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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie in seiner Schuld, wenn sie es annähme?.
    Er hätte es dir nicht gegeben, wenn er dafür nicht etwas von dir erhoffte. Dennoch mußte sie es immer wieder anfassen. Das Leder war so weich. Es wäre so warm. Und ihr war lange nicht mehr warm gewesen.
    Entschlossen zog sie das wunderbare Kleid an und seufzte, so angenehm lag es auf ihrer kalten Haut.
    Sie strich es über der Rundung ihrer Hüften glatt und schaute an sich hinab. Leder paßte sich dem Körper an, aber das Kleid war ein bißchen zu klein; sie errötete, als sie bemerkte, wie es ihre vollen Brüste, den flachen Bauch und die schmale Taille hervorhob.
    Die kniehohen Mokassins waren leuchtend rot und aus dickem Leder. Begeistert schlüpfte sie hinein, und sie paßten, als wären sie für ihre Füße zugeschnitten worden. Riemen umschlossen die Wade.
    Sie rollte ihre alten nassen Kleider zusammen, hängte das Bündel mit der Maske um und stieg den Hang hinauf.
    »Stillgestanden, kleines Mädchen«, hörte sie Bleiche Schlange sagen.
    Beim Klang seiner Stimme lief Sternmuschel schneller. Dann konnte sie das Feuer sehen. Mit trotzigem Gesicht stand Silberwasser vor Bleiche Schlange, der etwas an ihrem Haar machte. Erst als Sternmuschel sich dazwischenstürzen wollte, bemerkte sie den Kamm.
    Bleiche Schlange hob mit einem ärgerlichen Blick den Kopf. »Hat das Kind keinen Kamm?«
    »Nein. Hör auf damit! Ich kämme ihr Haar… wenn sie angezogen ist!«
    Bleiche Schlange war ungehalten. »Macht das einen Unterschied? Haare habe ich seit… na, schon lange Zeit gekämmt. Ob man angezogen oder nackt ist, das macht keinen Unterschied!«
    »Das finde ich nicht.«
    Er machte weiter. »Halt still, Silberwasser. Auch wenn deine Mutter davon überzeugt ist, daß ich ein schmutziger Blutsauger bin, muß das noch lange nicht stimmen. Und sobald ich diesen Knoten entwirrt habe, bist du so hübsch wie eine polierte Schneckenmuschel.«
    Sternmuschel stutzte. »Dränge dich nicht zwischen mich und meine Tochter.«
    Er blickte zu ihr auf, sah das Lederkleid und bekam große Augen. »Jetzt weiß ich, daß der alte Dämon dich geschickt hat, um mich zu martern. Bei den Ahnen, Sternmuschel, du bist eine Schönheit.«
    »Nicht deine«, sagte sie kalt. »Und sobald meine Kleidung trocken ist, kannst du dein Kleid wiederhaben.«
    Endlich konnte er den Kamm frei durch Silberwassers Haar ziehen. »Siehst du, Kleine. Jetzt bleibst du hier stehen und läßt dein Haar am Feuer trocknen.«
    Er ging auf Sternmuschel zu und zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. Dann hob er den Kamm und runzelte die Stirn. »Dreh dich um!«
    »Du bist sehr anmaßend!«
    »Also gut, dann eben nicht.« Er legte den Kamm auf ihr Kleiderbündel und ging zum Feuer. Mit einem Stock schob er die Kohlen an den Topf. Ein köstlicher Duft entströmte ihm, und Sternmuschel spürte, daß sie großen Hunger hatte.
    Bleiche Schlange deutete auf ein Gestell aus Schößlingen, das er neben dem Feuer gebaut hatte. »Da kannst du die nassen Sachen zum Trocknen aufhängen. Du wirst dich in diesem Kleid wohl nicht so schrecklich unwohl fühlen, aber Silberwasser braucht trockene Kleidung.«
    Sternmuschel hängte die Kleider auf, dann legte sie das Maskenbündel neben sich und kämmte die Knoten aus ihrem Haar. Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn er es gemacht hätte. Aber er sollte die Finger von ihr lassen!
    »Warst du eine seiner Frauen?« fragte Bleiche Schlange leise.
    »Eine seiner…«
    »Von Langer Mann?«
    »Nein. Nein. Er behandelte mich immer mit großem Respekt. Beinahe mit… Traurigkeit.« Sie sah ihn flüchtig an. »Beunruhigt es dich nicht, seinen Namen auszusprechen? Sein Geist ist irgendwo, und glaube mir, nach allem, was er getan hat, ist sein Geist nicht sehr glücklich.«
    Bleiche Schlange musterte sie verstohlen. »Davon bin ich überzeugt. Sag mir, hat er dir jemals etwas geschenkt? Zu menschlichen Formen gedrehte Grasbüschel? Kleine Ledertaschen mit Armen und Beinen? Bündel aus zusammengebundenen Federn?«
    »Nein. Warum ?«
    Bleiche Schlange streckte seine Hand aus, um zu fühlen, ob Silberwassers Haar schon trocken war.
    »Trocken, Kleine. Wenn Mama uns den Kamm zuwirft, bringen wir es zum Glänzen.«
    »Ich kämme sie. Komm her, Schatz.« Während Sternmuschel den Kamm durch Silberwassers Haar zog, warf sie einen mißtrauischen Blick auf Bleiche Schlange. »Hat er es so gemacht? Er erzählte, er habe seine Macht gebraucht, um eine Frau zu täuschen, um sie zu nehmen … und sie träumte,

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