern kannst. Im Osten finden wir Land.«
    Der Krieger nickte, und Otter ging wieder. Er hätte gern gewußt, warum Schwarzschädels Verhalten sich so verändert hatte. Außerdem machten ihn die Gefühle verlegen, die Perle in ihm geweckt hatte.
    »Wieso hast du nie gelernt, die Sternbilder zu erkennen?« fragte Perle. »Ich hätte gedacht, das wäre für einen Händler sehr wichtig.«
    Er wich ihrem Blick aus, um sein Verlangen, wieder den Arm um sie zu legen, zu verbergen. »Wenn wir reisten, erklärte Onkel mir die Strömungen der Flüsse, die Pflanzen, die Tiere und wie man Gefahren im Wasser erkennt. Du weißt, was der Flußgeist versuchte, mir zu sagen. Als ich das beherrschte, mußte ich noch lernen, welche Nebenflüsse in wessen Gebiete flössen, dann die unterschiedlichen Geschichten und Bräuche der verschiedenen Völker. Wußtest du zum Beispiel, daß ich sechsundzwanzig Frauen habe?«
    Sie blickte plötzlich kühl und abweisend. »Du hast gesagt…«
    Er lächelte. »Dazu mußt du etwas von Händlern und vom Handel verstehen. Vier meiner Frauen sind tot. Von den anderen sind die meisten glücklich mit anderen Männern verheiratet, bekommen von ihnen Kinder und erfüllen ihre Pflichten gegenüber ihrem Clan. Bei manchen Völkern, mit denen man Handel treibt, muß man Teil der Familie sein, ein Verwandter, sonst ist man kein richtiger Mensch.«
    »Was meinst du mit richtiger Mensch? Du hast die richtige Anzahl Beine, Arme und… na ja, auch alles andere.«
    Otter fühlte die Verlegenheit, die zwischen ihnen aufgekommen war.
    »Aber Teile allein machen keinen Menschen, Verwandte dagegen schon. Wie bei dir und Wolf der Toten. Heirate, und du gehörst zu zwei Clans, mögen sie noch so unterschiedlich sein. Oder man läßt sich adoptieren. Ich habe - warte - sechzehn, nein, siebzehn zusätzliche Brüder und mehr als eine Handvoll Väter über das ganze Land verstreut. Das ist deshalb so, weil man als Familienmitglied beim Handeln die eigene Familie nie betrügen, überlisten oder verraten würde.«
    »Ich sage dir, ein Anhinga würde es trotzdem tun.« Sie schien verbittert. »Es ist so still, nicht der geringste Laut zu hören.«
    Er lächelte und wünschte, er wüßte ihr das Richtige zu sagen.
    »Diese Frauen«, fragte sie endlich. »Wohnst du bei ihnen, wenn du ihre Clans besuchst?«
    »Nein. Ausgenommen bei Pantherfrau.«
    »Pantherfrau?«
    In ihrem Profil konnte er sehen, wie sie eine Braue hochzog. »Eine von meinen, hm, Frauen.
    Pantherfrau ist mindestens sechs mal zehn Jahre alt. Sie ist aus dem Morgensternvolk, das hoch im Norden am Trüben Fluß lebt. Ich glaube, sie ist mit der Hälfte der Händler, die ich kenne, verheiratet, und wenn ich dorthin gehen, um Bison, Antilope, Prärierüben oder Feuerstein vom Messerfluß zu tauschen, wohnen wir in ihrer Hütte. Sie ist… also wir alle nennen sie Großmutter. Aber ich könnte mir denken, daß sie als junge Frau einiges Aufsehen erregt

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